FRANKFURT (dpa-AFX) - Im September könnte die Lufthansa oder FMC dem Online-Modehändler Zalando den Platz im Dax streitig machen. Ob im deutschen Börsenbarometer alles beim Alten bleibt oder es doch noch zu einem Platztausch kommt, hängt derzeit am seidenen Faden. Kaum anders sieht es für den Index der mittelgroßen Werte aus, dem MDax . Im SDax , in dem sich die kleineren Werte unterhalb des MDax befinden, dürfte es Stand heute - zumindest einen Wechsel geben. "Allerdings ist gerade im SDax alles wie gewohnt sehr eng", sodass das Bild laut dem Index-Experten Luca Thorißen von der Investmentbank Stifel Europe rasch auch ganz anders aussehen kann.
Der nächste Termin für die planmäßige Überprüfung der Dax-Indexfamilie durch die Deutsche Börse ist am Dienstag, 5. September, nach Handelsschluss. Etwaige Änderungen treten am Montag, 18. September, in Kraft.
FMC könnte womöglich in den Dax zurückkehren oder sich ein Gerangel mit der ebenfalls im MDax befindlichen Lufthansa bieten. Denn: der fehlende Abstand zum begehrten Platz 33 auf der aktuellen Rangliste der Unternehmen, der eine Aufnahme nach "Fast Entry" ermöglichen würde, beträgt für den Dialysespezialisten gerade einmal 500 Millionen Euro an frei handelbarem Börsenwert. Für die Lufthansa sind es derzeit rund 900 Millionen Euro, die fehlen. Orientierungswert ist hier aktuell der Chemikalienhändler Brenntag , der sich im Dax mit einer Marktkapitalisierung nach Streubesitz von 9,8 Milliarden Euro auf Rang 33 der 40 Konzerne befindet. Allerdings ist Brenntag nicht der Streichkandidat.
"Sollte es FMC oder gar der Lufthansa gelingen, ihren Aktienkurs entsprechend überdurchschnittlich zu steigern, wäre Stand heute - Zalando als kleinster Dax-Wert der Absteiger", so Thorißen. Der am Streubesitz orientierte Börsenwert beträgt für den Modehändler derzeit 6,9 Milliarden Euro. Zweitkleinster Wert im Dax ist der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental mit 7,7 Milliarden Euro.
Die eigentlich im September geltenden regulären Auf- und Abstiegsregeln der Deutschen Börse würden FMC und Lufthansa indes nicht helfen. Zwar sind beide reguläre Aufstiegskandidaten, doch für diese Regel sind auch reguläre Abstiegskandidaten nötig, also Dax-Unternehmen, die nicht mehr groß genug sind für einen Verbleib im Leitindex. Das ist aber nicht der Fall.
Ähnlich sieht es im MDax aus. Auch hier ist derzeit der Wafer-Hersteller Siltronic aus dem SDax ein regulärer Aufstiegskandidat - und auch dort gibt es zurzeit keinen regulären Abstiegskandidaten. Schwächster Wert ist momentan der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 mit 1,16 Milliarden Euro frei handelbarem Börsenwert, gefolgt vom Recycling-Spezialisten Befesa mit 1,2 Milliarden Euro. Doch beide liegen in den Ranglisten auf Plätzen etwas über 90. Für einen Abstieg allerdings müssten sie bis auf Platz 103 zurückfallen.
In den SDax dürfte dagegen im September der Wasserstoff-Spezialist Nucera aufgenommen werden, und dadurch den Anbieter von Bildverarbeitungskomponenten Basler verdrängen. Nucera wurde erst im Juli von Thyssenkrupp an die Börse gebracht, ist aber schon lange im Wasserstoff-Geschäft aktiv und bietet Technologie für Elektrolyse-Anlagen, die mit Hilfe von Elektrizität Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufspalten. Reguläre Aufnahmekandidaten wären darüber hinaus die United-Internet-Tochter Ionos und der Online-Modehändler About You . Doch da es derzeit keine regulären Absteiger gibt, dürfte es Stand heute - keine weiteren Wechsel geben.
Wichtig sind solche Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes real nachbilden (physisch replizierende ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann./ck/jsl/mis
Quelle: dpa-AFX