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ROUNDUP 2: Deutsche Börse sieht sich trotz Rückgängen zum Jahresstart auf Kurs

ROUNDUP 2: Deutsche Börse sieht sich trotz Rückgängen zum Jahresstart auf Kurs
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22.04.2021 ‧ dpa-Afx

(neu: weitere Details, Kursentwicklung, mehr Analystenstimmen, Aussage aus Telefonkonferenz)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse hat in den ersten Monaten 2021 weniger umgesetzt und verdient als ein Jahr zuvor. Grund dafür ist vor allem das starke Ergebnis im ersten Quartal 2020, als der Börsenbetreiber von den Folgen des Corona-Crashs profitiert hatte. Dieser trieb das Handelsvolumen und vor allem den Absicherungsbedarf von Investoren nach oben. Trotz der Rückgänge beim Umsatz und Ergebnis, die etwas geringer als von Experten erwartet ausfielen, sieht sich der Konzern weiter auf Kurs zu seinen Wachstumszielen 2021 sowie bis 2023.

"Auch wenn das erste Quartal wegen des Covid-19-bedingten außerordentlich starken Vorjahresquartals schwächer ausfiel, befinden wir uns vollumfänglich auf dem Wachstumspfad unserer Mittelfristprognose", sagte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer in einer am Mittwochabend in Frankfurt veröffentlichten Mitteilung. Da wir diese Entwicklung bei der Prognose für das laufende Geschäftsjahr antizipiert haben, sind wir auch zuversichtlich, unsere Wachstumsziele 2021 zu erreichen."

Im Rahmen der im vergangenen Herbst vorgestellten Strategie "Compass 2023" sollen die Nettoerlöse im laufenden Jahr auf rund 3,5 Milliarden Euro zulegen. Das wäre ein Plus von knapp zehn Prozent. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet das Management im laufenden Jahr mit einem Anstieg auf rund 2 Milliarden Euro nach knapp 1,9 Milliarden Euro 2020.

Bis 2023 sollen die Erlöse dann auf rund 4,3 Milliarden Euro steigen. Dieses Plus soll rund zur Hälfte aus Übernahmen kommen. Für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wurde zwar kein absolutes Ziel ausgegeben. Doch ausgehend vom 2020er-Referenzwert, dem angepeilten Plus von zehn Prozent pro Jahr und der Aussage, dass die Marge stabil bleiben soll, ergäbe dies 2023 rechnerisch ein Ebitda von rund 2,5 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal seien die Nettoerlöse im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf 855 Millionen Euro gefallen, hieß es in der Mitteilung weiter. Den Gegenwind durch die Marktlage konnte das Unternehmen zum Teil durch Wachstum in nicht direkt von der Entwicklung an der Börse betroffenen Bereichen und Übernahmen kompensieren. Beim Ebitda habe der Rückgang zwölf Prozent auf 521 Millionen Euro betragen.

Unter dem Strich stand ein Gewinn von 317 Millionen Euro und und damit 14 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Deutsche Börse übertraf damit bei allen wichtigen Kennziffern die durchschnittliche Prognose der Analysten - dies ist aber zum Teil auch auf Sondereffekte zurückzuführen.

Der Aktie gaben die Nachrichten kaum nennenswerte Impulse. Nach einer zunächst schwächeren Kursreaktion im frühen Handel konnte das Papier zwar zwischenzeitig etwas zulegen, zuletzt notierte die Aktie aber wieder leicht im Minus bei knapp 146 Euro. Im laufenden Jahr haben die Titel um knapp fünf Prozent zugelegt. Deutlich besser sieht es auf längere Sicht aus: Seit Amtsantritt von Konzernchef Theodor Weimer Anfang 2018 beläuft sich das Plus auf rund 50 Prozent. Der frühere HVB-Chef hat den Börsenbetreiber in dieser Zeit zu einem der erfolgreichsten deutschen Standardwerte gemacht.

