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Original-Research: MS Industrie AG (von GBC AG): GBC Vorstandsinterview

Original-Research: MS Industrie AG (von GBC AG): GBC Vorstandsinterview
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24.03.2023 ‧ dpa-Afx

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Original-Research: MS Industrie AG - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu MS Industrie AG

Unternehmen: MS Industrie AG
ISIN: DE0005855183

Anlass der Studie: GBC Vorstandsinterview
Empfehlung: GBC Vorstandsinterview
Letzte Ratingänderung:
Analyst: Cosmin Filker, Matthias Greiffenberger

"Unsere Performance 2022 sowie die aktuelle Auftragslage mit Höchstständen
in beiden Unternehmenssparten können sich unseres Erachtens sehen lassen."
 
Nach zwei von der Corona-Pandemie geprägten Geschäftsjahren hat die MS
Industrie AG, nach vorläufigen Zahlen, wieder zurück zum Wachstumskurs
gefunden. Bereits unterjährig war dabei das Umsatzwachstum von deutlichen
Ergebnisanstiegen begleitet worden. Der GBC-Analyst Cosmin Filker hat mit
dem Vorstand Dr. Andreas Aufschnaiter über das vergangene Geschäftsjahr und
die Aussichten für den MS-Konzern geprochen.
 
GBC AG:  Gemäß vorläufigen Zahlen haben Sie im abgelaufenen Geschäftsjahr
2022 eine deutliche Steigerung der Betriebsleistung um 25 % auf 206 Mio. EUR
erreicht. Können Sie diese Entwicklung skizzieren?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Das Geschäftsjahr 2022 war in der Tat durch ein
deutliches Wachstum in beiden Geschäftssegmenten der MS Industrie Gruppe
geprägt. In der Sparte Powertrain wirkten sich sowohl ein Mengenwachstum
bei bestehenden und neu anlaufenden Serienteilen, als auch ein
Preiswachstum infolge der Weitergabe von Material- und
Energiekostensteigerungen aus. In der Sparte Ultraschall war - nach drei
sehr schwierigen Jahren wegen der Umstellung der PKW-Modellpaletten
(Verbrenner zu Elektro) bei weltweit allen OEMs - seit ca. Mai 2022 wieder
eine starke Belebung der Marktnachfrage zu verzeichnen. Dies hatte
entsprechend positive Auswirkungen auf alle Ergebnisebenen der Gruppe.
 
GBC AG: Demnach war die operative Entwicklung der MS Industrie AG auch von
der Erholung in der Nutzfahrzeugbranche geprägt. Was waren die hierfür
ausschlaggebenden Faktoren, im Gegensatz zum weiterhin von Schwierigkeiten
geprägten Pkw-Sektor?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Bereits seit Mitte 2019 - also schon vor der
Corona-Pandemie - sind die LKW-Verkaufszahlen zurückgegangen. Nun kam es
durch die niedrigeren Zulassungszahlen der Jahre 2020 und 2021 zu einer
deutlichen Erhöhung des Durchschnittsalters der LKW-Flotten, zumal die
Fahrleistungen sich relativ rasch nach der ersten Pandemiewelle wieder
normalisiert hatten. Im Ergebnis verspüren sämtliche LKW-Hersteller
gleichzeitig die Kombination aus Nachholbedarf und wachsender Nachfrage.
Die Veröffentlichungen der Auftragsbestände und Lieferzeiten von z.B.
Daimler Trucks, Traton und Paccar bestätigen diesen Ausblick auch für das
Jahr 2023 eindrücklich. Der Megatrend beruht unverändert auf dem weltweit
stetig zunehmenden Warentransport, welcher im Schnitt zu 80% auf der Straße
stattfindet.
 
