BREMEN (dpa-AFX) - Der Rückbau von Windenergieanlagen in der deutschen Nord- und Ostsee wird die Branche spätestens in zehn Jahren vor große Herausforderungen stellen. Wissenschaftler haben deshalb in einem Projekt unter Federführung der Hochschule Bremen ein Handbuch erstellt, das verschiedene Verfahren in Bezug auf Kosten, Umweltverträglichkeit und Arbeitssicherheit bewertet. "Jeder Windpark ist anders, deshalb kann es auch nicht die eine optimale Lösung zum Rückbau geben", sagte Projektleiterin Silke Eckardt.
2010 war mit "Alpha Ventus" nördlich von Borkum der erste deutsche Offshore-Windpark ans Netz gegangen. Inzwischen werden in der deutschen Nord- und Ostsee 1500 Windenergieanlagen betrieben. Wegen der schwierigen Witterungsbedingungen auf See ist die Lebensdauer von Offshore-Windparks auf 20 bis 25 Jahre begrenzt. "Solange sind die Anlagen auch nur genehmigt", sagt Eckardt. Spätestens dann müssen sie teilweise oder komplett zurückgebaut und entsorgt werden - möglicherweise aber auch schon früher, um am selben Standort modernere Anlagen mit mehr Leistung zu installieren.
Zum Rückbau aber gibt es bisher kaum Erfahrungen. In Deutschland wurde noch kein Offshore-Windpark abgebaut, weltweit sind es bisher erst eine Hand voll. "Und die sind mit unseren Anlagen in Nord- und Ostsee nicht vergleichbar", sagte Eckardt.
In dem zu Ende gehenden dreieinhalbjährigen Projekt "SeeOff", das vom Bundeswirtschaftsministerium mit 1,1 Millionen Euro gefördert wurde, seien Methoden entwickelt worden, um unterschiedliche Rückbauszenarien berechnen zu können. Dabei habe sich gezeigt, dass bis zu 98 Prozent der in Offshore-Windparks verbauten Materialien recycelt werden könnten. Bei dem untersuchten Windpark zeigte sich, dass es am nachhaltigsten wäre, wenn der aus Steinen bestehende Kolkschutz und die Kabel im Meer verblieben.
Das rund 300 Seiten starke Handbuch kann ab April von jedem Interessierten auf der Internetseite des Projekts eingesehen und heruntergeladen werden./jbi/DP/mis
Quelle: dpa-AFX