BERLIN (dpa-AFX) - Während der Verkehr am Hauptstadtflughafen BER weiter dem Vorkrisen-Niveau hinterherhinkt, ist die Nachfrage in manche Regionen deutlich stärker als vor der Pandemie. Das gilt insbesondere für die Türkei, wie das Beispiel der Fluggesellschaft SunExpress zeigt. Das Unternehmen gehört jeweils zur Hälfte der Lufthansa
"Wir waren schon im Jahr 2021 bei etwas mehr als 100 Prozent unseres Sitzplatzangebots von 2019", sagte SunExpress-Chef Max Kownatzki der Deutschen Presse-Agentur. "Im vergangenen Jahr waren wir dann schon bei 122 und diesem Jahr bei 144 Prozent des Vorkrisen-Niveaus."
Das Unternehmen will im Sommerflugplan sein Angebot in Richtung Türkei deshalb um weitere Ziele aufstocken. Der Grund für die rasche Erholung war laut Kownatzki vor allem die Corona-Handhabe der Türkei. "Das Land hat schnell reagiert", sagte er. "Während wir in Deutschland noch über Antigentests an Flughäfen diskutiert haben, hat die Türkei PCR-Tests zwingend auf allen internationalen Flügen vorgeschrieben."
40 Prozent der Türkeiflüge familienbedingt
Hinzu komme die große türkische Gemeinschaft in Deutschland. Familienbedingte Flüge machen rund 40 Prozent des SunExpress-Geschäfts aus. Hier war das Interesse besonders groß, während und nach der Pandemie die Familie in der Türkei oder Deutschland schnell wieder besuchen zu können.
In anderen Bereichen spürte auch SunExpress die Krise. Bereits 2020 trennte sich das Unternehmen vom Ferienflieger SunExpress Deutschland, der vor allem in Westeuropa aktiv war. Hinzukämen die Kosten, die allen Gesellschaften weiter zu schaffen machten. "Es gibt momentan Bodendienstleister, die ihre Kosten um bis zu 80 Prozent erhöhen. Wir haben Kostensteigerungen im Bereich der Flugverkehrskontrolle von 30 bis 45 Prozent je nach Nation", sagte Kownatzki. Diese Kosten könnten zwar nur zum Teil an die Kundinnen und Kunden weiter gereicht werden. Passagiere müssten sich somit aber auch auf absehbare Zeit auf höhere Ticketpreise einstellen.
SunExpress will BER-Präsenz nicht zurückfahren
Zu den Kosten gehören auch die Flughafengebühren. Weil sie diese insbesondere am BER als zu hoch empfinden, haben etwa Easyjet
Der gutlaufende Türkei-Tourismus steht allerdings nicht stellvertretend für die Gesamtentwicklung am BER. "Wir haben schon 2021 gesehen, dass die Türkei funktioniert", sagte Flughafenchefin Aletta von Massenbach der dpa. "Diese Kombination haben wir allerdings nicht in allen Warmwasserzielen." An den Passagier- und Verkehrsprognosen für dieses Jahr und darüber hinaus halte der BER deshalb fest, betonte die Managerin.
Bis einschließlich August reisten über den BER rund 12,6 Millionen Fluggäste. Das waren fast 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, aber knapp halb so viel wie im gleichen Zeitraum des Jahres 2019./maa/DP/zb
Quelle: dpa-AFX