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ROUNDUP 2: Deutsche Börse erhöht erneut Prognose - Simcorp-Kauf und hohe Zinsen

ROUNDUP 2: Deutsche Börse erhöht erneut Prognose - Simcorp-Kauf und hohe Zinsen
Deutsche Börse -%
18.10.2023 ‧ dpa-Afx

(neu: Jefferies- und JPMorgan-Studien, weitere Details, aktueller Kurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse hat nach weiter gut laufenden Geschäften, den hohen Zinsen und der Simcorp-Übernahme wie erwartet zum dritten Mal in diesem Jahr die Prognose für 2023 erhöht. Bei den Nettoerlösen werde ein Anstieg um circa 15 Prozent auf rund fünf Milliarden Euro angepeilt, teilte das Unternehmen am Mittwochabend nach Börsenschluss in Frankfurt mit. Bisher hatte Konzernchef Theodor Weimer einen Anstieg von mindestens acht Prozent auf mehr als 4,7 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Das Ziel für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wurde von mehr als 2,8 Milliarden Euro auf rund 2,9 Milliarden Euro aufgestockt. Experten hatten mit einer Anhebung in dieser Höhe gerechnet. Das wären knapp 15 Prozent mehr als 2022. Die im deutschen Leitindex Dax notierte Aktie legte nachbörslich zunächst zu, gab die Gewinne aber größtenteils wieder ab.

Grund für die deutliche Anhebung des Erlösziels sind der Beitrag des dänischen Softwareanbieters Simcorp, dessen Übernahme vor Kurzem abgeschlossen wurde, starkes strukturelles Wachstum und höhere Zinseinnahmen. Die Latte für den Gewinn wurde dagegen nicht so stark erhöht, da in der aktualisierten Prognose Kosten für die Übernahme und Sonderbelastungen zur Hebung von Synergiepotenzial enthalten ist.

Die Prognose für den Erlös liegt im Rahmen der bisherigen Durchschnittsschätzung der von Bloomberg erfassten Experten. Beim Gewinnziel liegt die Deutsche Börse im Rahmen der Erwartungen. Allerdings hatten noch nicht alle Analysten die Folgen der Simcorp-Übernahme in ihren Schätzungen berücksichtigt.

Im dritten Quartal zogen die Erlöse um neun Prozent auf 1,19 Milliarden Euro an. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um sieben Prozent auf 685 Millionen Euro an - ohne Sondereffekte wäre er um 13 Prozent nach oben geklettert. Die Kosten für die Simcorp-Transaktion, die mit 3,9 Milliarden Euro bisher teuerste Übernahme der Unternehmensgeschichte, bezifferte die Deutsche Börse auf 18 Millionen Euro.

Weitere 19 Millionen Euro entfielen auf Kosten zur Hebung von Synergiepotential im neu geschaffenen Segment Investment Management Solutions. "In diesem berichten wir ab dem vierten Quartal über die Aktivitäten von Simcorp sowie des bisherigen Segments Data & Analytics."

Das Unternehmen will mit dem dänischen Softwareanbieter sein Geschäft mit Daten stärken und sich unabhängiger von Schwankungen an den Finanzmärkten machen. Weimer hatte Ende Juni gesagt, er sehe die Simcorp-Übernahme als letztes großes Geschäft seiner Ende 2024 endenden Amtszeit. Weitere Milliardentransaktionen werde der Dax-Konzern in den kommenden eineinhalb Jahren eher nicht umsetzen.

Unter dem Strich verdiente der Konzern im dritten Quartal 400 Millionen Euro und damit rund sieben Prozent mehr als vor einem Jahr. Das Ergebnis fiel damit im Großen und Ganzen wie erwartet aus. Beim operativen Ergebnis hatten die Analysten im Schnitt etwas mehr auf dem Zettel; hier dürften aber nicht alle die Sonderposten für die Akquisition und Integration von Simcorp auf dem Zettel gehabt haben.

Die Aktie zog am Abend kurz nach der Bekanntgabe der Zahlen des Ausblicks auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss zunächst um bis zu 2,4 Prozent auf fast 161 Euro an. Im weiteren Verlauf des Abends gab die Aktie die Gewinne wieder fast komplett ab und lag zuletzt mit 158 Euro nur noch ein halbes Prozent über dem Schluss des Haupthandels.

Das Deutsche-Börse-Papier stand die vergangenen Wochen und Monate unter Druck. Seit dem bisherigen Rekordhoch von etwas mehr als 186 Euro im April dieses Jahres ging es um rund 15 Prozent nach unten. Im bisherigen Jahresverlauf zählt das Papier - anders als in den vergangenen Jahren - mit einem leichten Minus bisher zu den Verlierern im Dax. Anders sieht es bei der mittelfristigen Betrachtung aus.

Seit dem Amtsantritt Weimers Anfang 2018 zog der Börsenwert des Unternehmens um etwas mehr als 60 Prozent auf knapp 30 Milliarden Euro an. Damit zählt die Deutsche Börse in diesem Zeitraum zu den 10 besten der 40 Dax-Werte. Für den JPMorgan-Experten Enrico Bolzoni lieferten weder die Zahlen für das dritte Quartal noch der Ausblick große Überraschungen. Da das berichtete operative Ergebnis unter den Erwartungen lag, könnte der Kurs am Donnerstag zunächst mit Kursverlusten reagieren.

Bolzoni bestätigte in einer ersten Einschätzung seine Einstufung für die Aktie mit "Neutral" bei einem Kursziel von 183 Euro. Jefferies-Analyst Tom Mills war von den Zahlen und dem Ausblick alles in allem auch nicht überrascht. Er bestätigte seine "Hold"-Empfehlung. Das Kursziel setzt er auf 190 Euro fest. Der JPMorgan-Analyst erhofft sich von dem Kapitalmarkttag am 7. November Aussagen zu den Zielen für das kommende Jahr und die danach.

Nach der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal bestätigte Weimer die bisherigen Ziele aus der Simcorp-Übernahme. Demnach soll das dänische Softwareunternehmen im kommenden Jahr 600 Millionen Euro zu den Erlösen beitragen. Der Ergebnisbeitrag soll bei rund 200 Millionen Euro liegen - wobei hier die erhofften Synergieeffekte aus der Integration noch nicht enthalten sind.

Für den Jefferies-Experten Mills hängt die weitere Entwicklung der Aktie auch davon ab, wie die Investoren die beim Kapitalmarkttag präsentierten Ziele aufnehmen werden. Der Markt müsse wahrscheinlich erst davon überzeugt werden, dass die neuen Ziele glaubwürdig seien, insbesondere weil ein Teil davon für eine Zeit gelten werde, die Weimer nicht mehr zu verantworten habe. Der Vertrag des früheren HVB-Chefs läuft Ende 2024 aus. Derzeit sucht Aufsichtsratschef Martin Jetter nach einem Nachfolger.

Weimer ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Deutsche Börse nach den turbulenten Jahren unter seinem Vorgänger Carsten Kengeter wieder in ruhigere Bahnen zu lenken und dabei das operative Geschäft voranzutreiben. Kengeter hatte Ende 2017 wegen des Verdachts auf Insiderhandel im Zusammenhang mit dem wieder einmal gescheiterten Versuch, mit der Londoner Börse zusammenzugehen, nach nicht mal drei Jahren im Amt gehen müssen./zb/la/he

Quelle: dpa-AFX

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