(Neu: Weitere Details, Analysten-Einschätzung, aktueller Kurs)
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown
Bereinigt um die Folgen der Corona-Effekte wie Mietausfälle vor allem im Hotelsegment sei der operative Gewinn um zwei Prozent auf knapp 125 Millionen Euro gefallen. Das Ergebnis fiel damit nach Angaben des Unternehmens im Rahmen der eigenen Erwartungen aus. Experten hatten mit einem etwas niedrigeren operativen Gewinn gerechnet. Im laufenden Jahr soll das operative Ergebnis (FFO 1) 2021 bereinigt um Corona-Folgen weiter zwischen 340 und 370 Millionen Euro liegen und sich damit nach dem starken Rückgang im Vorjahr stabilisieren. 2020 war der Wert um ein Fünftel auf 358 Millionen Euro gesunken.
Berenberg-Analyst Kai Klose sieht Aroundtown auf einem guten Weg, das Ziel zu erreichen. Der Experte setzt dabei vor allem darauf, dass sich die Lage in der Hotelsparte mit der zunehmenden Besserung der Corona-Lage weiter erholt. Das Management habe bei einer Investorenkonferenz zu den Zahlen einen halbwegs optimistischen Ausblick gegeben. Gestützt wurde dieser mit der Entwicklung in Großbritannien, wo die Impfungen schon weiter fortgeschritten sind als hierzulande. Dort habe sich die Buchungssituation zuletzt schon deutlich verbessert. Im ersten Quartal belasteten Stundungen für Hotelmieten das Ergebnis allerdings noch mit 38 Millionen Euro.
Im laufenden Jahr rechne der Konzern weiter mit einer Belastung zwischen 90 und 120 (2020: 120) Millionen Euro. Aroundtown bleibe damit weiter vorsichtig, schrieb Klose in seiner Studie zu den Zahlen. Er stuft die Aktie weiter mit "Buy" und einem Kursziel von 7,60 Euro ein. Hotels machen bei Aroundtown rund ein Viertel des Bestands an Gewerbeimmobilien aus. Die Mieteinnahmen gingen im ersten Quartal unter anderem wegen Verkäufen leicht auf 233 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich sackte der Überschuss um 40 Prozent auf 146 Millionen ab. Das lag vor allem daran, dass der Buchgewinn aus Immobilienverkäufen vor einem Jahr viel höher war.
Neben der bestätigten Jahresprognose stellt der Konzern bei der Dividende für das laufende Jahr weiter einen Wert zwischen 22 und 24 Cent in Aussicht. Das Unternehmen will die Ausschüttung an die Aktionäre künftig stärker an der Entwicklung des operativen Gewinns koppeln - so sollen drei Viertel davon als Dividende ausgezahlt werden. Zudem kauft das Unternehmen derzeit weitere Aktien zurück - das im März aufgelegte Programm umfasst bis zu einer halben Milliarde Euro. Bis zum 21. Mai wurden bereits Anteile für rund 120 Millionen Euro zurückgekauft.
Das Geld stammt aus dem Verkauf von Immobilien. Seit Jahresbeginn trennte sich der Konzern von Gebäuden im Wert von fast einer Milliarde Euro und konnte dabei im Schnitt einen Buchgewinn von sechs Prozent erlösen. Mit dem Rest der Einnahmen polsterte der Konzern seinen Liquiditätsbestand auf etwas mehr als drei Milliarden Euro auf - damit ist der Finanzbedarf inklusive der Rückzahlung von Schulden für die kommenden drei Jahre gedeckt.
Der Aktienrückkauf war ein wichtiger Grund für den jüngsten Höhenflug der Aktie. Die Quartalszahlen wirkten sich ebenfalls positiv aus - der Kurs legte im frühen Handel bis zu eineinhalb Prozent auf 6,91 Euro und damit den höchsten Stand seit März 2020 zu. Vom Rekordhoch in Höhe von 8,882 Euro Mitte Februar 2020, also bevor sich die Corona-Pandemie in Europa ausgebreitet hatte, ist das Papier allerdings noch weit entfernt.
Damals hatte unter anderem die geglückte Übernahme des Konkurrenten TLG die Kurse beflügelt. Kurz nach dem Zukauf und zum Zeitpunkt des Rekordhochs wurde das seit März 2018 im MDax notierte Unternehmen auch als Kandidat für den Aufstieg in den Dax
Da sich der Börsenwert inzwischen wieder deutlich erholt hat und wieder über der Marke von zehn Milliarden Euro liegt, zählt das Unternehmen zumindest zum erweiterten Kreis der Kandidaten für einen Dax-Aufstieg im September. Dann wird die Zahl der Unternehmen im deutschen Leitindex von 30 auf 40 Werte erhöht. Um den Aufstieg zu schaffen, müsste der Kurs sich in den kommenden Monaten aber besser entwickeln als der anderer Kandidaten - aktuell liegt der Konzern im MDax auf dem 17. Rang.
Aroundtown wurde 2004 vom israelischen Geschäftsmann Yakir Gabay gegründet und 2015 von ihm an die Börse gebracht. Er hält über die Holding Avisco noch zehn Prozent der Anteile. Mit dem TLG-Kauf wurden die Luxemburger zum größten Anbieter von Büroimmobilien in Europa. Zudem ist das Unternehmen mit knapp 40 Prozent am Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties
Das in der Öffentlichkeit bis dato weitgehend unbekannte Unternehmen Aroundtown aus Luxemburg geriet im Sommer 2019 mit dem Engagement als Trikotsponsor des Bundesliga-Aufsteigers Union Berlin in die Schlagzeilen. Der Konzern ist wegen seines schwer durchschaubaren Firmengeflechts allerdings sehr umstritten./zb/ngu/mis
Quelle: dpa-AFX