RIGA (dpa-AFX) - Lettland will etwa eine Milliarde Euro in den Bau von Windparks investieren, um die lokale Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu erhöhen und die Energiesicherheit zu stärken. Ministerpräsident Krisjanis Karins sprach am Montag in Riga von einer der größten Investitionen in der Geschichte des baltischen EU- und Nato-Landes. "Das ist eine mittelfristige Lösung, die es uns ermöglichen wird, bei der Energieversorgung völlig unabhängig zu werden und weniger fossile Ressourcen verbrauchen zu müssen", sagte Karins der lettischen Nachrichtenagentur Leta zufolge.
Nach Umsetzung des Projekts könnte der an Russland grenzende kleine Ostseestaat von einem Stromimporteur zu einem -exporteur werden, sagte Karins. Demnach produziere Lettland gegenwärtig 40 Prozent seines benötigten Stroms selbst, 60 Prozent werden mittels Importen gedeckt. Wenn Russland bisher die Hauptimportquelle gewesen sei, müsse die Quelle jetzt vergessen werden, sagte der Regierungschef.
Nach Angaben von Wirtschaftsministerin Ilze Indriksone sollen die geplanten Windparks eine Kapazität von 800 Megawatt haben. Damit könnten 2,4 Terawattstunden Strom pro Jahr produziert werden - dies entspreche umgerechnet rund 30 Prozent des gesamten Stromverbrauchs Lettlands im vergangenen Jahr. Zuständig für die Errichtung und den Betrieb der Windparks mit insgesamt 100 bis 120 Windrädern ist eine neugegründete Gemeinschaftsfirma des lettischen Stromversorgers und der staatlichen Forstverwaltung.
Lettland hatte vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine im Mai den Import von Strom aus Russland eingestellt. Noch ist es aber - wie auch Estland und Litauen - weiter Teil eines gemeinsamen, synchron geschalteten Stromnetzes mit Russland und Belarus - des aus Sowjetzeiten stammenden sogenannten BRELL-Ringsystems. Damit hängen die Baltenstaaten quasi mit am Netz der beiden Nachbarländer im Osten./awe/DP/stw
Quelle: dpa-AFX