BERLIN (dpa-AFX) - Der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), hat die Einführung von neutralen Einheitsverpackungen für Zigaretten ins Gespräch gebracht. Bei Beschränkungen von Werbung und Marketing für Tabakprodukte habe Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch einen erheblichen Nachholbedarf, sagte Blienert dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Donnerstag). "Wir sollten uns anschauen, ob und wie Werbung noch möglich ist, ob neutrale Einheitsverpackungen realistisch sind." Die Zahl von 127 000 Tabaktoten pro Jahr sei nicht akzeptabel.
Blienert sprach sich außerdem dafür aus, Drogen vor dem Konsum im Labor überprüfen zu lassen. Die gesundheitlichen Risiken der Sucht müssten verringert werden. "Deshalb unterstütze ich das Drug-Checking, also die Möglichkeit für Konsumenten, ihre Drogen analysieren zu lassen." Mit dem Drug-Checking können Drogen wie Ecstasy und Kokain auf ihre Reinheit überprüft werden, um Überdosierungen zu vermeiden. Es ist jedoch derzeit in Deutschland verboten, weil sich alle Beteiligten strafbar machen würden.
Zugleich dämpfte Blienert Erwartungen an eine rasche Legalisierung von Cannabis. "Es macht keinen Sinn, jetzt die Legalisierung übers Knie zu brechen, wenn dann wenig später die Verkaufsstellen wieder schließen müssen, weil wir etwas vergessen haben." Das Thema sei extrem komplex. Klar sei aber: "Noch in dieser Wahlperiode soll es ein Gesetz geben, mit dem Cannabis für Erwachsene legal, aber kontrolliert und sicher in Deutschland zu kaufen sein wird. Das sagt der Koalitionsvertrag." Blienert war von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordneter und machte sich als drogenpolitischer Sprecher der SPD auch für eine neue Cannabis-Politik stark./si/DP/zb
Quelle: dpa-AFX