(Angaben zu Frankreich aktualisiert)
GRAINAU/ISTANBUL/ROM (dpa-AFX) - Ein Ende des extremen Wetters ist nicht in Sicht. Eine tödliche Flutwelle traf den Süden Bayerns, ein Tornado Ostfriesland. Vor allem Länder im Mittelmeerraum und in der Schwarzmeerregion leiden unter Bränden und Überschwemmungen.
DEUTSCHLAND
Nach der Flutwelle in der Höllentalklamm an der Zugspitze ist eine Frau tot aus den Fluten geborgen worden. Retter suchten am Dienstag noch nach einem weiteren Vermissten. Doch die Hoffnung schwand, die Person noch lebend zu retten.
Acht Menschen waren am Montag nach dem Unglück weitgehend unverletzt aus der Klamm nahe Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gerettet worden. Die beiden zuletzt noch Vermissten hatten laut Polizei auf einer Holzbrücke über dem Hammersbach am oberen Ausgang der Klamm gestanden - die Beamten bezogen sich auf Augenzeugen. Die Brücke wurde demnach von der Flutwelle weggerissen. Der rasante Anstieg des Baches sei nicht üblich, hieß es.
Die Staatsanwaltschaft München II habe Vorermittlungen eingeleitet, um zu prüfen, ob eine Straftat im Raum stehe, sagte die Sprecherin der Behörde, Andrea Mayer. Im Raum stehe der Verdacht der fahrlässigen Tötung. Gegen konkrete Personen richteten sich die Überprüfungen bisher aber nicht.
Ganz andere Probleme im Nordwesten Deutschlands: Ein Tornado mit geschätzten Windgeschwindigkeiten von 180 bis 250 Kilometern pro Stunde richtete in einer Gemeinde in Ostfriesland große Schäden an. Der Wirbelsturm beschädigte in Großheide am Montagabend mehr als 50 Häuser, stürzte Fahrzeuge um und zerstörte zahlreiche Bäume.
Wie durch ein Wunder sei niemand verletzt worden, sagte Kreisfeuerwehrsprecher Manuel Goldenstein am Dienstag. Die Feuerwehr war die ganze Nacht über mit zeitweise mehr als 100 Kräften im Einsatz, um Straßen zu räumen und Gebäude zu sichern. "Es war ein blankes Chaos, das beseitigt werden musste", sagte Goldenstein.
GRIECHENLAND
Griechische und internationale Feuerwehrleute haben am Dienstag weiter gegen einen unkontrollierten Wald- und Buschbrand im Westen der griechischen Hauptstadt Athen gekämpft. Am Dienstag wurde die Evakuierung etlicher nahe gelegener Ortschaften angeordnet. Es handelt sich Medienberichten zufolge um eine kilometerlange Feuerfront in der Nähe des Ortes Vilia, die am Montagabend ausgebrochen war. Der Rauch des Feuers ist so stark, dass man ihn auch auf Satellitenbildern sieht.
Laut Feuerwehr waren rund 330 Einsatzkräfte mit 115 Fahrzeugen vor Ort; am Dienstagmorgen konnte zudem wieder mit Löscharbeiten aus der Luft begonnen werden. Im Einsatz waren sechs Hubschrauber und fünf Flugzeuge. Insgesamt registrierte die griechische Feuerwehr von Montag- bis Dienstagmorgen 44 neue Waldbrände.
TÜRKEI
Nach starken Überschwemmungen in der türkischen Schwarzmeerregion laufen die Rettungsarbeiten dort weiter. Einige Regionen seien noch ohne Strom, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad am Dienstag mit. Bisher seien mindestens 77 Tote gefunden worden. Bei 14 sei die Identität noch nicht geklärt. 34 Menschen gelten weiter als vermisst.
Heftige Regenfälle hatten in den vergangenen Tagen zu den schlimmsten Überflutungen seit Jahren in der Region geführt. Besonders betroffen sind die Provinzen Kastamonu, Sinop und Bartin. Mehrere Häuser und Brücken wurden von den Fluten zum Einsturz gebracht. Nach Ansicht von Experten sind neben dem Klimawandel auch die Begradigung von Flüssen und die Einengung des Flusses Ezine im Bezirk Bozkurt Faktoren für die starken Überschwemmungen.
