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27.07.2022 ‧ dpa-Afx

DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)

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MWB Fairtrade Wertpapierhandelsbank

mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand

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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges
mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt
von Kai Jordan, Vorstand

27.07.2022 / 10:00
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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Der Sprung der toten Katze.

Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG

"Even a dead cat will bounce, if it is dropped from high enough" - "sogar
eine tote Katze wird noch einmal hochspringen, wenn man Sie nur aus
ausreichender Höhe fallen lässt"- ein altes englisches Sprichwort, welches
für erfahrene Börsenhändler zu häufig einen Sinn ergibt.

Die EZB hat sich durchgerungen den Leitzins zu erhöhen. Statt wie erwartet
um 0,25 Prozent um 0,5 Prozent. Das "Blinde Kuh-Spiel" war in diesem
fordernden Umfeld nicht mehr aufrecht zu erhalten. Aktuell liegt die
Inflation bei 8,6 Prozent. Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland
werden in der Europäischen Union und da gerade in Deutschland immer spür-
und sichtbarer. Die Politik fürchtet durch die hohe Inflation, dass sich die
Gesellschaft nachhaltig spalten könnte. Die Energiekrise verbunden mit den
steigenden Preisen löst massive Verunsicherungen aus.

Laut ARD-Politbarometer sind schon mehr als 20 Prozent der deutschen
Bevölkerung gegen eine weitere Unterstützung der Ukraine, um die
Energiekosten und die damit verbundenen Nebenkosten wieder zu senken. In
Italien ist Mario Draghi als Ministerpräsident zurückgetreten. Er hatte auf
eine breite parlamentarische Unterstützung seines Wirtschaftsprogramms
gesetzt. Aber italienische Rechtpopulisten verweigerten ihm die Zustimmung,
weil es Ihnen zu wenig staatliche Unterstützung für die Italiener bot.

Um die "Verschuldungs-Problemländer" zu entlasten hat die EZB neben der
Leitzinserhöhung zwei weitere Maßnahmen beschlossen. Zuerst hat man den
Forward Guidance, d. b. den Ankündigungsmechanismus gestrichen. Damit hat
die EZB klar gemacht, sie zückt jederzeit und ohne Vorwarnung das Schwert
der Zinserhöhung, wenn sie es für angebracht hält. Der EZB-Rat hat ebenfalls
beschlossen ein "Instrument zur Absicherung der Transmission (TPI)" zu
installieren. "Um Risiken für den Transmissionsmechanismus im erforderlichen
Umfang entgegenzuwirken und vorbehaltlich der Erfüllung festgelegter
Kriterien wird das Eurosystem in der Lage sein, Wertpapiere am Sekundärmarkt
zu kaufen, die in Ländern begeben wurden, in denen eine Verschlechterung der
Finanzierungsbedingungen nicht durch länderspezifische Fundamentalfaktoren
begründet ist. Der Umfang von Ankäufen im Rahmen des TPI würde von der
Schwere der Risiken für die geldpolitische Transmission abhängen. Die
Ankäufe sind nicht von vornherein beschränkt." (Pressemitteilung der EZB vom
21. Juli 2022). Also zurück auf Start. Schuldscheine oder Anleihen von
Staaten oder staatlichen Institutionen werden wieder verstärkt gekauft.
Länder wie Italien oder Spanien müssen gestützt werden. Ein Umkippen würde
die gesamte EU in den Abgrund ziehen.

