mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand
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mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai
Jordan, Vorstand
22.03.2023 / 09:00 CET/CEST
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Und es kam schlimmer.
Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG
Die gegenwärtige Situation an den Märkten ist geprägt von den drastischen
Entzugserscheinungen ausgelöst durch eine restriktive Geldpolitik, die in
einem historisch einmaligen Tempo umgesetzt wird. Wir haben die Problematik
aus einem anderen Umfeld heraus in 2021 und zu Jahresbeginn 2022 zum
Beispiel in unserem Beitrag
https://www.bondguide.de/topnews/mwb-kapitalmarkt-standpunkt-auf-turkey/
behandelt.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat dann aber die
Inflationsraten durch die Decke gejagt und nun sehen wir trotz der ersten
Basiseffekte bei den Energiepreisen die Angst vor Sekundäreffekten
(Lohn-Preis-Spirale). Und die restriktive Geldpolitik setzt die Wirtschaft
und die Märkte langsam auf Entzug. Und Entzug ist schmerhaft für den
Abhängigen - bis er neuen Stoff bekommt. Im Vorkriegsumfeld sind wir aber
eher davon ausgegangen, dass die alte Kölsche Weisheit gilt: "et hätt noch
immer jot jejange" und "es könnte schlimmer kommen".
Doch siehe da: "es kam schlimmer".
Die Abschreibungen vieler Banken bei den Beständen in festverzinslichen
Wertpapieren sind alleine im Inland schon beeindruckend. In den meisten
Fällen sind die Institute und das System aber so stabil, dass man diese
Situation im Allgemeinen als temporär betrachtet.
Allerdings ist es eben so, dass zuerst immer die schwächsten Glieder einer
Kette reißen. Bei den Immobilienunternehmen hatten wir das bereits gesehen
und bei den Banken sind es eben solche die Fehler machen bzw. bei denen es
langfristige strukturelle Defizite gibt. Das Problem der Credit Suisse
entstand nicht ausschließlich durch die Marktsituation. Man kann aber sehr
gut sehen, wie wichtig die Einhaltung nachvollziehbarer Grundsätze
geschäftlicher Ethik im Banking geworden ist. Und hier ist ein
Vertrauensverlust entstanden, der sich sehr langfristig aufgebaut hat und in
diesem schwierigen Umfeld einfach nur viel deutlicher zum Tragen kommt. Wer
wissen will, was wir meinen braucht sich nur die wöchentliche Meldungslage
des Hauses der letzten 24 Monate anschauen. Geldwäschevorwürfe und
Compliance-Themen in einem Haus das auch als erste Anlaufstelle für
russische Oligarchen galt.
Wir wollen keine Verschwörungstheorien in die Welt setzen, aber dass die CS
am 09.03. eigentlich den Geschäftsbericht veröffentlichen wollte und das am
Morgan aufgrund noch offener Fragen der SEC verschiebt, fanden wir an diesem
Tag schon spannend. Und offensichtlich gab es ja Gründe, dass die 50 Mrd.
CHF Liquiditätshilfe der SNB nahezu verpufft ist und hinten und vorne nicht
gereicht hat.
Man muss wohl auch davon ausgehen, dass bei einer Zwangsfusion dieser
Größenordnung eine internationale Abstimmung mit den Amerikanern
stattgefunden hat. Im internationalen Wettbewerb haben die beiden Schweizer
Großbanken mit dem starken Heimatmarkt im Rücken (40 % des
"World-Wide-Wealth" lagen jedenfalls vor einigen Jahren noch in den Tresoren
von Schweizer Instituten ) den angelsächsischen Instituten starke Konkurrenz
gemacht und US-Regulierungen wie FATCA (Foreign Account Tax Compliance Act)
sind das Resultat davon. Das haben die USA auch immer mit auf der Agenda.
Die UBS hatte allerdings unter Axel Weber schon seit der Finanzkrise 2008/09
mit dem Umbau des Geschäftsmodelles vom Investmentbanking weg hin zu mehr
Asset-Management begonnen und war dem Mitbewerber hier unseres Erachtens
weit voraus. Nun bekommt sie die CS auf Entzug zu jedenfalls auf den ersten
Blick sensationell günstigen Bedingungen. Aber wir wissen nicht, was
wirklich hinter den Kulissen und auf den Konten der CS los war.
