(neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu den Aussichten für den Gewinn je Aktie und Dividende für 2023/24, Mittelfristzielen und Digitalisierung; aktualisierte Kursreaktion)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Großhändler Metro
Für die schon länger gebeutelte Metro-Aktie ging es am Donnerstag aufwärts. Nachdem der Kurs am Mittwoch zwischenzeitlich auf ein Rekordtief von 5,78 Euro gefallen war, lag das Papier am späten Donnerstagvormittag zuletzt mit rund fünfeinhalb Prozent im Plus bei 6,14 Euro und gehörte damit zu den stärkeren Titeln im Nebenwerte-Index SDax
Analyst Volker Bosse von der Baader Bank zeigte sich von den Geschäftszahlen des Konzerns enttäuscht. Außerdem liege das Ziel für den bereinigten operativen Gewinn im neuen Geschäftsjahr niedriger als am Markt erwartet. Auch der Dividende kann Bosse nicht viel Positives abgewinnen. Der Großteil der Ausschüttung basiere auf Einmalgewinnen aus dem Verkauf des Indien-Geschäfts.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 verdiente der Handelskonzern unter dem Strich 439 Millionen Euro, wie er bereits am Mittwochabend nach Börsenschluss mitgeteilt hatte. Ein Jahr zuvor hatten hohe Abschreibungen auf das Russland-Geschäft, der Wertverlust des russischen Rubel und der Verkauf der Belgien-Sparte dem Unternehmen einen Verlust von 331 Millionen Euro eingebrockt. Zuvor hatte bereits die Corona-Pandemie für rote Zahlen gesorgt.
Nachdem die Metro-Aktionäre bei der Dividende zwei Jahre lang leer ausgegangen waren, sollen sie jetzt 55 Cent je Anteilsschein erhalten. Das sind 15 Cent weniger als für das Geschäftsjahr 2019/20.
Auf das neue Geschäftsjahr blickt die Metro-Führung mit gemischten Gefühlen. So soll der Umsatz in den zwölf Monaten bis Ende September 2024 währungsbereinigt um drei bis sieben Prozent steigen. Im abgelaufenen Jahr hatte er währungsbereinigt um neun Prozent auf 30,1 Milliarden Euro zugelegt, wenn man das zwischenzeitlich verkaufte Indien-Geschäft herausrechnet. Einschließlich Indien und Währungseffekten belief sich das Wachstum auf 2,7 Prozent.
Während der Vorstand in Russland für 2023/24 mit einem stagnierenden Umsatz rechnet, geht er im restlichen Osteuropa und in Asien von einem überdurchschnittlichen Wachstum aus. In Deutschland dürften die Erlöse nur unterdurchschnittlich zulegen, in Westeuropa etwa im Schnitt, hieß es weiter.
Trotz steigender Erlöse erwartet Vorstandschef Greubel im Tagesgeschäft 2023/24 eher weniger Gewinn als mehr: Nachdem das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) zuletzt um mehr als 15 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro gesunken war, hält er im laufenden Geschäftsjahr einen Rückgang um bis zu 100 Millionen für realistisch, oder auch einen Anstieg um bis zu 50 Millionen.
Vor rund einem Jahr hatten Hacker die Computersysteme der Metro angegriffen. Umsatzausfälle und hohe Kosten für die Behebung der Schäden waren die Folge und zogen den operativen Gewinn des Konzerns nach unten. Hinzu kamen deutlich gestiegene Kosten im laufenden Betrieb. Für das Geschäftsjahr 2023/24 erwartet Greubel einen weiteren Kostenanstieg.
Unterdessen investiert der Konzern weiter in die Digitalisierung und den Ausbau seines Liefergeschäfts. Bisher erteilten rund 50 Prozent der Kunden ihre Aufträge digital, sagte der Metro-Chef. Ziel des Konzerns seien 100 Prozent. Im Liefergeschäft sieht er eine große Geschäftschance: Greubel zufolge will der Großteil der Restaurants Ware vom Großhändler geliefert bekommen und nicht selbst im Großmarkt einkaufen. Metro hat daher jüngst den schwedischen Belieferungsspezialisten JHB übernommen.
Bis 2030 will das Management den Umsatz des Konzerns auf mehr als 40 Milliarden Euro nach oben treiben. Der bereinigte operative Gewinn soll bis dahin auf mehr als 2 Milliarden Euro klettern./stw/tav/mis
Quelle: dpa-AFX