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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarktstandpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)

DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarktstandpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)
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19.05.2021 ‧ dpa-Afx

mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarktstandpunkt von Kai Jordan, Vorstand

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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges
mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarktstandpunkt von Kai
Jordan, Vorstand

19.05.2021 / 11:22
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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"Doch die Liebe beweist sich erst....
...wenn der Wind zunimmt" heißt es in einer sehr emotionalen Hymne des
Liedermachers Thees Uhlmann über die Beziehung zu seinem Herzensverein.

Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG

Durch die nun gestartete Zeichnung der neuen Anleihe des SV Werder Bremen
kommt das Thema "Fußball, Finanzierung und Kapitalmarkt" ebenfalls wieder in
den Fokus. Denn die Pandemie hat auch in den Zahlenwerken der Vereine
teilweise schmerzliche Spuren hinterlassen und wenn die Politik die "Spiele"
nicht als systemrelevant erachtet hätte, gäbe es vermutlich große Teile der
Infrastruktur zum Ligabetrieb nicht mehr. Trotzdem fragt sich mancher
Beobachter, wo denn all die Milliarden so verschwunden sind, die der Fußball
vor der Pandemie in stetig wachsender und beeindruckender Wirtschaftskraft
generieren konnte. Für den deutschen Fußball geben die jährlichen
Wirtschaftsreports der DFL einen guten vereinsübergreifenden Eindruck.

Die Posse einiger europäischer Top-Clubs um die Gründung einer Super-League
hat dann auch vorwiegend nur Verständnislosigkeit ausgelöst. Hier ging es
nicht mehr um Sport, sondern lediglich um einen Zirkus und die daraus
resultierenden Einnahmen. Sollten hier die "reichen Vereine" noch reicher
gemacht werden? Mitnichten. Denn nur weil jemand zu viel Geld zum Fenster
hinauswirft und auf zu großem Fuße lebt, ist er nicht reich. Beispielsweise
steht es bei den drei spanischen Klubs, die das Synthet Superliga mitspielen
wollten - FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid besonders bitter.
Für das Geschäftsjahr 2019/2020 summierten sich die Bruttoschulden
Barcelonas auf 1,173 Milliarden Euro, einschließlich extrem dramatischer
kurzfristiger Verbindlichkeiten von 730 Millionen Euro. Das "ach so
königliche" Real Madrid ist mit 901 Millionen Euro brutto ebenfalls tief in
der Kreide.

Der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Schumpeter sagte schon vor
langer Zeit:

"Eher legt sich ein Hund einen Wurstvorrat an als eine demokratische
Regierung eine Budgetreserve"

Für Fußballvereine gilt das oft in noch größerem Maße. Sie sind wie Junkies
die stets "neuen Stoff", sprich finanzielle Mittel benötigen, um die
ambitionierten sportlichen Ziele zu erreichen. Doch sind die Gelder weg -
unter anderem in den Taschen von hochbezahlten Spielern und oft windigen
Beratern, so naht die neue Saison mit wiederum neuen Anforderungen. Neuer
"Stoff" muss beschafft werden.

Nun ist die Einnahmesituation vieler Clubs gar nicht so schlecht. Die
TV-Gelder entpuppten sich mit den stets steigenden Einnahmen der DFL als
sprudelnde Geldquelle. Diese Entwicklung bekam mit dem pandemiebedingten
Ausschluss der Zuschauer nochmal einen dramatischen Schub. Aber auch
Hospitality, Ticketing, Merchandising und Sponsoren bilden in hoffentlich
bald wieder normalen Zeiten wichtige Einnahmefaktoren. Wie man aber selbst
an den spanischen Clubs erkennen kann, so helfen einem selbst
Rekordeinnahmen nicht weiter, wenn die Ausgabenseite noch stärker explodiert.
Der Profi-Fußball entzieht sich aufgrund seiner hohen Emotionalität und auch
gesellschaftlichen Integrationskraft derzeit noch zu deutlich den
Gravitationskräften der "normalen Wirtschaft".

Bei der Beschaffung des neuen "Stoffs" entwickeln die Verantwortlichen oft
große Kreativität. Neben der Hausbank (die in schwierigen Zeiten eben aber
auch manchmal zickt) werden Crowdfundings durchgeführt (mit meist
überschaubaren Volumen) und es gab erfolgreiche Schuldscheinbegebungen.
Nachrangdarlehen wurden vereinbart - mit für den Anleger oft auch
unüberschaubaren unternehmerischen Risiken wie bspw. der Insolvenzfall
Hanseatische Fußball Kontor zeigt, bei denen der Insolvenzverwalter
versucht, bereits geleistete Ausschüttungen zurückzuholen.

Mancher Verein vereinbart sogenannte ebenfalls nachrangige partiarische
Darlehen die den Geldgeber am wirtschaftlichen Ergebnis (Umsatz, Gewinn)
beteiligen. Die Schuldscheine und nachrangigen Finanzierungsformen werden im
Regelfall nicht im Rahmen eines ggfs. prospektpflichtigen öffentlichen
Angebotes abgeschlossen, sondern hinter verschlossenen Türen. Ihnen haftet
der Makel höchster Intransparenz an. Und bei den manchmal involvierten
handelnden Personen und der vereinbarten Konditionen ist das vermutlich oft
auch besser so, damit die Liebe nicht erkaltet.
Dabei haben die in der DFL organisierten Vereine der 1. & 2. Bundesliga doch
gerade erst Besserung gelobt. Eine Task-Force Zukunft Profifußball wurde
eingesetzt und in dem zusammenfassenden Bericht heißt es neben anderen
wichtigen Themen:

