mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand
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mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai
Jordan, Vorstand
14.12.2022 / 09:00 CET/CEST
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Automaten-Raute
Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG
Seit etwas mehr als einem Jahr steht die neue Ampelkoalition, die mit
frischem Mut und Wind Deutschland und damit selbstverständlich auch Europa
besser machen wollte - vielleicht sogar noch will. Frei nach dem Motto aus
dem Leben des Brian: Was hat uns die Ampelkoalition gebracht? Allgemein und
für den Kapitalmarkt?
Auf der Agenda der Ampelkoalition für diese Legislaturperiode, standen viele
hehre Ziele: Klimaschutz ohne eine weitere Verschuldung, jedes Jahr 400.000
neue Wohnungen, damit die Knappheit auf dem Wohnungsmarkt zurückgefahren
wird bei gleichzeitiger Streichung von Energie-Fördermitteln für die
Bauherren, Herunterfahren der letzten drei AKWs, Erhöhung des Mindestlohns
ohne die Wirtschaft abzuwürgen, weiterer Kampf gegen Corona und gleichzeitig
zumindest eine Krankhausreform - am besten mit einer Veränderung bei der
Pflege, last but not least - die Bekämpfung der Inflation.
Eine vollständige Wunschliste kann man bestimmt googlen. Die Agenda war
voll. Machbarkeitsstudie im Jahr 2022 gescheitert. Bürger massiv
verunsichert. Perspektivängste breiten sich aus. Wird vielleicht doch alles
so heiß gegessen, wie es gekocht wird?
Am Anfang des Übergangs vom harmonischen Duo zum fröhlichen Trio konnten die
selbstgemachten handwerklichen Fehler noch verdeckt werden. Es holperte in
der Realwirtschaft als das Wirtschaftsministerium mit einem Federstrich in
einer Nacht und Nebel-Aktion die energetische Förderung für den Wohnungsbau
gestrichen wurde. Zum Glück glaubte der Kapitalmarkt den Unternehmen, dass
sie nach fast zwei Jahren erfolgreichem Umgang mit der Pandemie auch hier
Lösungen finden würden und "strafte" nicht in der Gesamtheit ab -
Einzelunternehmen, die sowieso zu sehr auf Kante genäht waren, wurde aber
die Luft raus gelassen.
Unvorbereitet wirkte die Ampel-Troika auch gegenüber den Zinserhöhungen der
EZB Anfang 2022, obwohl es eigentlich jedem klar gewesen sein musste, dass
diese kommt - angesichts der aus heutiger Sicht humanen Inflation von rund
fünf(!) Prozent. Anleihen wurden auf einmal wieder interessant. Es mussten
wieder Bauzinsen gezahlt werden. Langsam, aber deutlich, kamen diese Signale
auch am Kapitalmarkt an und sorgten für ein anderes Klima. Die ungleichen
Drei von der Ampel gingen in Klausur, um die beruhigende Raute des
harmonischen Duos der alten Kanzlerschaft in den dynamischen Automaten des
fröhlichen Trios zu transformieren. Dann gab es einen exogenen Schock - den
Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den auch die Ampelkoalition nicht
vorhersehen konnte, der direkte Auswirkungen auf Menschen, Realwirtschaft
und Kapitalmärkte zeigte und erst mal ein seiner wirklichen Dimension nicht
absehbar war.
Waren die Diskussionen zum Thema Nord-Stream 2 bis zum Krieg abstrakt
erschienen und bezogen sich zumeist auf einen in der Öffentlichkeit stur
wirkenden Altkanzler und eine amtierende Ministerpräsidentin und einen
ehemaligen Ministerpräsidenten, so hat Russland seit Kriegsbeginn seine
machtpolitischen Interessen mit immer wieder realisierten Drohungen in
Richtung der Energieversorgung Deutschlands manifestiert. Bis zu diesem
Moment war energiepolitisch die Ampel auf Grün gestellt - nun leuchtete sie
auf einmal Gelb und Rot auf. Explodierende Inflation eben auch durch
explodierende Energiepreise, gepaart mit dem Zusammenbruch von Lieferketten
ausgelöst durch die Null-Covid-Politik Chinas trafen die Wirtschaft ins
Mark.
Die neue Ampelkoalition war gefordert und musste sich von ihren jeweiligen
ideologischen Vorgaben trennen. 100 Milliarden Sondervermögen für die
Bundeswehr - 200 Milliarden Doppelwumms für Deutschland. Auf der Metaebene
beim Setzen der Leitplanken funktionierte die Regierung verblüffend gut,
aber leider in den konkreten Umsetzungen haperte es gewaltig. Wortgewaltige
Ankündigungen, die häufig wieder wegen Abstimmungsproblemen der Koalitionäre
- insbesondere zwischen Wirtschafts- und Finanzministerium - ständig
verändert und verschoben wurden. Der Chef, der Macher (so das
Selbstverständnis), der Kanzler perfektionierte währenddessen als Automat
die Raute seiner Vorgängerin im Amt. Übersetzt heißt das: Aussitzen!
Konkrete Auswirkungen dieser Unsicherheit von Juni bis Anfang Oktober 2022:
Dax fällt von rund 14.500 auf rund 12.000 Punkte; MDax von rund 30.000 auf
22.300 Punkte; kleinere Mittelständler verlieren häufig mehr als ein Drittel
ihres Börsenwertes; ausgesuchte und solide Mittelstandsanleihen werden von
der Unsicherheit in Sippenhaft genommen und verlieren genauso rund 30
Prozent an Wert; Mittelständler, deren Auftragsbücher zum Bersten gefüllt
sind, haben es sehr schwer am Kapitalmarkt zu reüssieren.
Sind wir dementsprechend in Deutschland in einer Abwärtsspirale gefangen?
Wir glauben nicht. Erste Anzeichen sprechen dagegen. In den letzten Wochen
hat der Dax wieder ein festes Fundament von über 14.000 Punkten erreicht. Es
darf bloß nicht passieren, dass die großen Unternehmen des produzierenden
Gewerbes wegen niedrigerer Energiekosten sich in die USA verabschieden. Die
Spitze der Inflation scheint erreicht - die EZB versucht momentan aus
unserer Sicht einen erfolgreichen Balanceakt.
Seit Jahren sagen wir: "Politische Börsen haben lange Beine". Leider fühlen
wir uns hierin wieder bestätigt. Es ist wichtig, dass es eine Entwicklung
vom harmonischen Duo hin zum harmonischen Trio gibt. Nur so kann die
Unsicherheit aus dem Markt genommen werden. Wir müssen eine Normalität
erreichen, die Bürger und Wirtschaft absichert. Anfang dieses Jahrtausends
sagten alle Ökonomen, dass ein Problem Deutschlands der fehlende Konsum sei.
Ein gutes Gegenbeispiel seien die USA. In den letzten Jahrzehnten hat sich
Deutschland erfolgreich zum Konsumenten gemausert und damit die
Binnenkonjunktur angekurbelt, was auch konkrete positive Auswirkungen auf
den Kapitalmarkt hatte. Seit einem halben Jahr sehen wir hier eine massive
Rückentwicklung. Wir gehen optimistisch davon aus, dass sich das im ersten
Halbjahr 2023 wieder in die andere Richtung drehen wird.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
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mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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1512181 14.12.2022 CET/CEST
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Quelle: dpa-AFX