^
Original-Research: SBF AG - von GBC AG
Einstufung von GBC AG zu SBF AG
Unternehmen: SBF AG
ISIN: DE000A2AAE22
Anlass der Studie: Managementinterview
Letzte Ratingänderung:
Analyst: Marcel Goldmann
13.09.2022 - GBC Managementinterview mit Rudolf Witt, Vorstand der SBF AG
'Beim Umsatz erwarten wir mittelfristig 50 Millionen Euro. Aus dieser
Wachstumsdynamik ergibt sich aus unserer Sicht ein deutliches
Wertsteigerungspotenzial für unserer Aktie.'
Die SBF-Gruppe (SBF) ist ein börsennotierter Anbieter von LED-
Beleuchtungssystemen für Schienenfahrzeuge, den öffentlichen Sektor
(Kommunen, Deutsche Bahn etc.) und die Industrie. Mit dem Fokus auf
energieeffiziente LED-Beleuchtung profitiert SBF von den Megatrends
Klimaschutz sowie Urbanisierung und erwartet in den kommenden Jahren
zweistellige Wachstumsraten. Im Geschäftsfeld 'Schienenfahrzeuge' ist SBF
ein Tier-1-Lieferant komplexer Decken- und Beleuchtungssysteme für die
weltweit führenden Schienenfahrzeughersteller. Starke Technologiekompetenz,
hohe Wertschöpfungstiefe und maßgeschneiderte Kundenlösungen sind die Basis
für eine führende Marktposition. Im Geschäftsfeld 'Öffentliche und
Industrielle Beleuchtung' bietet SBF smarte und energieeffiziente LED-
Systeme zur Beleuchtung von bspw. Straßen, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden
oder Industriehallen.
Nachdem SBF Mitte August seine Halbjahreszahlen zum Geschäftsjahr 2022 und
kurze Zeit danach eine beabsichtigte Übernahme bekanntgegeben hat, haben
wir die Chance genutzt und mit Herrn Rudolf Witt, Vorstand der SBF AG, ein
Managementinterview durchgeführt. Im besonderen Fokus des Interviews
standen die Geschäftsentwicklung des ersten Halbjahres, die angestrebte
Übernahme und der langfristige Ausblick des Unternehmens.
GBC: Ihr Unternehmen operiert ganz stark in den Sektoren Bahntechnik/
Schienenfahrzeuge und öffentliche Infrastrukturen. Gerade der verstärkte
Trend zu 'Green Mobility' und zu nachhaltigen und modernen Infrastrukturen
haben diesen Sektoren einen zusätzlichen 'Auftrieb' gegeben - auch dank
starker politischer Unterstützung, da viele Staaten den Umwelt- und
Klimaschutz verstärkt voranbringen wollen. Wie schätzen Sie aktuell Ihre
Zielmärkte ein? Rechnen Sie weiterhin mit einer hohen Nachfrage nach Ihren
Produkten, auch trotz des herausfordernden Umfelds (hohe Inflation,
Lieferkettenprobleme etc.)?
Herr Witt: Unsere Zielmärkte wachsen stetig. Zudem unterstreichen die
aktuellen politischen Bestrebungen im Umwelt- und Klimaschutz das enorme
Zukunftspotenzial. Davon profitieren wir weltweit. Wir haben uns in den
vergangenen Jahren eine hervorragende Position erarbeitet, um mit dem Markt
zu wachsen. Gleichzeitig steigern wir mit unserer langjährigen Expertise
unseren Marktanteil entlang der Wertschöpfungskette. Unsere Produkte sind
auf lange Sicht gefragt. Im Geschäftsfeld Schienenfahrzeuge haben wir
aktuell einen hohen Auftragsbestand von 27,9 Millionen Euro. Unsere Kunden
sind überwiegend Marktteilnehmer, die lang- und mittelfristig planen und
Herausforderungen wie Inflation und Lieferkettenprobleme einkalkulieren.
Daher sind wir in der Lage, diese Thematiken anzusprechen und mit unseren
Kunden gemeinsam zu lösen. Kurzfristig ergeben sich Auswirkungen auf unsere
Kosten- und Leistungsstrukturen, die sich jedoch mittel- und langfristig
ausgleichen.
