(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu Stellenabbau, Cum-Ex-Untersuchungen, DWS-Zahlen, Kurs und Analystenstimme)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Nach einem positiven Handelsstart drehte der Kurs bald in die Verlustzone. Um die Mittagszeit lag das Papier mit gut einem Prozent im Minus bei 9,15 Euro und gehörte damit zu den schwächeren Titeln im Dax
Vor allem gestiegene Zinsen gaben dem Geldhaus im Zeitraum Juli bis September Auftrieb. Vor Steuern verdiente das Institut rund 1,6 Milliarden Euro - fast dreimal so viel wie ein Jahr zuvor und den Angaben zufolge wie in keinem dritten Quartal seit 2006 nicht mehr. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von gut 1,1 Milliarden Euro, fast sechsmal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten im Schnitt deutlich weniger erwartet.
Sewing rechnet weiterhin mit einer Rendite von acht Prozent auf das materielle Eigenkapital im Gesamtjahr, was Analysten bisher für unrealistisch hielten. In den ersten neun Monaten lag diese Kennziffer bei 8,1 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte sie nur 4,8 Prozent erreicht. Bis 2025 sollen es gar mehr als zehn Prozent sein. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - sollen bis 2025 auf rund 30 Milliarden Euro steigen. Finanzvorstand von Moltke zeigte sich trotz der aktuellen Unsicherheit zuversichtlich, dass die Bank auf Kurs sei, ihre Ziele für 2025 zu erreichen.
Im dritten Quartal stiegen die Erträge um 15 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Zu dem Wachstum trugen alle Kerngeschäftsbereiche bei. In den ersten neun Monaten legten die gesamten Einnahmen um 7 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro zu. Die weiter gute Geschäftsentwicklung eröffne die Möglichkeit, die bisherige Prognose für die Konzernerträge von 26 Milliarden bis 27 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2022 zu übertreffen, teilte das Institut mit. Die Deutsche Bank profitierte vor allem von gestiegenen Zinsen. Neben dem Zinsüberschuss sprudelten insbesondere auch die Einnahmen aus dem Handel mit festverzinslichen Papieren kräftig.
Angesichts der drohenden Rezession legte die Bank im dritten Vierteljahr 350 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zurück - rund dreimal so viel wie ein Jahr zuvor. Das Institut verringerte zugleich sein Risiko im Zusammenhang mit Russland.
Der 2019 zu Beginn des Konzernumbaus beschlossene Stellenabbau fällt weniger hart aus als zunächst geplant. Die Zahl der Vollzeitstellen stieg zum Quartalsende gegenüber dem Vorquartal vor allem wegen der Einstellung von Hochschulabsolventen um 1641 auf 84 556. Ursprünglich sollte die Zahl der Jobs bis Ende 2022 um 18 000 auf weltweit 74 000 gedrückt werden.
"Dem Unternehmen geht es besser als wir es 2019 erwartet hatten", sagte von Moltke. Auch seien Tätigkeiten, die zuvor an externe Dienstleister vergeben worden seien, ins Unternehmen eingegliedert worden.
Bereits im Sommer hatte sich der Vorstand auch wegen der hohen Inflation und Kosten im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine von seinem ursprünglichen Einsparziel verabschiedet. Sollte die Bank in diesem Jahr bis dahin für jeden eingenommenen Euro nur noch 70 Cent an Kosten aufwenden müssen, soll der Aufwand nun im niedrigeren bis mittleren 70er-Bereich liegen. Und dies, obwohl die Erträge eher stärker sprudeln als gedacht.
In den ersten neun Monaten erhöhte sich der Konzerngewinn nach Abzug von Zinszahlungen an die Inhaber nachrangiger Anleihen unter dem Strich um 80 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der Neunmonatsgewinn vor Steuern war mit 4,8 Milliarden Euro der höchste seit elf Jahren.
Unterdessen sammelte die Fondstochter DWS
Zu den jüngsten Durchsuchungen bei der Deutschen Bank im Steuerskandal um Cum-Ex-Aktiendeals äußerte sich Deutsche-Bank-Vorstand von Moltke nicht näher. Die Bank kooperiere vollumfänglich mit den Behörden, bekräftigte er. Bei Cum-Ex-Geschäften schoben mehrere Beteiligte Aktienpakete mit ("cum") und ohne ("ex") Ausschüttungsanspruch rund um den Dividendenstichtag hin und her. In der Folge erstatteten Finanzämter Kapitalertragsteuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Dem Staat entstand ein Milliardenschaden. Seit Jahren ermitteln Staatsanwaltschaften unter anderem gegen zahlreiche Geldhäuser./stw/mar/jha/
Quelle: dpa-AFX