BERLIN (dpa-AFX) - Der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse, verlangt eine rasche Entscheidung über den Weiterbetrieb der verbleibenden deutschen Atomkraftwerke. "Die Entscheidung zur Laufzeitverlängerung sollte durch die Ampel noch im September getroffen werden, damit die entsprechenden organisatorischen Maßnahmen rechtzeitig vor Jahresende getätigt werden können", sagte Kruse der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Um unsere Energieversorgung zu sichern, benötigen wir deshalb die Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke bis 2024."
Damit der derzeit laufende Stresstest des deutschen Stromsystems dafür eine valide Grundlage sein könne, müssten aber die Rahmenbedingungen der Realität entsprechen, mahnte Kruse. "Seit Beauftragung des Stresstests hat sich die Lage an den Strommärkten in Erwartung einer Knappheit drastisch verschärft, die Preise explodieren." Sollten die in Deutschland von vielen Menschen gekauften Heizlüfter im Winter zum Einsatz kommen, drohe "eine dramatische Stromlücke". Zudem müsse der Stromimport realistisch kalkuliert werden und dürfe die Nachbarländer nicht überfordern.
"Es ist in der aktuellen Situation vollkommen klar: Die produzierte Strommenge muss ausgeweitet werden. Dazu stehen kurzfristig in relevantem Umfang einzig die in Deutschland noch vorhandenen Kernkraftwerke zur Verfügung", erklärte Kruse. Er forderte einen Kernkraftgipfel mit Betreibern, Zulieferern und den Spitzen der Ampel-Koalition, um die Energieversorgung für die nächsten beiden Winter zu sichern.
Außenministerin Annalena Baerbock hatte eine längere Laufzeit der drei verbleibenden deutschen Atomkraftwerke über das Jahresende hinaus dagegen am Wochenende weiter abgelehnt. Sie sei nicht überzeugt, dass Atomkraftwerke unser Gasproblem lösen werden, sagte die Grünen-Politikerin in einem Zeitungsinterview./hrz/DP/zb
Quelle: dpa-AFX