ESSEN (dpa-AFX) - Die deutsche Stahlindustrie wird sich nach Einschätzung des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung nur langsam von der Corona-Krise erholen. Im kommenden Jahr sei deshalb noch einmal mit dem Abbau von rund 3000 Arbeitsplätzen in der Branche zu rechnen, prognostizierten die Konjunkturexperten in ihrem am Montag veröffentlichten "Stahlbericht".
Nach Einschätzung der Branchenkenner wird die Rohstahlerzeugung in Deutschland in diesem Jahr wegen der Corona-Krise und dem damit verbundenen Einbruch der deutschen Industrieproduktion um 15 Prozent sinken. Im nächsten Jahr werde die Produktion zwar wieder um 10,9 Prozent auf 37,5 Millionen Tonnen steigen. Damit werde das Vorkrisenniveau aber auch 2021 noch deutlich verfehlt. Insgesamt dürften die Erzeugungskapazitäten im kommenden Jahr laut RWI lediglich zu gut 75 Prozent ausgelastet sein. Das ist ein im längerfristigen Vergleich niedriger Wert.
Der Stellenabbau in der Branche, in der seit Herbst 2019 bereis 4000 Stellen gestrichen wurden, werde deshalb weitergehen, heißt es in der Studie. Im Jahresverlauf 2021 werde die Beschäftigtenzahl noch einmal um 4 Prozent sinken. Rund 3000 Stellen würden damit wegfallen.
Doch ist es nicht nur die Pandemie, die die deutsche Stahlindustrie vor große Herausforderungen stellt. Daneben machen der Branche auch strukturelle Probleme zu schaffen. Der Stahlbedarf werde voraussichtlich auch deshalb sinken, weil deutsche Automobilhersteller im Übergang zur E-Mobilität ausländische Märkte verstärkt durch Produktionsstätten vor Ort bedienen. "Für die deutsche Stahlindustrie könnten dadurch strukturelle Überkapazitäten entstehen", warnte das RWI.
"Die Corona-Krise hat die deutsche Stahlindustrie hart getroffen. Sie wird zwar von der Erholung der Konjunktur profitieren, die seit Herbst 2018 deutlich zurückgegangene Automobilproduktion dürfte sie jedoch auch weiterhin belasten", betonte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt./rea/DP/nas
Quelle: dpa-AFX