GBC AG: Was ist Ihre Meinung zur Entwicklung von Elektro-Lkw und welche
Auswirkungen hätte dies auf das Geschäft der MS Industrie AG?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Zunächst müssen wir zwischen den - von uns
belieferten - schweren LKW einerseits und den leichten und mittelgroßen
Nutzfahrzeugen andererseits unterscheiden. Bei Letzteren wird sich unserer
Einschätzung nach der Elektrifizierungstrend fortsetzen, z.B. im
innerstädtischen Verteilerverkehr. Bei den schweren LKW wird es unseres
Erachtens einen sehr kleinen Elektro-Anteil für gewisse Nischenanwendungen
geben, der durch das Marktwachstum wieder kompensiert wird, so dass wir
entsprechende Fertigungskapazitäten einplanen müssen. Darüber hinaus
beobachten wir beim schweren LKW aus technischer Sicht die Tendenz hin zu
einer "Warmverbrennung" von Wasserstoff mit Hilfe der klassischen
Verbrennungsmotoren, da die Stromerzeugung mittels "Kaltverbrennung" über
eine Brennstoffzelle Schwierigkeiten mit Spitzenlasten hat. Zusätzlich ist
die Lebensdauer einer Brennstoffzelle deutlich geringer. Zusammengefasst
und weltweit betrachtet erwarten wir noch sehr viele Jahre des Einsatzes
bestehender und neu angelaufener Serienteile (Stichwort
Scania/Traton-Motor). Dem LKW-Transformationsprozess ist unsere
Powertrain-Sparte dahingehend voraus, dass wir bereits heute einen
Umsatzanteil von 30% mit "Off-road"-Teilen erzielen. Dieser Trend wird sich
strategiekonform in den nächsten Jahren fortsetzen.
 
GBC AG:  Auch im Ultraschallsegment wurden in den ersten neun Monaten 2022
deutliche Wachstumsraten erzielt. Was war für die Entwicklung im
Untersegment Serienmaschinen und Systeme und Komponenten entscheidend?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Insbesondere das Untersegment
"Ultraschall-Serienmaschinen" hat sich im Jahr 2022 sehr gut entwickelt.
Sowohl Auftragseingang als auch Umsatz haben sich im Vergleich zum Vorjahr
verdoppelt. Die Anzahl der bei Kunden installierten Maschinen wuchs
dementsprechend und führt parallel zu stetig steigenden Umsätzen für
Service und Ersatzteile. Die wieder stattfindenden Messen und die nicht
mehr so stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten für unsere
Vertriebsmitarbeiter haben sich ebenfalls positiv ausgewirkt. Im
Untersegment "Systeme & Komponenten" konnte nach einer Reihe von
technischen Weiterentwicklungen im Bereich "Nonwovens" ein erster
Großauftrag für das Verschweißen von Vlies-Pflegehandschuhen akquiriert
werden. Die Kunden- und Testfrequenz am neuen Kompetenzzentrum in Ettlingen
nimmt spürbar zu.
 
GBC AG: Wie schätzen Sie die aktuelle Lage bei den
Ultraschall-Sondermaschinen ein und wie ist die Situation im Hinblick auf
Lieferengpässe?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Das Geschäftsfeld der Sondermaschinen erlebte von
Mitte 2019 bis Mitte 2022 zum ersten Mal in seiner 30-jährigen Geschichte
eine "Modell-Krise". Das Pendel der Modellvielfalt in der PKW-Branche kam
dann im Vorjahr wieder deutlich zurück. Die Anzahl der Anfragen und die
Akquisitionserfolge sind ein eindeutiges Zeichen dafür - das erwarten wir
auch für die kommenden Jahre. Die Lieferkettenprobleme bei Zukaufteilen und
-komponenten beschäftigten uns das gesamte Jahr 2022 und führten zur
Verschiebung von Auslieferungen in das Jahr 2023. Aus heutiger Sicht ist
eine Entspannung zu beobachten; allerdings sind wir bei den Lieferzeiten
unserer Lieferanten noch weit von dem Vorkrisen-Niveau entfernt. Unsere
Kunden haben dies erkannt. Deswegen sind sie frühzeitig mit uns in
Abstimmungsgesprächen mit Aufträgen für neue PKW-Modelle. Sie wollen sich
heute schon Kapazitäten für 2024 reservieren.
 
