BONN (dpa-AFX) - Beim Mobilfunk-Ausbau kommen Deutschlands Telekommunikationsunternehmen in vielen Bahn-Tunneln nur schleppend voran. Wie aus einem Bericht der Bundesnetzagentur an ihren Beirat hervorgeht, sind bei der Netzabdeckung "noch nicht alle Tunnel vollständig versorgt". Die Tunnel mit schlechtem Handynetz machen demnach 0,6 bis 0,8 Prozent der sogenannten fahrgaststarken Strecken aus. Laut einer Verpflichtung der Netzbetreiber muss auch in Tunneln bis Jahresende guter Handyempfang möglich sein. Das Schreiben legt nahe, dass diese Vorgabe sehr wahrscheinlich nicht erreicht wird.
Beim Netzausbau in Tunneln sind die Mobilfunker auf die Bahn angewiesen - nur mit ihrer Zustimmung dürfen die Techniker rein in die Röhre. Ein Telekom-Sprecher nennt Handynetze in Tunneln an Straßen und Schienen "eine Herausforderung". "Wir dürfen dort erst bauen, wenn eine Genehmigung etwa der Bahn oder der entsprechenden Behörden vorliegt." Ein Vodafone
In der Regel bekomme man solche Genehmigungen erst dann, wenn in einem Tunnel ohnehin Bauarbeiten geplant sind, so der Telekom-Sprecher. "Das kann sinnvoll sein, wenn der Tunnel dafür gesperrt werden muss und man Mehrfachsperrungen vermeiden will." Dadurch ergebe sich aber ein langer Vorlauf, zum Teil reichten die Genehmigungen bis ins Jahr 2025 hinein. Alles in allem habe die Telekom die Versorgung entlang der Bahnstrecken "deutlich verbessert". Ähnlich äußert sich Vodafone.
Für einen besseren Handyempfang hilfreich wären allerdings gut funkdurchlässige Glasscheiben oder neue Repeater in den Zügen, damit die Funksignale auch zu den Bahnreisenden kommen - eine schnelle "Aus- und Umrüstung aller Züge" wäre wünschenswert, sagt der Telekom-Sprecher.
Auf die Frage, warum es noch immer Funklöcher in Tunneln gibt, antwortet ein Bahn-Sprecher, der Ausbau sei Aufgabe der Netzbetreiber, die man als Bahn dabei "nach Kräften" unterstütze.
Der Fahrgastverband Pro Bahn äußert sich kritisch. Die Lage habe sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, aber es gebe noch immer zu viele Funklöcher, moniert Verbandssprecher Andreas Schröder. In anderen Staaten wie zum Beispiel Frankreich sei die Verbindung auch in den Tunneln besser. "Die Technik ist da, aber sie muss auch installiert und genutzt werden."
Die Ausbauauflagen stammen von der Frequenzauktion des Jahres 2019. Große Teile dieser Pflichten werden die drei etablierten Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) erfüllen, andere Teile aber vermutlich nicht. Aus der Politik kommen deshalb schon Forderungen nach Zwangs- oder Bußgeldern, um die Verfehlungen zu sanktionieren. Der fehlende Handyempfang in Bahntunneln wird vermutlich keine Sanktionen nach sich ziehen. Denn die Auflage muss nicht erfüllt werden, wenn dies "rechtlich und tatsächlich" nicht möglich ist, wie es in dem umfangreichen Regelwerk heißt./wdw/DP/he
Quelle: dpa-AFX