(neu: Analysten und Details aus der Telefonkonferenz, Weggang Wildberger)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Eon
Der Energiekonzern habe wie erwartet stark abgeschnitten, schrieb Analyst John Musk von der kanadische Bank RBC am Dienstag. Im Jahresverlauf könnte der Druck zunehmen, den Ausblick anzuheben. Für Analyst Robert Pulleyn von der US-Investmentbank Morgan Stanley war es ein solides Quartal. Angesichts bestätigter Ziele rechnet er aber nicht mit größeren Veränderungen der Markterwartungen.
Das Ergebnis verbesserte sich in den ersten drei Monaten deutlich. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 14 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro; der bereinigte Konzernüberschuss kletterte sogar um 19 Prozent auf 809 Millionen Euro. Für Eon lief es zu Jahresbeginn in allen Bereichen gut. Treiber war allerdings die Sparte Kundenlösungen. Dabei habe auch die Rückkehr zu einem normalisierten Winterwetter eine Rolle gespielt, erklärte Finanzchef Marc Spieker in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Dadurch sei bei Eon im ersten Jahresviertel der Gasabsatz gestiegen. Dazu sei es gelungen, das Großbritannien-Geschäft von ehemals Innogy und von Eon "radikal neu und digital aufzustellen", so Spieker. Das sollte auch dazu führen, das Geschäft wieder profitable zu machen. "Heute können wir sagen: Wir kommen dabei schneller voran als geplant."
Im Segment Kundennetze blieb das Ergebnis allerdings nur stabil, obwohl durch die kalte Witterung höhere Energiemengen transportiert wurden. Der Grund: Die Aufwendungen für den Ausbau und die Modernisierung der Netze waren gestiegen und haben den Ergebnisanstieg weitgehend wieder ausgeglichen.
Die starke operative Leistung im ersten Quartal stimmt den Eon-Finanzchef zuversichtlich für den Rest des Jahres. Daher bestätigte der Konzern den Ausblick für das laufende Jahr. Die Essener erwarten 2021 weiter einen Anstieg beim bereinigten Ebit auf 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro liegen. Im vergangenen Jahr hatte der Wert auf vergleichbarer Basis bei 3,8 Milliarden Euro gelegen. Der bereinigte Konzernüberschuss soll zwischen 1,7 und 1,9 (2020: 1,6) Milliarden Euro liegen.
Auch beim Thema Schuldenabbau sieht sich Eon weiter auf Kurs: Unter der Annahme, dass das Zinsniveau unverändert bleibe, könne der Konzern das angestrebte Ziel bereits 2021 und somit früher als erwartet erreichen. Das hatte das Management bereits im März angekündigt. Das Unternehmen strebt einen Verschuldungsfaktor vom 4,8 bis 5,2-fachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen an. Zum Vergleich: 2020 lag der Faktor noch bei 5,9.
Ebenfalls bestätigte Spieker die Synergieziele, die durch die Innogy-Integration angepeilt werden. Ab 2024 will der Konzern 780 Millionen Euro an jährlichen Einsparungen erzielen. Für dieses Jahr liege das Ziel weiter bei 310 Millionen Euro, hieß es. Abseits der Zahlen verwies Spieker auch auf die Konzernverantwortung für Nachhaltigkeit.
Deshalb werde Eon in wenigen Tagen bei der Hauptversammlung auch "ein Vergütungssystem beschließen, dass die Vergütung der Führungskräfte stark daran koppelt, ob Eon in seinen Nachhaltigkeitszielen vorankommt". Eon will bis zum Jahr 2040 komplett klimaneutral sein.
Mit dem Ende des ersten Quartals wurde in Essen auch der Chefsessel neu besetzt. Seit Anfang April hat der langjährige Eon-Vorstand Leonhard Birnbaum das Ruder übernommen. Sein Vorgänger Johannes Teyssen sah nach der Neuordnung des deutschen Energiemarktes mit dem groß angelegten Tauschgeschäft von Eon und RWE den passenden Zeitpunkt, einen Schlussstrich zu ziehen.
Im Zuge dieses Deals übernahm Eon die Energienetze und das Kundengeschäft der RWE-Tochter Innogy und gab seine erneuerbaren Energien an RWE ab. Seitdem betreibt Eon das mit einer Länge von rund 700 000 Kilometern umfassendste Stromnetz in Deutschland und beliefert knapp 14 Millionen Kunden mit Strom.
Kurz vor den Quartalszahlen kam am Montag noch zu Personalveränderungen. Eon-Manager Karsten Wildberger wird den Konzern verlassen und ab 1. August den Chefposten beim Elektronikhändler Ceconomy
Quelle: dpa-AFX