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Original-Research: Schweizer Electronic AG - von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Schweizer Electronic AG
Unternehmen: Schweizer Electronic AG
ISIN: DE0005156236
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Halten
seit: 23.01.2023
Kursziel: 9,00 Euro
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Miguel Lago Mascato
Angepasste China-Strategie: Schweizer Electronic veräußert Mehrheit am
asiatischen Werk und realisiert Bilanzentlastung
Schweizer Electronic hat jüngst die Einigung zum Verkauf der
Mehrheitsanteile an der chinesischen Tochtergesellschaft Schweizer
Electronic Co. Ltd ("SEC") vermeldet. Der Konzern führt seine asiatischen
Geschäftsaktivitäten nach Vollzug der Transaktion in einem
Fab-Light-Konzept fort, was zur spürbaren Entlastung der Konzernbilanz und
Kosteneinsparungen führen sollte. Die voraussichtliche Mehrheitsveräußerung
deutlich unter dem Fair Value wird sich u.E. zunächst nachteilig auf die
Konzernbewertung auswirken. Allerdings dürfte das Unternehmen bereits in
2023 eine signifikante Profitabilitätssteigerung aufweisen.
Strategischer Investor übernimmt Mehrheitsanteile: Mit dem chinesischen
Leiterplatten-Spezialisten WUS konnte SCE einen strategischen Investor für
den asiatischen Standort gewinnen. Dieser hatte sich bereits im Zuge der
ersten Kapitalmaßnahme in China im Januar 2022 ca. 13% der Anteile
gesichert. Nunmehr übernimmt WUS weitere 57% der Stimmrechte und erklärt
sich bereit, das Werk im Rahmen einer noch zu beschließenden
10%-Kapitalerhöhung mit weiterer Liquidität auszustatten. Nach der KE wird
WUS rund 80% der Anteile halten. Das chinesische Unternehmen ist bereits
seit 2014 ein strategischer Partner für das Asien-Geschäft von Schweizer
und ebenfalls Ankeraktionär des Konzerns. Das Closing der Transaktion soll
laut Vorstand noch im Frühjahr 2023 erfolgen.
Transaktion impliziert hohen Bewertungsabschlag des China-Geschäftes: Der
Kaufpreis für die Übertragung der Stimmrechte beträgt umgerechnet ca. 4,6
Mio. Euro, was eine Bewertung des Werkes i.H.v. ca. 8,0 Mio. Euro
impliziert. Dies stellt u.E. einen sehr hohen Bewertungsabschlag von rund
90% ggü. der im Januar 2022 durchgeführten Kapitalmaßnahme dar, sodass der
Verkauf u.E. deutlich unter dem fairen Wert des Werkes liegt. Das
Management verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der Standort
weiterhin ein zentraler Bestandteil der Konzernstrategie sei und die
Aktivitäten in Jintan dem Unternehmen zukünftig als Beteiligungsgewinne
zukämen. Andererseits ist u.E. überraschend, dass die jüngst an die SEC
übertragenen Patente nicht zu einem spürbar positiven Bewertungseffekt
geführt haben.
China-Strategie angepasst: Zukünftig wird der chinesische Markt durch die
Finanzbeteiligung an der SEC mithilfe eines Fab-Light-Konzeptes bearbeitet.
Dies dient u.E. vor allem zur Reduktion des Risikoprofils und der
Fixkostenbasis des Konzerns. Durch die erhöhte Einbindung des China-Werkes
in die Wertschöpfung von WUS sollte der Standort u.E. fortan von der guten
Positionierung des neuen Mehrheitsaktionärs v.a. im asiatischen
Mobilitätssektor profitieren und Synergieeffekte zu spürbaren
Margenverbesserungen führen. Zukünftig soll das Werk High-Tech-Handelswaren
v.a. für das aufstrebende E-Mobilitätssegment in China herstellen, das nach
aktuellen Marktprognosen von Statista eine CAGR von 15,2% p.a. bis 2027
aufweisen dürfte. Aktuell befinden sich Schweizer und WUS in Verhandlungen
über die konkrete Ausgestaltung der zukünftigen Zusammenarbeit.
Relevanz des Schramberg-Werkes deutlich erhöht: Laut Vorstand liegt der
Fokus Schweizers zukünftig in der Entwicklung innovativer
Leiterplatten-Produkte und dem Vertrieb in den Schwerpunktmärkten Europa
und Nordamerika. Der asiatische Markt wird fortan anhand des
Fab-Light-Konzeptes in Kooperation mit WUS bearbeitet. Die veränderte
Marktdurchdringungsstrategie erhöht u.E. den Stellenwert des Standortes
Schramberg erheblich. Mit der Fokussierung auf die lokale Produktion
entspricht man laut Vorstand zudem Wünschen europäischer Großkunden nach
vermehrter lokaler Wertschöpfung und stabilen Lieferketten. Dank der
starken Entwicklungsexpertise am Standort sollen zukünftig hochkomplexe
Kundenaufträge mit signifikanten Volumina realisiert werden. Dabei avisiert
das Unternehmen weiterhin auch den Ausbau der Non-Automotive-Segmente.
