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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)

DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)
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15.06.2022 ‧ dpa-Afx

mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand

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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges
mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt
von Kai Jordan, Vorstand

15.06.2022 / 09:00
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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Der erste Mann auf dem Mond.

Monatlicher Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG

.spielen Kinder oft im Winter, wenn sie die erste Spur im frischen
Pulverschnee hinterlassen. Sie kommen sich vor wie Neil Armstrong, als er am
21. Juli 1969 unbekanntes Terrain betrat. Genauso ist die derzeitige
Situation in den Kapitalmärkten. Es gibt keine vergleichbare Situation in
der Geschichte, aus der man Lehren und Erfahrungen zur Analyse heranziehen
könnte. Das es gerade die Zentralbanken sind, die hier ins Ungewisse
voranschreiten müssen, darauf haben wir u.a. in den Standpunkten "in die
Falle getappt" und "Auf Turkey" immer wieder hingewiesen.

Nun hat der Angriff Russlands auf die Ukraine die Auftriebskräfte bei den
Preissteigerungen enorm beschleunigt und die Zwickmühle der Zentralbänker in
eine Richtung aufgebrochen, die ohne den Konflikt vermutlich anders
verlaufen wäre. Die Explosion bei den Preisen für Energie, Nahrungsmittel
und alle Produkte und Dienstleistungen mit Lieferkettenproblemen, sowie die
sich in den ersten Ankündigungen der Gewerkschaften abzeichnenden
Zweitrundeneffekte, führen nun auch bei der EZB zwangsweise zu einem
Umdenken und dem Bruch mit allen Aussagen die Frau Schnabel und Co. noch vor
ein paar Monaten getroffen haben. Wir hatten immer auf den Bund-Future
hingewiesen dessen Stabilität lange Zeit die Sprache der EZB-Granden
reflektiert hat. Nun hat das Äquivalent der 10-jährigen Bundesanleihe einen
beispiellosen Absturz hingelegt und reflektiert damit die neue Situation.
Gleichzeitig explodieren die Spreads der Anleihen der sogenannten
Club-Med-Staaten und beleben die Erkenntnis neu, dass die Eurozone immer
noch unter einem ebenso dilettantischen Statikfehler leidet - eine fehlende
Exekutive bzw. keine ernsthafte Integration der europäischen Finanzpolitik.
Dieser Riss im Mauerwerk der Gemeinschaftswährung wurde lediglich durch die
"quasi-Staatsfinanzierung" der Zentralbank zugekleistert. Mit der
halbherzigen Ankündigung des 0,25 Schrittes nach der letzten EZB Sitzung und
der Einstellung der Anleihekäufe blieb Frau Lagarde offensichtlich viele
Antworten schuldig und die Anleihemärkte haben sie hierfür gnadenlos
abgewatscht.

Zwar bekräftigte Lagarde die Entschlossenheit der EZB die Fragmentierung zu
verhindern - notfalls würde man "bestehende Instrumente anpassen oder neue
auflegen". Aber konkrete aktuelle Maßnahmen in dieser Richtung verkündete
Sie nicht. Die Reinvestitionen der fällig werdenden Staatsanleihen könnten
notfalls hochflexibel im Kampf gegen die Fragmentierung eingesetzt werden.
Kann man die aktuellen 2,35 Prozent Spread nicht schon längst als
Fragmentierung ansehen? Die italienischen, deutschen und griechischen
Renditen konnten im Vergleich zum Stand kurz vor der EZB-Entscheidung immer
weiter zulegen. Die Verschuldung der Südländer in der Eurozone wird nun
immer teurer und teurer. "In die Falle getappt".

Die Investoren in zahlreichen Assetklassen ziehen sich zunehmend in den
"Risk-Off-Modus" zurück. Die Pleiten oder Restrukturierungen bei Start-ups
die vor kurzen noch abenteuerliche Milliardenbewertungen erreichten stehen
hier nicht alleine. Auch an den Aktienmärkten haben nicht nur Small-Caps und
einst hochbewertete Technologiewerte sondern mittlerweile auch die großen
Indizes eine ordentliche Bremsspur hingelegt. "Auf Turkey".

