HAMBURG (dpa-AFX) - Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) hat Probleme bei der Elbvertiefung eingeräumt. Laut der aktuellen Hamburg-Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag) machte er den Bund in Teilen dafür verantwortlich. Er bezieht sich den Angaben zufolge auf die jüngste Entscheidung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes, die sogenannten Höchsttiefgänge in der Elbe für den Schiffsverkehr um etwa einen Meter zu reduzieren. "Ich war über das Vorgehen des Bundes überrascht. Es war auch nicht mit uns abgestimmt."
Die WSV hatte am 2. November mitgeteilt, dass die nautisch nutzbare Tiefe auf der Tideelbe temporär um einen Meter eingeschränkt wird. Gegenüber dem Stand vor der Fahrrinnenanpassung bedeute dies weiterhin eine Verbesserung des Tiefgangzuwachses von 20 bis 90 Zentimetern. Die neue Regelung ermögliche eine größere Verlässlichkeit der nutzbaren nautischen Tiefe und Breite.
Die Bekanntmachung gilt ab 1. Dezember. Bis das Flussbett durch Baggerarbeiten wieder die geplante Tiefe erreicht, werde es laut Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes, höchstens "drei bis fünf Jahre" dauern.
Die Elbvertiefung, die geplante Verbreiterung und Vertiefung der Fahrrinne in der Elbe, wurde vom Bund vor zehn Monaten für abgeschlossen erklärt. Der rund 130 Kilometer lange Abschnitt der Elbe zwischen Hamburg und der Nordsee zählt zu den wichtigsten Wasserstraßen Deutschlands. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss dort sechsmal den Anforderungen der Schifffahrt angepasst, zuletzt 1999. Diesmal wurde er so ausgebaggert, dass auf ihm Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter unabhängig von Ebbe und Flut fahren können. Tideabhängig soll die Elbe für Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 14,50 Metern passierbar sein.
Durch den geringeren Tiefgang können Reedereien ihre großen Handelsschiffe künftig nur mit weniger Containern beladen als bisher, wenn sie Deutschlands größten Hafen ansteuern wollen, schreibt "Die Zeit".
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes, Grund für die temporäre Einschränkung der Tiefen seien klimatische Veränderungen wie starke und dicht hintereinander folgende Sturmfluten und fehlendes Oberwasser sowie die Anpassung des Systems nach der Fahrrinnenanpassung. Das führe vorübergehend zu einer erhöhten Sedimentation. "Bei extremen außergewöhnlichen Ereignissen kommt es dann zu personellen Engpässen. Ein drittes Baggerschiff ist noch in diesem Jahr vorgesehen", hieß es./let/DP/men
Quelle: dpa-AFX