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26.01.2022 ‧ dpa-Afx

DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)

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MWB Fairtrade Wertpapierhandelsbank

mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand

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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges
mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai
Jordan, Vorstand

26.01.2022 / 10:00
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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"Auf Turkey"?

Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG

"auf Turkey" sein wird von Rauschgiftabhängigen als Synonym für die
körperliche Reaktion bei kaltem Entzug genannt. Die Herkunft dieser
Bezeichnung vergleicht das Verhalten des unter dem Entzug leidenden mit den
flatternden Bewegungen eines Truthahnes.

Sinnbildlich gibt es erste Anzeichen und Prognosen, dass die aus der derzeit
hohen Inflation resultierende künftige Geldpolitik, die von der seit Jahren
zunehmenden Geldschwemme nach oben getriebenen Assetpreise und damit auch
die Kapitalmärkte auf Entzug setzen könnte. Und in der Tat gibt es
insbesondere in den Aktienmärkten gerade deutliche Entzugserscheinungen.
Dieses Flattern der Aktienkurse erscheint uns zum einen eher antizipativ und
zum Teil auch durch das Thema Russland/Ukraine bewegt.

In den vergangenen Monaten und zuletzt Anfang September haben wir an dieser
Stelle immer wieder Zweifel geäußert, dass es jedenfalls in Europa zu
signifikant steigenden Zinsen kommt. Und stehen dazu in deutlicher
Kontroverse zu manch durchaus kompetenten Volkswirt oder auch namhaften
Medien.

Den Hauptgrund für unsere Meinung haben wir Anfang September in unserem
Beitrag "in die Falle getappt"
https://www.bondguide.de/topnews/mwb-kapitalmarkt-standpunkt-in-die-falle-getappt/
beschrieben:
Es ist nun nicht so, dass wir keine Freunde der ja ausschließlich auf
Geldwertstabilität ausgerichteten ehemaligen Bundesbankpolitik waren oder
sind. Nur gibt es diese Welt in der Realität nicht mehr. Sie lebt nur noch
in den Köpfen der Falken bei den Zentralbanken. Es ist sicher nicht Aufgabe
der Zentralbanken, die negativen sozialen Folgen der durch die lockere
Geldpolitik ausgelösten "Asset-Inflation" zu antizipieren. Denn die Bürger,
die bereits Assets besessen haben, konnten an der Aufwärtsbewegung
partizipieren und der Rest schaut einfach nur noch hinterher. Die Folgen
davon zeigen sich mittelfristig an den Wahlurnen und so kann auch nur die
Politik das Problem lösen. Auch ist es nicht Aufgabe der Notenbank, sich um
Staatsfinanzierung zu kümmern. Da die EZB aber einmal damit angefangen hat,
kommt sie nun aus dem Dilemma nicht wieder heraus. Insgesamt sind die
führenden Notenbanken dieser Welt einen Weg gegangen, aus dem es eine
wirkliche Umkehr ohne drastische Friktionen an der einen oder anderen Ecke
nicht mehr gibt. Man nennt sowas dann auch Entzugserscheinungen. Und damit
ist eine Politik im Sinne des alleinigen Zieles Geldwertstabilität ohne
Entzug nicht mehr zu erreichen. Aus heutiger Sicht wird das nicht
stattfinden.

Haben wir uns geirrt? Das mögen wir bisher und auch weiterhin nicht
erkennen. Die Kurse der langlaufenden Staatsanleihen sind seitdem in Europa
zwischenzeitlich sogar gestiegen und per Saldo eigentlich unverändert. In
USA gab es einen leichten Renditeanstieg. Und diesen Kursen gilt unser
Augenmerk.

Derzeit profitieren die Anleihen allerdings auch vom üblichen "Safe
Haven-Effekt" im Angesicht der drohenden politischen Krise und den
wackelnden Aktienbörsen. Und bei allen Versuchen, das Thema analytisch
anzugehen dürfte eines unbestritten sein: "kriegerische Aktivitäten sind
nicht nur Gift für Kapitalmärkte".

