FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem schwachen Börsenjahr 2022 war 2023 ein starkes für die Anleger. Den Großteil des Jahresgewinns fuhr der deutsche Leitindex Dax - angetrieben von einer sinkenden Inflation und der Hoffnung auf bald fallende Leitzinsen - Ende Oktober bis Mitte Dezember ein. Dieser Schlussspurt wurde mit einem Rekordhoch knapp über 17 000 Punkten gekrönt. Letztendlich schaffte der Dax 2023 ein Plus von 20,3 Prozent auf gut 16 751 Zähler. In der Übersicht seine größten Gewinner und Verlierer des Jahres:
1. Rheinmetall +54,3 Prozent - Nach einer Kursverdopplung 2022 waren die Aktien des Rüstungskonzerns auch 2023 gefragt. Dank der Kursgewinne stieg das Unternehmen im März in den Dax auf. Westliche Länder stecken aktuell mehr Geld in die Rüstung - eine Folge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine. Im November präsentierte Konzernchef Armin Papperger dann auch optimistische Wachstumsziele für die kommenden Jahre. Der Bedarf für Verteidigungssysteme nehme in den Nato-Staaten zu, hieß es. Und: die Äußerungen des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) zur notwendigen "Kriegstüchtigkeit" Deutschlands setzten den Ton für die kommenden Jahre.
2. Heidelberg Materials +51,9 Prozent - Der Baustoffkonzern profitiert von einer guten Auftragslage bei Infrastrukturprojekten sowie Teilen des Gewerbebaus. Das gleicht teilweise Rückgänge im Wohnungsbau aus. Zudem entspannte sich die Lage bei den Energiepreise 2023, die im vorangegangenen Jahr infolge des Ukraine-Krieges hochgeschnellt waren. Da gerade die Zementherstellung sehr viel Energie verbraucht, steuerte Heidelberg Materials zudem mit Preiserhöhungen gegen.
3. SAP +44,7 Prozent - Europas größter Softwarehersteller profitiert vom Wachstum seines zukunftsträchtigen Cloudgeschäfts. Kunden, die SAP-Software cloudbasiert nutzen, zahlen einen geringeren Betrag über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren - bleiben aber dann oft länger Kunde, weil sie ohne Vertrag die Software nicht mehr nutzen können. Der Umsatz ist für SAP somit besser planbar als im Lizenzgeschäft, wo die Software für eine hohe Einmalzahlung verkauft wird.
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38. Bayer -30,4% Prozent - Für die Leverkusener lief es 2023 gleich mehrfach schlecht. Gute Geschäfte mit dem Unkrautvernichter Glyphosat und die Hoffnung auf einen Unternehmenswandel unter dem neuen, seit Juni amtierenden Konzernchef Bill Anderson sorgten für einen starken Jahresauftakt an der Börse. Die 2022 außergewöhnlich hohen Preise für Glyphosat fielen aber rasch. Zur Jahresmitte folgte eine Milliardenabschreibung auf das Glyphosatgeschäft. Die Pharmasparte schockte die Anleger im November dann mit einem Fehlschlag bei der Entwicklung eines wichtigen Medikaments. Der Blutgerinnungshemmer Asundexian - potenzieller Nachfolger des Milliardenmedikaments Xarelto - wird zwar noch in anderen Indikationen weiter untersucht, dennoch wuchsen Zweifel, inwieweit Bayer das Auslaufen von Xarelto-Patenten auffangen kann. Hinzu kamen Rückschläge in US-Gerichtsverfahren wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter sowie wegen mutmaßlicher Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB.
39. Siemens Energy -31,7 Prozent - Dem Energietechnikkonzern macht sein verlustreiches Windkraftgeschäft zu schaffen. Die Tochter Siemens Gamesa kämpft mit Qualitätsproblemen bei Landturbinen, Anlaufschwierigkeiten bei Meeresanlagen (Offshore) und höheren Kosten. All das brockte Siemens Energy im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr einen Milliardenverlust ein, obwohl das übrige Geschäft rund um Gas, Netze und Industrietransformation deutlich besser läuft. Siemens Energy schiebt zudem zwar einen gewaltigen Auftragsbestand vor sich her, um diesen aber abarbeiten zu können, braucht das Unternehmen zunächst einmal Geld in Form von Garantien. Schließlich einigte sich der Konzern mit Banken und dem Bund über Garantien in Milliardenhöhe. Nach Bekanntwerden der Gespräche mit dem Bund war der Aktienkurs zunächst eingebrochen, hat aber zumindest diese Verluste inzwischen wieder aufgeholt.
40. Zalando -35,2 Prozent - Nach einem Kurseinbruch um mehr als die Hälfte im vorangegangenen Jahr war auch 2023 ein Jahr zum Vergessen für die Aktionäre des Online-Modehändlers. Kaufzurückhaltung der Kunden angesichts hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheiten, hohe Lagerbestände, Verkauf mit hohen Rabatten - die vergangenen Quartale waren nicht einfach für die Modebranche. Dass Zalando gleichzeitig Fortschritte bei der Eindämmung der Kosten machte, half den Aktien nicht. Der Kurs von 21,45 Euro liegt mittlerweile wieder unter dem Ausgabepreise von 21,50 Euro vom Börsengang im Herbst 2014. Das Rekordtief von gut 17 Euro rückt in den Blick. Die Mitte 2021 erreichte Bestmarke von fast 106 Euro ist weit entfernt. Damals - mitten in der Corona-Pandemie - brummte der Online-Handel./mis/ck/ajx/stk
Quelle: dpa-AFX