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HANNOVER (dpa-AFX) - Im Streit um die neuen Sparpläne von VW
Wichtig sei, dass die Werkschließungen und betriebsbedingten Kündigungen, die VW nicht mehr ausschließt, vom Tisch kämen, betonte Benner. "Das sind für uns absolut rote Linien." Mit dem Konzern wolle man nun schnell ins Gespräch kommen, um gemeinsam über Lösungen zu verhandeln. "Was wir jetzt brauchen, ist Klarheit für die Beschäftigten", sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. "Deswegen wollen wir möglichst schnell in die Gespräche gehen mit dem Unternehmen und wollen keine lange Hängepartie."
Die eigentlich für Herbst geplante Tarifrunde bei Volkswagen
Peter Hartz verhinderte Massenentlassungen
Vorbild für die Vier-Tage-Woche könnte die Übereinkunft sein, mit der bereits vor gut 30 Jahren ein massiver Stellenabbau bei VW verhindert wurde. Auch damals steckte der Konzern in einer tiefen Krise, Zehntausende Stellen waren in Gefahr. Um das zu verhindern, vereinbarte der damalige VW-Personalvorstand Peter Hartz Ende 1993 mit der IG Metall eine flächendeckende Arbeitszeitverkürzung.
Alle Mitarbeiter an den sechs westdeutschen VW-Standorten arbeiteten fortan bei entsprechender Lohnkürzung 20 Prozent weniger. Die Regelung blieb mehr als zwölf Jahre in Kraft, erst im Oktober 2006 kehrten die VW-Mitarbeiter zur Fünf-Tage-Woche zurück. Im Gegenzug gab ihnen VW ab 1994 eine Beschäftigungsgarantie und schloss betriebsbedingte Kündigungen aus - eine Vereinbarung, die VW nun nach 30 Jahren aufkündigen will.
Widerstand gegen Sparpläne
Europas größter Autobauer hatte am Montag angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Betriebsbedingte Kündigungen und sogar die Schließung ganzer Werke, die bei VW bisher ebenfalls Tabu waren, werden nicht länger ausgeschlossen.
"Das rüttelt an den Grundfesten der Zusammenarbeit im Unternehmen", sagte Gröger. Das werde die IG Metall nicht hinnehmen. "Die Beschäftigten sind nicht die Verursacher der Probleme, in denen das Unternehmen jetzt steckt." Schuld seien vor allem Managementfehler und eine falsche Modell- und Elektrostrategie. "Insofern können und werden wir nicht akzeptieren, dass die Lösung dieser Probleme auf den Rücken der Beschäftigten ausgetragen sind."
Weil erwartet keine Werkschließungen
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil forderte Volkswagen erneut auf, Werksschließungen zu vermeiden. Es müsse vorher über Alternativen gesprochen werden, sagte der SPD-Politiker, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, dem Sender NDR Info. Zu konkreten Lösungsansätzen wollte er sich noch nicht äußern. Auch Weil erinnerte dabei an die Krise 1993/94. Wie damals müsse man auch nun schauen, "dass die Lasten angemessen verteilt werden zwischen allen Beteiligten", so Weil. "Und ich glaube, am Ende könnte so etwas auch diesmal wieder die Grundlage dafür sein, dass man sich verständigen kann."
Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte im VW-Konzern. Weil und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen für das Land im Aufsichtsrat. Zusammen mit den Arbeitnehmervertretern haben sie dort die Mehrheit, bei wichtigen Entscheidungen hat das Land ein Veto-Recht.
Ifo-Expertin trotz Krise zuversichtlich
Trotz Krise und mieser Stimmung in der deutschen Autoindustrie sieht Ifo-Expertin Anita Wölfl keinen Grund, die Branche abzuschreiben. "Es ist nicht die erste Krise, durch die die Automobilindustrie durch muss", sagt die Wirtschaftsforscherin. Und es werde auch nicht die letzte sein. In der Vergangenheit habe die Autoindustrie sich in Krisen sehr resilient und stark bei Innovationen gezeigt, betont Wölfl.
Diese Anpassungsfähigkeit habe man beispielsweise im Umgang mit den Lieferkettenschwierigkeiten der vergangenen Jahre oder bei der Entwicklung der Patente zum Elektro-Antriebsstrang gut sehen können. Insgesamt habe die deutsche Autoindustrie bei der Elektromobilität aber sehr spät reagiert, moniert sie./fjo/DP/nas
Quelle: dpa-AFX