STUTTGART (dpa-AFX) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann kann mit dem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Weiterbetrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland gut leben. "Ich hab damit kein Problem", sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. "Er wird sich was gedacht haben", sagte er über Scholz. Kretschmann sagte aber auch, er hätte es besser gefunden, Scholz hätte sein Machtwort noch vor der Niedersachsen-Wahl gesprochen. "Das fand ich nicht so mutig."
Die verbleibenden drei deutschen Atomkraftwerke sollen bis maximal Mitte April kommenden Jahres weiterlaufen können. Das hatte Kanzler Scholz am Montag entschieden und auf seine Richtlinienkompetenz verwiesen.
Die Grünen wollten hingegen nur die beiden süddeutschen Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 bis zum 15. April in Reserve halten und bei Bedarf weiter für die Stromerzeugung nutzen. Das dritte noch verbleibende AKW Emsland in Niedersachsen sollte hingegen zum 1. Januar 2023 endgültig abgeschaltet werden. Diese Linie hatte auch der Grünen-Bundesparteitag in Bonn bestätigt. Die Anschaffung neuer Brennstäbe für einen längeren Betrieb lehnten die Delegierten ab.
"Ich wüsste jetzt nicht, was ich daran kritisieren sollte, dass dieses Kraftwerk auch noch in den Streckbetrieb kommt", sagte Kretschmann. Der baden-württembergische Regierungschef sieht aber darin keine Klatsche für die Grünen. "Das Hauptanliegen des Parteitags war, das nicht mit neuen Brennstäben neuer Atommülll entsteht", sagte er. Wenn jetzt drei statt zwei Kraftwerke in den Streckbetrieb gehen, könne man das gut aushalten. Das Machtwort von Scholz, wenn man das so nennen wolle, befinde sich also im "erträglichen Bereich"./poi/DP/men
Quelle: dpa-AFX