(neu: Aussagen aus Online-Pressekonferenz zu Verkehrsentwicklung im Oktober, USA-Flügen, Nettoverschuldung, Dividende für 2022, aktualisierte Kursentwicklung, Analystenstimmen)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Frankfurter Flughafen hat sich weiter vom Corona-Schock erholt. Mit einem kleinen Gewinn für das dritte Quartal und einer angehobenen Passagierprognose für das laufende Jahr zeigte sich Betreiber Fraport
An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Fraport-Aktie legte am Vormittag zeitweise um mehr als vier Prozent zu und erreichte fast die Marke von 70 Euro. Am frühen Nachmittag lag das Papier noch mit knapp zwei Prozent im Plus bei 68,28 Euro und war noch zweitstärkster MDax-Wert
Mit den Geschäftszahlen des dritten Quartals übertraf Fraport die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten deutlich. Analystin Ruxandra Haradau-Doser von der Investmentbank Kepler Cheuvreux attestierte dem Konzern eine starke Entwicklung. Ihr Kollege Ruairi Cullinane von der kanadischen Bank RBC riet Anlegern dennoch, die Aktien des Konzerns weiterhin zu meiden. Fraport müsse viel investieren, habe durchwachsene Verkehrszahlen und müsse über fünf Jahre hinweg mit einem Abfluss der Barmittel rechnen.
Fraport-Chef Stefan Schulte warnte trotz der zuletzt positiven Entwicklung: "Die Krise für den Luftverkehr ist noch nicht vorbei." Allerdings entwickle sich Fraport auch dank der Erholung seiner Beteiligungsflughäfen im Ausland positiv. "Immerhin ist das Glas halb voll." Hatten im Vorquartal noch staatliche Ausgleichszahlungen den Konzern aus der Verlustzone geholt, belebten in der Sommersaison von Juli bis September auch steigende Flugbewegungen und Passagierzahlen das Geschäft.
Schulte erwartet nun an die 25 Millionen Gäste an Deutschlands größtem Airport im laufenden Jahr. Zuvor hatte er auch weniger als 20 Millionen Gäste für möglich gehalten nach 18,8 Millionen im Corona-Jahr 2020. Im Oktober nutzten 3,4 Millionen Menschen die Frankfurter Terminals, was 53 Prozent des Vorkrisen-Niveaus entsprach. Auf den touristischen Fraport-Flughäfen in Griechenland und der Türkei reichten die Zahlen schon fast wieder an die Zeiten vor Corona heran. Im türkischen Antalya zählte Fraport im Oktober sogar mehr Passagiere als in Frankfurt.
Ähnlich wie Lufthansa
Der Vorstand rechnet beim Passagierverkehr in Frankfurt weiterhin frühestens im Jahr 2025 mit einer Rückkehr auf das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Da hatte der Konzern an seinem Heimatstandort mehr als 70 Millionen Fluggäste gezählt. Fraports Auslandsflughäfen dürften das Vorkrisenniveau nach Einschätzung des Managements hingegen im Schnitt schon 2023 wieder erreichen.
Im dritten Quartal brachte die Zunahme des Reiseverkehrs den Fraport-Konzern in die schwarzen Zahlen zurück. Der Umsatz stieg im Vergleich zum pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf knapp 691 Millionen Euro. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von fast 77 Millionen Euro nach einem Minus von 304 Millionen im Sommer 2020. Nach neun Monaten hat sich nunmehr ein Gewinn von 97 Millionen angesammelt, der voraussichtlich zum Schuldenabbau genutzt werden muss. Schulte bezifferte die Nettoverschuldung auf 6,2 Milliarden Euro.
Im Sommer profitierte Fraport erneut von staatlichen Ausgleichszahlungen für Corona-Verluste. 30 Millionen Euro wurden für Beteiligungen in den USA, Slowenien und Griechenland verrechnet. Insgesamt hat der international tätige Flughafen-Konzern bereits über 400 Millionen Euro staatliche Corona-Kompensationen erhalten.
Angesichts der Entwicklung und eines anhaltend starken Frachtgeschäfts hob der Vorstand seine wirtschaftlichen Prognosen für das laufende Jahr an. Der Umsatz soll die bisher genannte Marke von zwei Milliarden Euro leicht übertreffen. Das Konzernergebnis soll nun sicher positiv ausfallen, und der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll rund 650 bis gut 700 Millionen Euro erreichen. Hier war die Fraport-Führung bisher nur von 460 bis 610 Millionen ausgegangen./stw/ceb/mis
Quelle: dpa-AFX