GBC: Die SBF-Gruppe hat am 17.08.2022 die Geschäftszahlen für die ersten
sechs Monate des Geschäftsjahr 2022 bekannt gegeben. Hiernach hat Ihr
Unternehmen beim Umsatz deutlich um 15,7% auf 17,70 Mio. EUR (1. HJ 2021:
15,3 Mio. EUR) zulegen können. Hingegen ist das EBITDA leicht auf 2,0 Mio.
EUR (1. HJ 2021: 2,3 Mio. EUR) gesunken. Aufgrund von schwierigen
Rahmenbedingungen haben Sie Ihre bisherige Guidance gesenkt und erwarten
nun Umsatzerlöse von rund 36,0 Mio. EUR (zuvor: > 40,0 Mio. EUR) und ein
EBITDA von rund 3,70 Mio. EUR (zuvor: Ergebnismarge über
Branchendurchschnitt). Bedingt durch erwartete Sondereffekte stellen Sie
ein bereinigtes EBITDA (Adj. EBITDA) von über 4,00 Mio. EUR in Aussicht.
Wie fällt Ihr Fazit für das erste Halbjahr aus und woher resultieren die
erwarteten hohen Sonderbelastungen bzw. Sondereffekte? Welche Ziele haben
Sie sich für das aktuelle Geschäftsjahr gesetzt?
Herr Witt: In Summe sind wir mit der Entwicklung der SBF-Gruppe zufrieden.
Wir haben uns im Angesicht der herausfordernden Marktbedingungen gut
behauptet, auch wenn wir unsere ursprünglichen Umsatz- und
Ergebniserwartungen nicht aufrechterhalten konnten. Mit der Kapitalerhöhung
haben wir im ersten Halbjahr die Voraussetzungen für unser weiteres
Wachstum geschaffen, sodass wir an unseren mittel- und langfristigen
Wachstumsaussichten festhalten. Die Sonderbelastungen im ersten Halbjahr
entstanden durch die Übernahme der Assets der Nordeon Lighting Solutions
GmbH, die Integration der Lunux Lighting GmbH und die Aufnahme der
Produktion am Standort Springe. Damit stärken wir unser Geschäftsfeld
'Öffentliche und Industrielle Beleuchtung'. Zudem gab es einen
ertragsmindernden Effekt durch latente Steuern. Unsere Investitionen in die
Produktionskapazitäten und Lagerbestände in beiden Geschäftsfeldern werden
sich zukünftig positiv bemerkbar machen. Für das aktuelle Geschäftsjahr
2022 erwarten wir nunmehr einen Umsatz von rund 36 Millionen Euro und ein
EBITDA von rund 3,7 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der
beschriebenen Sonderbelastungen wird das bereinigte EBITDA deutlich über
vier Millionen Euro liegen.
GBC: Kurz nach der Veröffentlichung Ihrer Halbjahreszahlen haben Sie
wichtige Fortschritte bei der beabsichtigten Übernahme eines
Elektronikunternehmens bekannt gegeben. Was war der Hintergrund für diesen
Schritt (strategische Logik) und welche konkreten Vorteile bzw. Effekte
erhoffen Sie sich aus dieser geplanten Transaktion (voraussichtliche
Übernahme im Q4 2022)? Wie ist allgemein Ihre M&A-Strategie?
Herr Witt: Wir haben den Due-Diligence-Prozess erfolgreich abgeschlossen
und sind nunmehr in die nächste Phase der Verhandlungen eingetreten. Eine
grundsätzliche Einigkeit über eine Mehrheitsbeteiligung im vierten Quartal
2022 wurde erzielt. Durch die Transaktion erreichen wir eine höhere
Wertschöpfungstiefe, was sich positiv auf die Beschaffung bei den für
unsere Produkte notwendigen Elektronikbauteilen auswirkt. Damit können wir
unsere Lieferperformance steigern. Des Weiteren erhöhen wir die
Diversifikation in unserem Produktportfolio und optimieren unsere
Kostenstruktur. Wir rechnen mit einem zusätzlichen anorganischen
Umsatzwachstum im hohen einstelligen Millionenbereich und einen
wesentlichen Beitrag zur Profitabilität in der SBF-Gruppe. Die Übernahme
eines erfolgreichen Unternehmens ist dabei von Vorteil, da die SBF-Gruppe
in ein laufendes profitables Geschäft einsteigt und Synergien sofort nutzen
kann. Wir bewerten gezielt Opportunitäten, um unsere Position entlang der
Wertschöpfungskette zu stärken oder den Markt durch sinnvolle Erweiterung
unserer Produktpalette und Expertise zu vergrößern. Wir haben die
Voraussetzungen geschaffen, um auch in diesen herausfordernden Zeiten die
sich bietenden Chancen zu nutzen.