Aber werfen wir einen Blick auf die vorliegende, ökonomische Situation. Im
vorstehend erwähnten Standpunkt haben wir bereits auf die sich abschwächende
ökonomische Entwicklung in China hingewiesen und damit einer der
langjährigen Lokomotiven der Weltkonjunktur. Und siehe da, die chinesische
Zentralbank ist bereits in anderer Richtung unterwegs und hat jüngst den
Referenzzinssatz für die Neukreditvergabe der Geschäftsbanken um 10 bp
gesenkt. Dies war zwar nur ein Tippelschritt - aber immerhin schon der
zweite in Folge. Davor wurde mit der "Medium-Term-Loan-Facility" auch ein
weiteres Refinanzierungsinstrument gelockert.

Auch in Europa haben die Inflationsraten die EZB unter Rechtfertigungsdruck
gebracht. Christine Lagarde sowie Direktorin Isabel Schnabel wiederholen
jedoch regelmäßig, dass sie vorerst keinen Handlungszwang erkennen. Die
Notenbank werde im Kampf gegen die hohe Inflation ihr Möglichstes tun, sagte
Lagarde am Freitag auf einer Konferenz.

"Wir werden alle nur nötigen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass
wir unser Inflationsziel von 2 Prozent mittelfristig erreichen." Die
Europäische Zentralbank steht unerschütterlich zu ihrem
Preisstabilitätsziel. Jedoch erwartet Lagarde, dass die Treiber der
Preissteigerung im Laufe des Jahres nachließen. Der EZB-Rat ist weiter der
Auffassung, dass eine lockere geldpolitische Linie nötig sei, damit sich die
Teuerungsrate mit der Zeit auf dem Zielwert einpendeln könne.

In dasselbe Horn bläst auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Die EZB gehe
davon aus, dass die Inflation in ein bis drei Jahren deutlich sinken werde,
sagte sie in der Presse und wies auf das Risiko hin, dass der Aufschwung
abgewürgt werden könne. "Darum dürfen wir die Zinsen nicht zu früh erhöhen.

"Wenn wir heute Maßnahmen ergreifen, wirken diese erst mit Verzögerung",
sagte Schnabel. Bei Öl- und Gaspreisen sei die Zentralbank ebenfalls
machtlos: "Die Geldpolitik kann den Öl- oder Gaspreis nicht senken."

Die Kritik an der lockeren Geldpolitik der EZB resultiert laut Schnabel aus
einem Kommunikationsproblem. "Wir bemühen uns, komplexe Zusammenhänge
möglichst einfach zu erklären. Manchmal gelingt uns das vielleicht nicht."
Daraus könne aber nicht folgen, "dass wir eine aus unserer Sicht falsche
Geldpolitik betreiben, nur weil wir Sorge haben, dass unsere Maßnahmen
schwierig zu erklären sind". "Das würde großen Schaden anrichten."

Eine spannende Aussage. Aber im Januar kam es Omikron-bedingt bereits zu
ersten schwächeren Konjunktursignalen. Und es gilt die alte Regel: "never
fight the FED" bzw. in Europa eben die EZB.

Und damit ein Blick nach USA. Alle Auguren gehen davon aus, dass es
spätestens im März zu einer Leitzinserhöhung kommen wird. Die FED hat ja
selbst für 2022 drei Schritte angekündigt und der ökonomische Datenkranz hat
das sicher auch untermauert. Da jedoch der Aktienmarkt nun bereits "auf
Turkey" ist, kommen erste Stimmen auf, dass alleine das "Talking"
hinreichend sein könnte. Hier sind wir noch nicht ganz sicher, ob dies
alleine so kommt.

Denn die schleppende Situation rund um die russischen Gaslieferungen, die
Diskussion um NordStream II und die Kriegsgefahr in der Ukraine haben u.a.
die Preise für Öl & Gas stark ansteigen lassen. Und Goldman Sachs
prognostiziert, dass diese Situation noch lange anhalten könnte und
"befürchtet" einen Ölpreis von bis zu USD 150,00 pro Barrel der Sorte Brent.
Wenn das passiert, dann kommen nicht nur die Aktienmärkte auf Turkey.
Sondern auch diverse andere Treiber der Preisentwicklung.

Leider scheinen wesentliche Teile der amtierenden Regierung in der
Lobby-Voliere eines ehemaligen Bundeskanzlers herumzuflattern. Ohne
Rücksicht auf soziale und demokratische Konsequenzen.

Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister
mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 40.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.

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Quelle: dpa-AFX

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