Gemäß Management sind für die Realisierung dieser Zielsetzungen zukünftig
Investitionen in den Kapazitätsausbau und eine stärkere
Produktionsautomatisierung notwendig (MONe: 2023-2025: ca. 8,0 Mio. Euro
p.a.).
Spürbare Bilanzentlastung durch at-Equity-Konsolidierung: Sofern die
erforderlichen Zustimmungen zur Transaktion aufseiten des Käufers erteilt
werden, erfolgt die Berücksichtigung der Ergebnisbeiträge der SEC zukünftig
anhand der at-Equity-Methode. Hierdurch dürften in den nächsten Jahren
Umsätze in Höhe von 80,0 Mio. Euro (2023; MONe), 160,0 Mio. Euro (2024)
bzw. 178,5 Mio. Euro (2025) entfallen, wodurch dem Konzern signifikantes
Umsatzpotenzial entgeht. Gleichzeitig vermeidet Schweizer durch die
Entkonsolidierung negative operative Ergebnisbeiträge im Zeitraum von 2023
bis 2025 von durchschnittlich ca. -3,1 Mio. Euro (MONe). Bisher konnte
Schweizer mit dem asiatischen Produktionsstandort aufgrund der negativen
Einflüsse der letzten Jahre (Pandemie, Ukraine-Krieg) operativ nicht
profitabel agieren.
Die zukünftige at-Equity-Bilanzierung der chinesischen Gesellschaft führt
zu einer Entkonsolidierung des Sachanlagevermögens und der
Bankverbindlichkeiten für das chinesische Werk, was in einer deutlichen
Reduktion der Bilanzsumme und einer damit einhergehenden Bilanzentlastung
münden dürfte. Seit der Investitionsentscheidung zugunsten des Standortes
in Jintan hatte Schweizer u.E. bereits mehr als 100 Mio. Euro für den
Werksaufbau in Form von CAPEX investiert. Zur Finanzierung des Vorhabens
dürfte die eingerichtete Kreditlinie in Höhe von umgerechnet 72,3 Mio. Euro
vollständig in Anspruch genommen worden sein.
Trotz einsetzender Skalen- und Synergieeffekte dürfte der Standort auch
aufgrund der hohen Abschreibungen im Zuge der Werkserrichtung (MONe: 10
Mio. Euro p.a.) bis 2025 noch ein negatives Nettoergebnis einfahren,
welches zukünftig proportional zum verbleibenden Anteil Schweizers von 20%
im Finanzergebnis berücksichtigt wird.
Bewertungseffekt dürfte Ergebnis in 2022 beeinträchtigen: Aufgrund der
bevorstehenden Entkonsolidierung der SEC befindet sich die aktuelle
Guidance des Konzerns in Überarbeitung. Nach unserer Einschätzung könnte
sich u.E. durch den hohen Bewertungsabschlag der Transaktion ggü. der im
Januar 2022 durchgeführten Kapitalmaßnahme ein negativer Bewertungseffekt
ergeben, der das Ergebnis noch in 2022 erheblich belasten dürfte. Aufgrund
der geringen Visibilität hinsichtlich der genauen Bewertungs- und
Entkonsolidierungseffekte in der GuV und der Bilanz Schweizers sowie der
noch ausstehenden Genehmigung durch die Aktionäre des Käufers, lassen wir
unsere Prognosen bis zur Bekanntgabe des Closings zunächst unverändert.
Fazit: Mit der Veräußerung der Mehrheitsanteile und der daraus
resultierenden at-Equity-Bilanzierung dürfte sich Schweizers
Bilanzsituation zukünftig entspannen. Der Befreiungsschlag geht nach
unserer Einschätzung jedoch mit einem hohen Bewertungsabschlag für die
Tochtergesellschaft einher, der sich auch GuV-wirksam im GJ 2022
niederschlagen dürfte. In 2023 sollte Schweizer Electronic hingegen eine
deutliche Profitabilitätssteigerung erzielen können. Mittelfristig ergeben
sich durch den Fokus auf die Entwicklung innovativer Leiterplatten-Produkte
u.E. neue Chancen für das Unternehmen. Auch wenn sich das Risikoprofil
Schweizers nun deutlich verbessern dürfte, behalten wir die Empfehlung
"Halten" zunächst bei und bestätigen vorerst unser Kursziel von 9,00 Euro.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
Über Montega:
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser
mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum
umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und
wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht
sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und
fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die
Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden
zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und
Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die
Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum
Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der
Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
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Quelle: dpa-AFX