GBC: Sie haben in der Vergangenheit im Rahmen Ihrer durchgeführten Asset-
Deals (Lunux & Nordeon) neben Maschinen, Markennamen ebenfalls auch Vorräte
erworben, die auch im abgelaufenen Geschäftsjahr durch die Aufdeckung
stiller Reserven die Ergebnisentwicklung zusätzlich beflügelt haben.
Inwieweit können Sie auch im laufenden Geschäftsjahr noch von vorhandenen
Vorratsbeständen kostenseitig profitieren?
Herr Witt: Mit Aufnahme der Produktion am Standort Springe (ehemals
Nordeon) Mitte dieses Jahres rechnen wir damit, stille Reserven zu heben.
Die stillen Reserven aus den Vorräten wirken sich kurz- bis mittelfristig
aus und werden mit den Anlaufkosten teilweise kompensiert. Der Effekt der
stillen Reserven aus den Markennamen und Maschinenparks ist hingegen ein
langfristiger Effekt und wird sich über das Jahr 2023 hinaus
überproportional auswirken, sobald wir die entsprechende Auslastung in den
Produktionskapazitäten erreichen. Daher investieren wir aktuell wie geplant
in den Vertrieb und die Überwindung von Lieferengpässen, um diesen
Kostenvorteil zu erreichen und zu nutzen. Darüber hinaus stehen uns ein
moderner Maschinenpark und Produktionskapazitäten zur Verfügung, die ein
erhebliches Wachstum ermöglichen. Die Wiederbeschaffungswerte stellen eine
sehr hohe Einstiegsbarriere dar.
GBC: Kürzlich hat das SBF-Management erneut eigene Aktien des Unternehmens
über Marktkäufe (Sekundärhandel) erworben. Was hat Sie zu diesem Schritt
bewogen?
Herr Witt: Wir sind von unserer Strategie überzeugt, kennen unser
Wachstumspotenzial und halten daher an unserem mittelfristigen und vor
allem langfristigen Plan fest, Umsätze in der SBF-Gruppe von über 100
Millionen Euro zu erreichen. Wir rechnen zudem damit, dass unsere EBITDA-
Marge mittel- bis langfristig überproportional zunimmt und bei mindestens
15 Prozent liegen wird. Beim Umsatz erwarten wir mittelfristig 50 Millionen
Euro. Aus dieser Wachstumsdynamik ergibt sich aus unserer Sicht ein
deutliches Wertsteigerungspotenzial für unserer Aktie.
GBC: Trotz der mit den Halbjahreszahlen angepassten Unternehmensguidance
halten Sie an Ihren kommunizierten mittel- und langfristigen Zielen
(langfristiges Umsatzziel: >100,0 Mio. EUR; EBITDA-Marge: 15,0%) fest.
Was stimmt Sie so optimistisch dieses perspektivische Umsatz- und
Ertragsziel auch trotz schwieriger Rahmenparameter erreichen zu können?
Herr Witt: Unsere Geschäftsfelder 'Schienenfahrzeuge' (Decken- und
Beleuchtungssysteme) und 'Öffentliche und Industrielle Beleuchtung'
verfügen über deutliches Wachstumspotenzial - insbesondere aufgrund des
historischen Investitionsstaus sowie der im Fokus stehenden Umwelt- und
Klimaschutzziele. Diese werden durch politische Maßnahmen flankiert und
Investitionen in unseren Marktsegmenten werden gefördert. Wir haben in die
entsprechenden Produktionskapazitäten investiert und werden bei steigenden
Umsätzen die entsprechende Zielkostenstruktur und Ertragslage erreichen.
GBC: Herr Witt, vielen Dank für das Gespräch.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/25423.pdf
Kontakt für Rückfragen
GBC AG
Halderstraße 27
86150 Augsburg
0821 / 241133 0
research@gbc-ag.de
++++++++++++++++
Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,6a,7,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter: http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
+++++++++++++++
Datum und Zeitpunkt der Fertigstellung der Studie: 12.09.2022(7:26 Uhr)
Datum und Zeitpunkt der ersten Weitergabe der Studie: 13.09.2022(10:00 Uhr)
-------------------übermittelt durch die EQS Group AG.-------------------
Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.
°
Quelle: dpa-AFX