ITALIEN
Der Norden Italiens ist erneut von heftigen Unwettern heimgesucht worden - während in Süditalien weiter Wald- und Buschbrände lodern. In Südtirol stürzten Bäume um und Bäche wurden zu reißenden Fluten, wie aus den Twitter-Mitteilungen der Feuerwehr vom Dienstag hervorging. Der Zivilschutz hielt die Menschen in den Gemeinden Ahrntal und Pflersch noch am Montagabend dazu an, in ihren Gebäuden zu bleiben und Bäche zu meiden. Über dem Gebiet nördlich von Sterzing an der Grenze zu Österreich fielen Hagel, und es wehten kräftige Winde. Der Südtiroler Wetterdienst registrierte dort sehr starke Niederschläge von rund 86 Litern je Quadratmeter binnen 24 Stunden.
Unterdessen gingen in Süditalien die Löscharbeiten im Kampf gegen die Wald- und Buschbrände weiter. Vor allem auf Sizilien galt am Dienstag mit Ausnahme einer Provinz im Nordosten die höchste Waldbrand-Warnstufe. Löschflugzeuge waren vielerorts auf den großen Inseln, in Kalabrien am Südzipfel des Festlandes oder etwa im Latium bei Rom im Einsatz.
ÖSTERREICH
Durch ein schweres Gewitter ist eine Seilbahn in Tirol in Österreich nach Angaben des Betreibers stehengeblieben. Es kam zu Überspannungen, die die Signal- und Steuerungsanlagen störten, wie der Chef der Venet Bergbahnen AG in Zams, Walter Siegele, am Dienstag sagte. 22 Menschen und vier Hunde wurden am Montag mit einer Drehleiter aus der bergwärts fahrenden Gondel aus rund zehn Metern Höhe geholt. Aus der talwärts fahrenden Gondel in den Ötztaler Alpen wurden fünf Gäste befreit. Verletzt wurde niemand.
SLOWAKEI
In einem Ferienlager für Kinder in der Slowakei ist ein sieben Jahre alter Junge durch einen Blitzschlag ums Leben gekommen. Sieben weitere Kinder wurden bei dem nächtlichen Unwetter im Bezirk Turcianske Teplice verletzt, als Zelte umstürzten, wie Schulminister Branislav Gröhling nach Angaben der Agentur TASR am Dienstag berichtete. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht. Der Rettungseinsatz wurde durch das schwer zugängliche Gelände in einem Waldgebiet behindert. Knapp 100 unverletzt gebliebene Kinder wurden vorübergehend in einem nahen Kloster untergebracht.
FRANKREICH
Tausende Anwohner und Touristen haben sich vor großflächigen Waldbränden in Südfrankreich in Sicherheit gebracht. Zwar erleichterte der nachlassende Wind die Arbeit der Feuerwehr, die Brände seien aber noch nicht unter Kontrolle, teilte die Präfektur in Toulon am Dienstagnachmittag mit. Die Mittagshitze habe zum Wiederaufflammen mancher Brände geführt. Bis zu 900 Feuerwehrleute und 120 Polizisten sowie etliche Löschflugzeuge und Hubschrauber waren im Einsatz. Zwölf Campingplätze wurden vorsorglich evakuiert. Sechs Feuerwehrleute wurden bei dem Einsatz verletzt, berichtete der Sender BFMTV unter Verweis auf Behördenangaben. Rund 20 Menschen erlitten eine leichte Rauchgasvergiftung. Nach Angaben der Präfektur verbrannten bereits rund 5000 Hektar Gelände.
ISRAEL
Die Waldbrand-Lage bei Jerusalem hat sich am dritten Tag nach offiziellen Angaben entspannt. Die Feuerwehr habe den Minister für innere Sicherheit, Omer Bar-Lev, darüber informiert, dass internationale Hilfe bei der Brandbekämpfung nicht mehr notwendig sei, sagte ein Sprecher des Ministers am Dienstagmittag. "Das Feuer ist noch nicht komplett gelöscht worden. Aber wir glauben, dass wir dieses Ereignis im Laufe der kommenden 24 Stunden mit den Instrumenten beenden können, die wir haben."/si/DP/stw
Quelle: dpa-AFX