Klar ist allerdings, dass diese Entwicklung vor den Gerichten überprüft
werden wird und das wird dauern. Das diese Zwangsfusion ohne HV-Beschluss
und bei Totalverlust der eigenkapitalähnlichen AT1- Bankanleihen
durchgezogen wird, müssen viele Eigentümer der Papiere (die AT1-Bonds dürfte
ja weniger bei anderen Banken als bei Vermögensverwaltern und Pensionskassen
liegen) für diese Situation vermutlich eine gerichtliche Klärung der
Rechtmäßigkeit herbeiführen. Da muss deutlich mehr Druck auf dem Kessel
gewesen sein, als uns die Kennzahlen glauben machen sollten. Was bei
derartigen Gerichtsverfahren im Land wo mittlerweile die Uhren genauer gehen
als die Bankbilanzen herauskommen kann, wagen wir nicht zu prognostizieren.
Was bedeutet das nun für unsere Markteinschätzung. Wir glauben zwar, dass
sich die Situation nun erstmal wieder beruhigen wird. Solche
Mega-Bauchklatscher sind in der Regel das Ende solcher Entwicklungen und die
Airbags sind nun doch sehr gut ausgepolstert. Die Schweiz hat nun ein
Bankmonster "FAR TOO BIG TOO FAIL" und damit muss sie sorgfältig umgehen,
denn hier stehen Volumina zur Debatte, die für das Land recht groß sind. Der
Staat hat hier nun deutlich die Finger drauf und die Amerikaner werden das
ganze ebenfalls sorgfältig monitoren. Ob der Kometeneinschlag bei den
AT1-Bonds durch den Ausfall der CS-Papiere diesen Markt dauerhaft
beschädigen wird, bezweifeln wir. Hier hat die EZB für den Rest Europas
sofort klar Position bezogen. Aber fürs erste war das ein Schlag ins Kontor
und mancher im Markt spekuliert auf weitere Zurückhaltung der Banken bei der
Kreditvergabe.
Nun möchten wir nicht in der Zwickmühle der Zentralbanken stecken. Die
Kollateralschäden durch die Inflationsbekämpfung werden weiter zunehmen und
insofern können weitere Zinsschritte nur noch mit Augenmaß vorgenommen
werden. Denn sonst könnte es noch schlimmer kommen.
Unsere Prognose: die neue 2 heißt 4.
Und das bezieht sich auf die mittelfristig zu tolerierenden Inflationsraten.
Das wird ein schmaler Grat und niemand gibt es zu. Rhetorik, Rhetorik.
Welche sind dann die Asset-Klassen, die einem Investor in dieser Welt
weiterhelfen? Sind es die Bundesanleihen, deren Preise nun so heftig nach
oben korrigiert haben mit einem negativen Realzins von 2 plus x? Hier geht
es nicht um "return on equity" sondern um "return of equity". Sind es
Industriepapiere die oft viel höhere Kupons haben? Hier gilt weiter "trau,
schau, wem".
Bei vielen kursverfallenen Papieren aus dem Immobiliensektor sind die
Renditen astronomisch. So denn die Kapitaldienste geleistet werden können.
Hier wird das Jahr noch einiges an Erkenntnissen liefern. Wir haben da ein
Auge drauf. Oder ist die (Wohn)- Immobilie bei allen möglichen Verwerfungen
doch das richtige Investment? Bei den paar Wohnungen, die hierzulande gebaut
werden und die dann auch den künftigen Standards entsprechen dürfte das
sicher der Fall sein. Die Multiples gehen zwar zinsinduziert zurück, aber
die Mieten dürften weiter steigen. Allerdings clustern sich die Segmente
deutlich auf. Treiber sind wie gesagt die kommenden, regulatorischen
Anforderungen und die Lagen. Für Büroraum gilt ähnliches.
Wenn die Märkte sich irgendwann einpendeln, wird man es sehen. Und die
Unternehmen, die sich damit beschäftigen, könnten dann davon mittelfristig
profitieren. Ausgewählte Aktien können einen guten Inflationsschutz bieten,
wenn die Unternehmen die Kostensteigerungen wiederum auf ihren Preisen
weitergeben können.
Ganz so schlimm, wie es letzte Woche aussah kommt es nicht. Ruhe bewahren.
Am Jahresende wird abgerechnet.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
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mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 46.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
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Quelle: dpa-AFX