"Die Haltung und das Handeln der DFL und der Clubs sind gekennzeichnet durch
Integrität, Transparenz, wirtschaftliche Vernunft und demokratische
Strukturen. Compliance-Systeme mit unabhängigen Kontrollorganen sichern die
Einhaltung von Gesetzen und Standards insbesondere zum fairen
Wettbewerb"...und weiterhin:

"Nachhaltigkeit in allen Dimensionen soll Grundlage der Geschäftstätigkeit
von DFL und Clubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga sein. Die DFL und
alle Clubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga sehen ihre ökonomische,
ökologische und soziale Verantwortung für das Kerngeschäft Bundesliga als
wesentliche Grundlage ihrer wirtschaftlichen Geschäftstätigkeit und der
gesellschaftlichen Verankerung des Profifußballs. Die Balance zwischen
Einnahmen- und Ausgabenseite soll sichergestellt werden. Dies sollte im
Rahmen der nächsten Diskussion zur Verteilung der Medienerlöse
berücksichtigt werden. Neben strengeren Anforderungen an Liquidität,
Profitabilität und Eigenkapitalbildung sollen u.a. auch Regularien für
Personal- und Transferausgaben, aber auch Kadergrößen und Leihgeschäfte,
diskutiert werden."

Wer's glaubt wird selig? Ich hoffe nicht. Leider ist in den mehr als 100
Tagen seither nicht viel passiert.

Denn diese Zielsetzungen können ja Grundlage sein für eine weitere
Entwicklung der Kapitalmarktfähigkeit von Proficlubs. Denn im Gegensatz zu
den "Hinterzimmer-Aktivitäten" fordert der Investor im Kapitalmarkt genau
diese fehlende Transparenz. Damit wäre das eine im Vergleich zum Status-Quo
transparente und demokratische Finanzierungsmöglichkeit mit entsprechenden
Regularien. Ob hier der Verkauf von Anteilen bis an die Grenze der aus Sicht
des Verfassers extrem bedeutsamen 50+1 Regel zielführend ist oder eher die
Liquiditätsbeschaffung über Anleihe wie nun von Bremen versucht muss sicher
an den vereinsindividuellen Parametern bewertet werden. Das so ein Investor
alleine nicht glücklich macht, kann man an einem anderen Nordclub deutlich
ablesen.

Bei den Anleihen muss unterschieden werden zwischen reinen Fananleihen
(teilweise mit Schmuckurkunden) und solchen, die sich auch an neutrale
Kapitalanleger richten. Die Schmuckurkunden landen vielfach an den Wänden
und ein großer Teil der Anleger holt sich aus Liebe weder Zinsen noch
Rückzahlung ab.

Insofern ist der Schritt von Werder Bremen in Richtung KMU-Anleihemarkt aus
unserer Sicht grundsätzlich zu begrüßen. Schade eben aber, dass er erst in
der jetzigen Situation erfolgt. Dem Aufbau einer glaubwürdigen
Kapitalmarktexistenz, die auch mal schwierige Zeiten mitgeht, stehen bisher
wohl die vorstehend beschriebenen Strukturen im Wege. Die
Transparenzanforderungen, die Werder nun erfüllen muss, sind aber ein
deutlicher Schritt in die richtige Richtung.

Der Verfasser dieser Zeilen wird sich aller Voraussicht in überschaubarem
Umfang aus rein ideellen Motiven privat in der Werder Anleihe engagieren. Er
ist zwar Anhänger eines Clubs in zentraler Hamburger Lage aber hegt eben
auch Sympathien für den SV Werder.

Wenn die pandemiebedingten Belastungen abnehmen und es den Bremern gelingt,
die Klasse zu halten, dann atmet der Anleihegläubiger durch. Das bei einem
Abstieg aus der 1. Bundesliga eine zügige Rückkehr wahrscheinlich ist,
darauf kann man sich nicht verlassen. Auch hier hilft ein Blick an die
Hamburger Stadtgrenzen. Die "Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt" aber in
Hamburg sagt man, sie sei "der Tod des Kaufmanns". Daher sei dem reinen
Kapitalinvestor ein Blick in den Wertpapierprospekt und insbesondere den
Risikoteil durchaus empfohlen. Dass der planmäßige Kapitaldienst bei
Fußballanleihen trotz "starker Marken" auch schiefgehen kann, konnte man
zuletzt in Kaiserslautern beobachten oder auch bei Arminia Bielefeld.
Ebenfalls gibt es Fälle einer regulären Bedienung der Verpflichtungen wie
beispielsweise beim FC St. Pauli. Aber diese Anleihen sind oder waren alle
nicht börsennotiert.

Vergleichbar sind für diesen Fall die beiden Tranchen des bereits in die
zweite Liga abgestiegenen FC Schalke 04. Der Kurs der einst königsblauen
Papiere hat begonnen, die bisherige sportliche Entwicklung und die damit
verbundenen Risiken einzupreisen. Von der ersten Tranche stehen 16 Millionen
Euro aus und werden im Juli 2021 fällig. Die übrigen 34 Millionen muss
Schalke im Juli 2023 zurückzahlen. Der Verein plant einen Umtausch und damit
praktisch eine Prolongation für die 21er Tranche. Sowas hat man beim
Hamburger Dino auch schon mal vorgemacht. Die 23er Fälligkeit der
Gelsenkirchener weist eine Rendite in Richtung 30 % auf. So handelt der
Markt in der Regel klare Insolvenzrisiken.

Fazit: sportliche Zukunft lässt sich ebenfalls schwer prognostizieren. Und
Liebe kennt keine Analyse.
Für alle anderen gilt, dass Sie wissen müssen, was sie tun. Sonst könnte die
erste Strophe des eingangs erwähnten Songs ungewollt Gültigkeit erlangen:

"Tragik ist wie Liebe - ohne Happy-end"

Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister
mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.

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Quelle: dpa-AFX

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