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Energiebörse-Chef sieht keine Krise am Strommarkt

Energiebörse-Chef sieht keine Krise am Strommarkt
Deutsche Börse -%
13.04.2022 ‧ dpa-Afx

LEIPZIG (dpa-AFX) - Der Chef der Europäischen Energiebörse EEX registriert am Strommarkt momentan kein Problem mit der Versorgungssicherheit. "Ich sehe keine Überforderung der Märkte", sagte Börsenchef Peter Reitz der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Nicht zuletzt 2021 habe gezeigt, dass die Preisfindung über die Märkte auch in unsicheren Zeiten gut funktioniere, sagte der Chef der European Energy Exchange (EEX) anlässlich der Vorlage der Geschäftszahlen für 2021 am Mittwoch.

Während vor allem Verbraucher, aber auch Unternehmen unter den hohen Energiekosten ächzen, blickt Reitz gelassen auf die Preisturbulenzen der vergangenen Monate zurück. Die Rekordpreise und die hohe Volatilität im vierten Quartal seien zwar außergewöhnlich gewesen und hätten für zusätzliches Handelsvolumen gesorgt, aber: "Saisonale Schwankungen in unserem Geschäft sind normal und gerade das vierte Quartal ist sowieso traditionell stark." Die Preissprünge hätten sich deshalb auch nur bedingt auf das Geschäft der EEX ausgewirkt.

Auf den Strom-Terminmarkt, dem größten Segment der EEX, entfielen 2021 auf das letzte Jahresviertel 29 Prozent des Gesamtjahr-Volumens. Das ist nur ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Die EEX bietet den Terminmarkt für Strom in insgesamt 20 europäischen Marktgebieten an, 2020 kam Japan als erstes asiatisches Marktgebiet hinzu. Und auch aufseiten der Kunden waren die Reaktionen auf die hohen Preise und starken Schwankungen laut Reitz überschaubar.

"In volatilen Märkten wird traditionell eher zurückhaltend agiert", sagte Reitz, der seit August 2011 Chef der EEX ist. Ihm zufolge gab es deshalb lediglich Verschiebungen zwischen den Marktteilnehmern. Sogenannte Strukturbrüche konnte er hingegen nicht beobachten. Solche Brüche würden für ein nachhaltig verändertes Verhalten der Handelspartner an der Börse sprechen, etwa bei den Laufzeiten der Termingeschäfte. Auch Marktaustritte gab es laut Reitz kaum. Allerdings sei durchaus eine Mehrbelastung bei den Marktteilnehmern zu beobachten.

Dazu zählt Reitz auch die Notwendigkeit, höhere Sicherheiten zu hinterlegen. Reitz sieht die EEX als unabhängigen Dienstleister in solchen Marktphasen auch in einer Beratungsfunktion. Die EEX unterstütze ihre Kunden dabei, wie die Sicherheitsleistungen gesenkt werden können, die zur Aufrechterhaltung von Handelspositionen nötig sind.

Überhaupt hätten viele Kunden angesichts der starken Preissprünge und der starken Schwankungen weniger außerbörslich gehandelt und stattdessen mehr Volumen an die Börse verlagert. Diese biete dank des Clearings auch in unsicheren Zeiten die nötige Sicherheit, sagte der Manager.

Auch dank der hohen Handelsaktivitäten an der Börse erzielte die EEX 2021 einen Marktanteil von 51 Prozent am deutschen Gesamt-Terminmarkt für Strom. Erstmals wurde damit mehr als die Hälfte des Volumens börslich über die EEX gehandelt. Zum Vergleich: Vor rund zehn Jahren waren es circa zehn Prozent.

Im vergangenen Jahr steigerte die Handelsplattform ihren Umsatz um elf Prozent auf 363 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg sogar um über ein Drittel auf fast 138 Millionen Euro. Die Börse verdanke das Rekordjahr den erhöhten Handelsvolumina über alle Geschäftsbereiche hinweg, sagte Reitz. Die EEX gehört zum Dax-Konzern Deutsche Börse . Die Ergebnisse des Segments waren deshalb bereits in weiten Teilen seit Februar bekannt, als die Deutsche Börse ihre Zahlen vorgelegt hatte.

Die EEX beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit über 900 Angestellte an 19 Standorten, davon 400 in Deutschland. Über 800 Marktteilnehmer sind an die Börse angeschlossen. Im vergangenen Jahr wurden über die EEX über 7400 Terawattstunden (TWh) Strom gehandelt, sowie über 3100 TWh Erdgas. Außerdem bietet die EEX Kontrakte auf Emissionsberechtigungen sowie auf Fracht- und Agrarprodukte an./lew/stw/jha/

Quelle: dpa-AFX

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