Das sind die Maßnahmen der EZB, um die Inflation zu bekämpfen und
gleichzeitig hoffentlich die Konjunktur nicht völlig abzuwürgen. Was aber
hier von Medien und Bürgern kaum beachtet wird, ist der Blick über den
Teich. Mittlerweile ist der Euro schon seit mehreren Wochen Pari zum Dollar,
teilweise sogar kurzfristig preiswerter. Das heizt auf der einen Seite die
Inflation im Euroraum noch einmal zusätzlich an. Andererseits sind die
amerikanischen Staatsanleihen auch unter Druck. Ein Zeichen, dass nicht
alles Gold ist, was glänzt. Trotz massiven Eingreifens der FED durch
Zinserhöhungen ist die Renditestrukturkurve in den USA invers. Das war in
diesem Jahr schon vermehrt der Fall. Aber das die zehnjährigen Anleihen
unter den zweijährigen um 27 BP niedriger sind, ist schon ein herber
Einschnitt. Volkswirte, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, sehen
in der Inversion ein klares Signal für eine zukünftig massive Rezession in
den USA und das wohl innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre.

Die Teuerungen werden weiter Bestand haben - zumindest solange der
Ukrainekrieg fortdauern wird. Da sehen wir leider kurzfristig kein Licht am
Ende des Tunnels. Die FED und die EZB werden die Zinsen weiter erhöhen
müssen. Wird es etwas bewirken? Kurzfristig ja. Die derzeitige
Stabilisierung beim Bund-Future nach bespiellosem Absturz zeigt erneut:
"Even a dead cat will bounce, if it is dropped from high enough". Doch die
Gefahren lauern eben nicht nur in der Inflation. Die Risse im Mauerwerk der
europäischen Währung beruhen auf kapitalen Statikfehlern bei der
Konstruktion. Die EZB versucht diese beim Aufbrechen wieder zuzukleistern.
Die Maßnahmen werden eine Zeit lang helfen, aber das ist immer ein
herumdoktern an Symptomen und nicht an den Ursachen. Und so gilt für die EZB
wie für die FED, dass sie schon bald in Not kommen werden, die Konjunktur zu
beschädigen, und die Gefahr steigender Arbeitslosigkeit zu befeuern. Damit
sind dann sogar wieder Zinssenkungen nicht ausgeschlossen. Die EZB, die
gleichzeitig auf die Stabilität der Eurozone achten muss, kommt damit immer
wieder in die Zwickmühle.

Die Maßnahmen, die die EZB getroffen hat, wirken auf den ersten Blick wie
ein "Schrei nach Hilfe". Man muss etwas machen, man muss sich bewegen, aber
in jeder Richtung lauert ein Abgrund, der auch im fiskalpolitischen
Gründungs-Konzept der EU steckt. Jeder Einzelstaat wurschtelt alleine vor
sich hin und die EZB soll es richten. Blicken wir noch einmal nach Italien:
Mario Draghi hat ein ausgewogenes Unterstützungsprogramm für die unter der
Inflation leidende Bevölkerung ins Parlament eingebracht, aber die
populistische, nationalistische 5-Sterne-Bewegung boykottiert. Mit einer
vernünftigen europäischen Fiskalpolitik wäre so etwas nicht mehr möglich.

Die Auswirkungen auf Staatsanleihen durch die Zinserhöhungen der FED und der
EZB und der gleichzeitig massiven Inflation haben wir beschrieben. Wie hoch
kann die tote Katze fliegen? Weniger Korrelation weisen hier die guten
Mittelstandsanleihen auf. Wie sind hier die Auswirkungen auf KMU-Anleihen?
Wir sind hier in einer speziellen Situation. Viele professionelle Investoren
sehen eine Investition im Dollarraum aufgrund der Euro-Schwäche momentan als
attraktiv an. Wenn die Anleger in KMU-Anleihen investieren sollen, dann muss
neben dem Geschäftsmodell auch der Kupon attraktiv sein. Und auch hier
steigen die Renditen. Darauf müssen sich Emittenten dieses Marktsegmentes
einstellen.

Kontakt und weitere Informationen:

mwb Wertpapierhandelsbank AG

Kai Jordan

Kleine Johannisstrasse 4

D-20457 Hamburg

Tel: +49 40-360995-20

E-Mail: kjordan@mwbfairtrade.com

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Quelle: dpa-AFX

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