BERLIN (dpa-AFX) - Im Rennen um sogenannte mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus gibt es derzeit noch kaum Informationen über mögliche Nebenwirkungen. Da es noch keinen zugelassenen mRNA-Impfstoff für Menschen gebe, sei die Frage nach Nebenwirkungen eine der ganz wichtigen, die jetzt mit den laufenden klinischen Prüfungen geklärt werde, hieß es vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das unter anderem für die Genehmigung von Arzneimitteln zuständig ist.
Dass Menschen nach Impfungen vorübergehende Nebenwirkungen verspüren, sei im Allgemeinen normal, sagte der Geschäftsführer Forschung des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA), Siegfried Throm. "Impfungen trainieren den Körper, ehe echte Erreger eindringen." Dafür würden bei den herkömmlichen Impfstoffen geringe Mengen von Erregerbestanteilen oder abgeschwächten Viren gespritzt oder als Schluckimpfung verabreicht. Der Körper versuche, die Eindringlinge abzuwehren. Bei vielen Menschen rufe die eigentlich erwünschte Abwehrreaktion die Symptome hervor.
Treten Impfkomplikationen auf, werden diese an das PEI gemeldet. Den zuletzt erhobenen Daten aus dem Jahr 2018 zufolge gab es 3570 entsprechende Verdachtsfälle. Bei 1070 davon handelte es sich demnach um schwerwiegende Komplikationen. Der VFA rechnete 2018 mit rund 50 Millionen Impfungen insgesamt. Nach diesen Angaben käme auf knapp 50 000 Impfungen eine schwerwiegende Nebenwirkung.
Jeder Körper reagiert nach dem Impfen anders. Unter den etwas mehr als 11 000 dem PEI gemeldeten unerwünschten Reaktionen war die mit Abstand häufigste Nebenwirkung eine lokale Reaktion, dahinter folgten Fieber und Kopfschmerzen. Die Zahl übersteigt die Anzahl der Verdachtsfälle, da mehrere unerwünschte Reaktionen/Symptome zu einem Fall berichtet werden können.
Eine sogenannte Phase-1-Studie mit einem mRNA-Impfstoff wird derzeit etwa beim Tübinger Unternehmen Curevac durchgeführt. mRNA ist eine Art Botenmolekül, in dem die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen steckt. Für ihren Impfstoff haben die Curevac-Forscher mRNA mit der Bauanleitung für ein Protein der Hülle des Coronavirus versehen. Nach einer Impfung bilden die menschlichen Zellen dieses Protein. Der Körper erkennt es als fremd und beginnt, Antikörper sowie Abwehrstoffe dagegen zu bilden.
Auf mRNA setzen die Entwickler bei Corona, weil dafür nicht wie sonst die Viren selbst zur Herstellung des Impfstoffs benötigt werden, sondern nur deren genetische Information. Das soll es ermöglichen, Impfstoffe in beispielloser Geschwindigkeit bereitzustellen./jon/DP/mis
Quelle: dpa-AFX