GBC AG: In 2022 ist die Inflationsrate auf den höchsten Wert seit der
Wiedervereinigung Deutschlands angestiegen. Was bedeutet dies für Sie, auch
im Hinblick auf die Energiekosten?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Die Kostensteigerungen bei Rohmaterial und
Energie waren in 2022 ein wesentlicher Einflussfaktor und gleichzeitig eine
große Herausforderung für die Gespräche mit unseren Kunden. Durch unsere
starke Position als langfristiger Single-Source-Lieferant ist es mit nur
geringem Zeitversatz gelungen, die Kostensteigerungen in den
Verkaufspreisen weiterzugeben. Im Bereich des Maschinenbaus konnten wir -
bedingt durch die längeren Durchlaufzeiten von 9-12 Monaten - erst
zeitversetzt reagieren, wodurch sich die positiven Effekte erst im Laufe
des Jahres 2023 auswirken werden.
 
GBC AG: Wie sieht die Strategie aus, um die Abhängigkeit von Großkunden
Daimler weiter zu reduzieren?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Die LKW-Kundenbasis verbreitert sich in den
nächsten Jahren durch den Ventiltrieb für alle Traton-Marken - Scania, MAN,
Navistar und Volkswagen Nutzfahrzeuge Südamerika - deutlich. Gleichzeitig
konzentriert sich die Neuakquisition von Serienaufträgen seit einigen
Jahren auf Kunden im "Off-road"-Bereich, ich denke da an
Baumaschinenhersteller, sowie auf Teile für Hydraulik-, Hybrid- und
Elektro-Anwendungen. Aber auch Strukturteile, welche unabhängig von der
Antriebsform sind, gewinnen an Relevanz. Die Vertriebserfolge seit dem Jahr
2020 bestätigen die eingeschlagene Strategie. Durch das flexible
Automatisierungskonzept unserer Fertigung können unsere Anlagen relativ
schnell und einfach auf Teile unterschiedlichster Kunden und Industrien
umgestellt werden.
 
GBC AG: Gemäß der aktuellen Meldung zu den vorläufigen Zahlen soll die
Platzierung der im Oktober 2022 begebenen Anleihe mit einem Kupon in Höhe
von 6,25 % fortgesetzt werden. Wofür sollen die Mittel verwendet werden?
 
Dr. Andreas Aufschnaiter: Die im Oktober 2022 ins Leben gerufene Anleihe
soll uns helfen, das weitere organische Wachstum zu finanzieren und mehr
Langfristigkeit in die Struktur der Passivseite zu bringen. Im Rahmen des
Private Placements werden wir nun im Frühjahr weitere interessierte
Investoren ansprechen. Unsere Performance 2022 sowie die aktuelle
Auftragslage mit Höchstständen in beiden Unternehmenssparten können sich
unseres Erachtens sehen lassen.
 
GBC AG: Wo sehen Sie die MS Industrie in drei bis fünf Jahren?
 
Dr. Aufschnaiter: Die MS Industrie Gruppe wird mittelfristig organisch in
Richtung 300 Mio. Euro Umsatz wachsen und die Profitabilität nach diversen
Krisen, Umbaumaßnahmen und Neuproduktentwicklungen schrittweise und
sichtbar steigen. Wir sind da auf einem sehr guten Weg, was unser
erfreuliches Auftragsvolumen für 2023 zeigt. Unser Ziel ist unverändert
eine stetig dividendenzahlende Industriegruppe mit einer starken
Marktposition in beiden Geschäftsbereichen.
 
GBC AG: Herr Dr. Aufschnaiter, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/26625.pdf

Kontakt für Rückfragen
GBC AG
Halderstrasse 27
86150 Augsburg
0821 / 241133 0
research@gbc-ag.de
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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,5b,7,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:
http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
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Datum (Uhrzeit) Fertigstellung: 23.03.2023 (10:18 Uhr)
Datum (Uhrzeit) Erstveröffentlichung: 24.03.2023 (10:00 Uhr)

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Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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Quelle: dpa-AFX

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