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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)

DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)
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01.12.2021 ‧ dpa-Afx

mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand

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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges
mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai
Jordan, Vorstand

01.12.2021 / 10:00
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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Der nächste Bettvorleger?

Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG

"Schlechte Politik kann man nicht essen, nicht trinken, nicht schmecken"
sagte ich zu meiner Familie früher immer, wenn ich mit Entscheidungen nicht
konform war. "Am nächsten Morgen nach der kritisierten Entscheidung scheint
wieder die Sonne und die Vögel zwitschern. Und die Leute gehen wieder zur
Arbeit - jedenfalls solange man sie lässt. Und deswegen hält das System so
viel aus. Manchmal merkt man die Auswirkungen der Entscheidungen erst Jahre
später und dann weiß keiner mehr warum das eigentlich schief gelaufen ist".

Diese Regeln gelten nicht mehr. Der disruptive Charakter der allgemeinen
Situation lässt Bürger und Unternehmen die Auswirkungen politischen und auch
gesellschaftliche Handelns umgehend erfahren. Menschen müssen in den
Lockdown, Betriebe schließen und das dauerhafte Unvermögen bei regionaler
wie globaler Impfstoffverteilung wie auch Akzeptanz fliegt uns gerade wieder
um die Ohren.

Mit welchen Ambitionen die Regierungen der vergangenen 16 Jahre auch
gestartet sind, am Ende sind sie bestenfalls als Bettvorleger gelandet.
Deutschland ist in der EU mittlerweile mit teilweise riesigem Abstand
Schlusslicht bei den Wachstumsraten und die Gründe dafür liegen in den
dramatischen Versäumnissen wie vorstehend beschrieben. Ich vermute, das
haben viele Mitbürger noch gar nicht realisiert. Die Bundestagswahl war im
Ergebnis und auch was die Wählerwanderungen angeht zwar ein Schrei nach
Veränderungen aber eben auch nach dem wohligen Gefühl der Wolldecke
"Stabilität
und Sicherheit im Status Quo" unter der vieles zwischenzeitlich zu ersticken
droht.

Nun hat uns die kommende "Ampel" einen Koalitionsvertrag vorgelegt, der
trotz der üblichen und erwartbaren Kritik aus manchen Richtungen eine
Revolution für Deutschland wäre, wenn auch nur 50 % davon gelänge. Unter der
Überschrift "Mehr Fortschritt wagen" die an Willy Brandts historisches "Mehr
Demokratie wagen" anknüpft. Alle Themen hier zu behandeln, sprengt den
Rahmen dieses Standpunktes, aber wir empfehlen dringend die Lektüre dieses
Papieres bevor darüber geurteilt wird. Das Corona-Thema lasse ich hier außen
vor, dazu gibt es genügend Kakophonie. Die anderen drängenden Themen wie
Klima- und Umweltschutz (Dekarbonisierung), Digitalisierung in Land und
Verwaltung, Entbürokratisierung, Schuldenregeln, die Schaffung vernünftiger
Strukturen bei Einwanderung, Parteienfinanzierung, dringende
Infrastrukturmaßnahmen, Ausbau der Bahn, Beförderung der Start-Up &
Gründerkultur, Initiative für Wasserstoff, Transformation der
Automobilindustrie. Und da ist von einer "Weiterentwicklung zu einem
föderalen europäischen Bundesstaat" die Rede. Hört, hört!

Und last but not least das aus Sicht der Verfasser ernsthaft wichtige Ziel
der Optimierung des "Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf" von dem
sich der Verfasser bei aller Unterstützung fragt, ob das in einen
Koalitionsvertrag muss und wer das den Wölfen erklärt?
Wer das Handelsblatt aufschlägt liest sogar einen vermeintlich
kompromissfähigen Vorschlag für eine Steuerreform, die diesen Namen verdient
und aus der Feder von DIW Ökonomen. Ein Thema bei dem man sich in der Ampel
bisher noch nicht so erfolgreich verständigt hat.

Bei aller Faszination über diese bei der Lektüre des Koalitionspapiers
aufkeimende Aufbruchstimmung ist vieles eben noch sehr unkonkret und man
denkt man sogleich an Goethes Faust: "Der Worte sind genug gewechselt, lasst
mich auch endlich Taten sehn"
Und da beginnt das Problem. Denn weiterhin wirken im Lande starke Kräfte,
die sich gegen notwendige strategische Entscheidungen wehren. Da sind bspw.
die Einzelhandelsverbände und Handelsketten sind, die sich (insbesondere
auch im Süden und Südosten des Landes) vor wenigen Wochen noch mit Händen
und Füßen gegen Konzepte wie 2G ausgesprochen haben, damit auch noch jeder
zum shoppen kommen kann und nun in Anbetracht der Gefahr des neuerlichen
Lockdowns lauthals nach genau diesen Lösungen schreien.