Wer direkt oder indirekt in den letzten Jahren in die um die Nullmarke
rentierenden neuen und vermeintlich sicheren Bundesanleihen investiert hat,
kann sich heute über Kursverluste je nach Laufzeit von 10 % bis zu 30 % bei
den Langläufern "freuen". Hier kann man nur noch renditefrei auf die
Rückzahlung warten. Und dass bei den aktuellen Inflationsraten der Realzins
diese Investments zum Desaster werden lässt, liegt auf der Hand. Auch bei
den guten Mittelstandsbonds wurden hier- und da einige Prozentpünktchen
abgezogen. Aber diese Anleihen hängen eben weniger an einer Benchmark als an
erfolgreichen Geschäftsmodellen und in der Liga der guten Bonds bleibt trotz
leichtem Kursverlust am Ende des Jahres noch aufgrund eines nennenswerten
Kupons ein nominales Plus übrig. So lässt sich die unschöne Inflation schon
besser verschmerzen.

Die sozialen Effekte der explodierenden Preise sind immens. Bei den
Beziehern niedriger Einkommen frisst die Inflation sehr schnell alle
disponiblen Beträge und auch darüber hinaus auf. Die Versuche der
Bundesregierung hier durch Interventionen gegenzusteuern, erscheinen nicht
sonderlich wirksam. Wenn aber die Kapitalmärkte den Glauben verloren haben,
dass die EZB einen einheitlichen europäischen Zinstrend noch hinbekommt,
ohne die Kontrolle über die Inflation zu verlieren, dann gibt es nur eine
Möglichkeit, den derzeitigen Haupttreiber für die Entwicklung der Preise zu
stoppen. Der Krieg muss so schnell wie möglich enden. Denn neben dem
unendlichen menschlichen Leid, dass hier angerichtet wird, sind die Effekte
eben Gift für Menschen und Märkte. Die Sanktionen schmerzen die Russen
sicher, aber ihre Wirkung wird relativiert, weil man die betroffenen
Rohstoffe einfach nach China oder Indien verkaufen kann. Die Gegner haben
sich in der Ukraine in einem langwierigen Artilleriekrieg verbissen. Eine
Friedenslösung kann nur am grünen Tisch erzwungen werden und dafür ist es
leider erforderlich, dass die russische Position so weit wie möglich
geschwächt wird. So bitter es einer pazifistischen Grundhaltung
entgegensteht, dass erreicht man leider nicht mit heißen Reden oder
Telefonaten. Die Ukraine muss schweres Gerät bekommen in hinreichendem
Umfang. Hier beginnt der Groll der Staaten in West- und Osteuropa. So
schreibt Spiegel Online im Kommentar "Drückeberger Deutschland": "Statt als
gestaltender Akteur und Schutzmacht für Osteuropa aufzutreten, produziert
die Bundesregierung faule Kompromisse und verbales Leergut. Es mangelt an
historischem Ehrgeiz."

An Ehrgeiz mangelte es dem Bundeskanzler aber nicht, als er im Februar kurz
vor dem Einmarsch zum Antrittsbesuch nach Moskau eilte, um Putin zu
sprechen. Was immer dann Inhalt dieser Gespräche war. Doch neben dem
Altkanzler sind auch weitere prominente Vertreter der Sozialdemokratie wie
Sigmar Gabriel weiter im Dialog mit ranghohen russischen Vertretern. Als
ehemaliger Wirtschaftsminister für explodierende deutsche Waffenexporte nach
Nordafrika verantwortlich ist er nun auf einmal gegen solche Exporte in die
Ukraine. Ob diese Haltung tatsächlich nur aus Sorge um eine Ausweitung des
Konflikts mit nuklearen Waffen herrührt, wollen wir hier nicht weiter
beurteilen. Aber gerade in der Ampelkoalition gibt es eben auch andere
Stimmen. So titelte der Spiegel vor kurzem "die Olivgrüne" über die einstige
Friedenspartei. Die Wähler scheinen das zu goutieren - die Grünen ziehen in
den jüngsten Umfragen an der SPD vorbei.

Wie immer es kommt, dieser Krieg muss ein baldiges Ende finden. Die
Auswirkungen auf die Menschen in der Ukraine aber auch im Rest der Welt sind
katastrophal. Und wer sich aus welchen Gründen auch immer gegen eine
effektive Unterstützung der Ukraine wehrt ist für die desaströse Entwicklung
für Menschen und für die Kapitalmärkte mitverantwortlich. Denn hier ist man
nicht "der erste Mann auf dem Mond". Wir denken hier in der Tradition Helmut
Schmidts.

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Kleine Johannisstrasse 4
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Tel: +49 40-360995-20
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Quelle: dpa-AFX

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