(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs)
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - In der Corona-Krise setzt der Chemiekonzern BASF
Am Mittag verloren die BASF-Titel mit 4,9 Prozent dennoch mehr als der Dax, der um fast 3 Prozent abrutschte. Die Aussagen des Chemiekonzerns zur künftigen Entwicklung seien unverändert mit hohen Unsicherheiten behaftet, schrieb Analyst Thorsten Strauß von der NordLB in einer Studie. BASF habe die Aktionäre zudem "bereits jetzt auf eine mögliche Kürzung der Ausschüttung für das laufende Geschäftsjahr eingestimmt".
So sagte Brudermüller, dass die BASF zu ihrer anspruchsvollen Dividendenpolitik stehe. Sollte aber das künftige wirtschaftliche Umfeld die Wachstumschancen verringern und die Profitabilität erheblich beeinträchtigen, könne eine Anpassung der Ausschüttung erforderlich werden.
Zudem kaufen die Kunden zwar wieder mehr, bleiben aber vorsichtig. "Die Lücke zwischen den durchschnittlichen täglichen Auftragseingängen schließt sich allmählich", sagte Brudermüller weiter. Die Auftragseingänge würden in diesem Monat bisher leicht unter dem Vorjahresmonat liegen. Die Kunden blieben aber wie schon in den Quartalen zuvor sehr vorsichtig und bestellten häufiger geringere Mengen.
Für das laufende Jahr peilen die Ludwigshafener weiter einen Umsatz von 57 bis 58 Milliarden Euro an nach 59,3 Milliarden im Vorjahr. Der operative Gewinn vor Sondereinflüssen dürfte sich auf 3 bis 3,3 (2019: 4,6) Milliarden Euro belaufen. In der Prognose unterstellt BASF allerdings, dass es nicht zu erneuten starken Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität zur Eindämmung der Corona-Pandemie wie etwa durch Lockdowns kommt.
Zuletzt sind die Corona-Infektionen in Deutschland und europaweit stark gestiegen. An diesem Mittwoch berät Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder über schärfere Maßnahmen.
Derzeit erlebten alle, wie schnell sich die Rahmenbedingungen wieder ändern können, sagte Brudermüller. BASF habe deshalb erneut strengere Maßnahmen eingeführt, die über den Sommer nicht mehr nötig waren. Zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern baue das Unternehmen derzeit wieder stärker auf die Arbeit aus dem Homeoffice. Von einem vollständigen Lockdown geht der BASF-Chef derzeit nicht aus.
Im dritten Quartal musste der Konzern wie bereits bekannt Wertberichtigungen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro vornehmen. Deshalb wies das Unternehmen für diesen Zeitraum einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 2,6 Milliarden Euro aus. Rechnet man den negativen Effekt heraus, erzielte BASF einen operativen Gewinn von 581 Millionen Euro nach etwas mehr als einer Milliarde Euro im Vorjahr.
Nach Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter blieb ein Verlust von 2,1 Milliarden Euro übrig nach einem Gewinn von 911 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz schrumpfte wegen der Folgen der Corona-Pandemie im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 13,8 Milliarden Euro.
Die finalen Resultate des Chemiekonzerns lagen nach Ansicht von Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan im Rahmen der zuvor veröffentlichten Eckdaten. Stärker ausgefallen sei der freie Barmittelzufluss. In der Corona-Krise rutschte der Kurs im März zwischenzeitlich unter die Marke von 40 Euro. Trotz der Erholung seither haben die Papiere seit Jahresbeginn deutlich verloren.
BASF bereitet das Coronavirus und die schwache Nachfrage der Autobranche bereits seit einigen Monaten Sorgen. "Unser Fokus liegt auf weiteren Kostensenkungen", sagte Brudermüller. Zuletzt verschärfte der Konzern deshalb noch einmal seinen Sparkurs. Bis zu 2000 Stellen weltweit will das Unternehmen in seiner erst Anfang des Jahres entstandenen Dienstleistungseinheit "Global Business Services" bis Ende 2022 abbauen. Mit den Stellenstreichungen will BASF ab dem Jahr 2023 mehr als 200 Millionen Euro jährlich einsparen.
Konzernchef Martin Brudermüller hatte bereits vor der Corona-Krise ein Sparprogramm aufgesetzt, um den Konzern profitabler zu machen. Insgesamt sei das Unternehmen auf gutem Weg, den operativen Gewinn (Ebitda) ab 2021 jährlich um zwei Milliarden Euro zu verbessern, sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Im Zuge einer Neustrukturierung sollen insgesamt 6000 Stellen wegfallen, ungefähr die Hälfte davon am Stammsitz Ludwigshafen.
Allerdings werde der Stellenabbau nicht wie geplant komplett bis Ende 2020 abgeschlossen sein, fügte Engel hinzu. Aufgrund der Corona-Pandemie würden Arbeitnehmer weniger die freiwilligen Abfindungsprogramme annehmen, erläuterte Brudermüller. Insgesamt hat die BASF derzeit mehr als 117 000 Mitarbeiter weltweit./mne/wo/mis
Quelle: dpa-AFX