Der Jahresstart der Deutschen Börse fiel nach Einschätzung des JPMorgan -Experten Gurjit Kambo alles in allem wie erwartet aus, auch wenn die Ergebnisse über den Analystenerwartungen gelegen hätten. Dies sei aber zum Teil auf Einmaleffekte wie einer Erstattung von Rechtskosten zurückzuführen, schrieb er in einer Studie. Alles in allem sei das Unternehmen gut aufgestellt, trotz der Rückgänge im ersten Quartal die Wachstumsziele im laufenden Jahr zu erreichen.

Martin Price vom Analysehaus Jefferies blieb nach der Zahlenvorlage bei seiner Kaufempfehlung. Das Ergebnis je Aktie des Marktbetreibers habe die Konsensschätzung übertroffen. Allerdings sei der Hauptgrund dafür die Rückerstattung von Prozesskosten gewesen, schränkte Price ein. Unterdessen sprach Ben Bathurst vom Analysehaus RBC von einem soliden Zahlenwerk des Marktbetreibers, die Zuversicht in die Ziele für 2021 und auch in den Mittelfristausblick sei bestätigt worden.

Aus Sicht von Peter Richardson von der Privatbank Berenberg dürfte die Deutsche Börse nun das Schlimmste des zyklischen Gegenwinds hinter sich haben. Dennoch dürften Herausforderungen auch im zweiten Quartal und insbesondere im vierten Jahresviertel bestehen bleiben, urteilt der Experte. Er hält es für möglich, dass die Erlöse im Eurex-Geschäft 2021 um bis zu elf Prozent zurückgehen könnten. Ungeachtet dessen seien die Maßnahmen des Dax -Konzerns zur Kostenkontrolle aber positiv zu sehen.

Das schwächere Ergebnis ist vor allem auf eine Beruhigung an den Finanzmärkten und dem damit geringeren Absicherungsbedarf vieler Investoren zurückzuführen. Das belastete das Geschäft der Terminbörse Eurex, der größten Sparte des Konzerns. Die Erlöse des Handelsplatzes für Terminkontrakte gingen um rund ein Viertel zurück, das operative Ergebnis sogar noch deutlicher.

Neben dem ruhigeren Handel in den drei Monaten Januar bis Ende März drückten auch die anhaltend niedrigen Zinsen auf das Ergebnis. Diese belasteten vor allem in der Sparte Clearstream, die ihr Geld mit der Abwicklung von Transaktionen und der Aufbewahrung von Wertpapieren verdient. In der zweitgrößten Konzernsparte gingen die Erträge und das operative Ergebnis ebenfalls zurück. Das konnte die Deutsche Börse auch nicht durch deutliche Zuwächse mit Dienstleistungen für Investmentfonds oder den Ende Februar erfolgreich abgeschlossenen ISS-Zukauf ausgleichen.

Im Herbst vergangenen Jahres hatte sich die Deutsche Börse für rund 1,5 Milliarden Euro die Mehrheit am Stimmrechtsberater ISS gesichert, der institutionellen Investoren Daten und Dienstleistungen im Bereich Unternehmensführung liefert. Unternehmenschef Theodor Weimer hat den Börsenbetreiber zuletzt durch Zukäufe noch breiter aufgestellt, um ihn unabhängiger von den Schwankungen an den Aktien- und Derivatemärkten zu machen. Mit dem ISS-Deal war Weimer endlich der schon länger erwartete Milliarden-Zukauf gelungen, nachdem die Deutsche Börse zuvor bei größeren Deals immer den Kürzeren gezogen und sich eher kleinere Fische geangelt.

Finanziell wären nun noch weitere Zukäufe machbar, denn Geld hierfür hat die Deutsche Börse: Derzeit habe der Konzern rund 1,5 Milliarden Euro für mögliche Übernahmen in der Kasse, bekräftigte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer in einer Telefonkonferenz am Donnerstag./eas/zb/tav/he

Quelle: dpa-AFX

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