Ein echter Fluch für rückwärtsgewandte Politik scheint auch auf dem
Verkehrsministerium zu liegen. Der noch geschäftsführende Minister Scheurer
bedankte sich schon höhnisch und meinte vor dem Hintergrund der jüngsten
Äußerungen des designierten Verkehrsministers Wissing, "dann hätte ich auch
Verkehrsminister bleiben können". Wissing hatte sich für eine
Subventionierung und Beförderung von Diesel-KFZ ausgesprochen. Wie das mit
der Aussage in Zeile 1161 (ff) des Koalitionsvertrages "Wir werden den
Transformationsprozess der deutschen Automobilindustrie vor dem Hintergrund
von Digitalisierung und Dekarbonisierung unterstützen. Rahmenbedingungen und
Fördermaßnahmen werden wir darauf ausrichten, dass Deutschland Leitmarkt für
Elektromobilität mit mindestens15 Millionen Elektro-Pkw im Jahr 2030 ist" zu
vereinbaren ist, wird für immer sein Geheimnis bleiben. Das Geschrei ist
groß und der designierte Kanzler merkelt bereits. Seine Partei springt
Wissing in der Tradition des Bewahrers sterbender Technologien dann auch
noch bei. Das fängt ja gut an.

Was bedeutet dies nun alles für den deutschen Kapitalmarkt? Nun, top-down
betrachtet kommt der ganz große Rahmen erstmal aus Europa. Da die Ampel sich
offensichtlich die Reanimation des europäischen Gedankens auf die Fahnen
geschrieben hat, wird das "Chamäleon" (BÖZ) Kapitalmarktunion wieder auf den
Tisch kommen. Hier wird insbesondere aus mehreren europäischen Quellen auch
das Thema "Finanzierung der Transformation in eine nachhaltigere
Gesellschaft" genannt. Gleichzeitig berichtet die WirtschaftsWoche, dass
einer Studie zu Folge "eine Reihe von europäischen Großbanken wegen der
Verpflichtung zur Einhaltung der Pariser Klimaziele in Bedrängnis kommen
werden". Insbesondere Häuser mit einem großen Firmenkundenanteil könnten
viel Geschäft mit Unternehmen verlieren, deren CO2 Bilanz negativ ist. Die
Studie spricht von einer strategischen Falle.

Der Einstieg in eine kapitalgedeckte Rentenversicherung ist vor dem
Hintergrund der katastrophalen demographischen Entwicklung (Geburtenrate ca.
1,4) mehr als überfällig. Eine Aktienrente soll dafür als dauerhafter Fonds
etabliert werden. Verwaltet wird das Vermögen den Plänen zufolge
"professionell und seriös" von einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen
Stelle. Ein Teil der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung soll in
den Aufbau kapitalgedeckter Altersvorsorge fließen. Der Substanzaufbau fehlt
der bisher als Durchlauferhitzer funktionierenden Rentenkasse zunächst.
Dafür werden vorab 10 Mrd. EUR bereitgestellt. Das Ganze gilt als ein
wichtiger Schritt zur Sicherung der Altersversorgung und Unterstützung der
Unternehmen bei der Kapitalmarktfinanzierung.

Überhaupt steht der Begriff Eigenkapitalfinanzierung oft im Papier. Zur
Stärkung des Mittelstandes sollen das Optionsmodell und die
Thesaurierungsbesteuerung evaluieren und geprüft werden. Man plant einen
"Transformationsfonds"
bei der KfW aufzuhängen, um Firmen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu
unterstützen. Die KfW soll als "Innovations- und Investitions-agentur sowie
als Co-Wagniskapitalgeber" gestärkt werden und sich dabei den Themen
künstliche Intelligenz, Quantentechnologie, Wasserstoff, Medizin,
nachhaltige Mobilität, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft wirken. Der Fonds
soll auch für institutionelle Investoren offen sein. Insgesamt soll die
deutsche Finanzierungslandschaft gezielt ergänzt werden. Börsengänge und
Kapitalerhöhungen sollen gerade auch für Wachstumsunternehmen und kleine und
mittlere Unternehmen (KMU) erleichtert werden. Dafür will die Ampel Aktien
mit unterschiedlichen Stimmrechten - Dual Class Shares - ermöglichen. Für
FinTechs, InsureTechs, Plattformen, NeoBroker und alle weiteren Ideengeber
soll Deutschland einer der führenden Standorte innerhalb Europas werden.

Die Planungen zur Förderung des Wohnungsbaus und Wohnungseigentum könnten
bei den hier tätigen Unternehmen der Immobilienwirtschaft neue Impulse
setzen ... und, und, und.
Außerdem riecht es nach Professionalisierung durch ein geplantes Controlling
der Wirksamkeit staatlicher Maßnahmen. Die DVFA begrüßt den
Koalitionsvertrag wegen der Sichtbarkeit, dass "der Kapitalmarkt erkennbar
bei der Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen eine deutlich größere
Rolle spielen soll als zu Zeiten der großen Koalition."

Wir sind ebenfalls geneigt der neuen Regierung bei der raschen Umsetzung der
vorstehenden Ambitionen ein glückliches Händchen zu wünschen. Und dem ganzen
Land. Aber dazu braucht es weiterhin hohe Disziplin der beteiligten Parteien
und vermutlich die Richtlinienkompetenz des Kanzlers. Schon jetzt nicht nur
in der "Dieselfrage". Sonst besteht die Gefahr eines neuen Bettvorlegers.

Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister
mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.

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Quelle: dpa-AFX

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