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19.08.2020 ‧ dpa-Afx

DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand (deutsch)

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MWB Fairtrade Wertpapierhandelsbank

mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand

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DGAP-News: mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG / Schlagwort(e): Sonstiges
mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai
Jordan, Vorstand

19.08.2020 / 10:00
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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Zombies und Zinsen

Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG

In den letzten Tagen diskutiert der Kapitalmarkt vermehrt ein Thema, dass
von einem Analysten "Zinsanhebungsphantasie" genannt wurde. "Phantasie"?
Trotz der insgesamt schwierigen fundamentalen Rahmenbedingungen? Die
internationalen Notenbanken haben in der Krise alle Geldhähne bis zum
Anschlag aufgedreht. Das nennt man Brandbekämpfung mit dem C-Rohr.

Gleichzeitig zeigen viele Wirtschaftsindikatoren nach dem scharfen Einbruch
zunächst eine scharfe V-förmige Erholung. Nun stellt sich die eigentlich
bereits seit der Finanzkrise immer wieder diskutierte Frage, wie lange ist
diese Politik haltbar. Das es insgesamt auch Zweifel an der Werthaltigkeit
solcher "Geldinjektionen" gibt, kann der aufmerksame Beobachter im Goldmarkt
verfolgen.

Die Ausweitung der Geldmengen führt aber seit Jahren schon nicht mehr dazu,
dass sich die Furcht vor dem Inflationsgespenst auch realisiert. Denn große
Mengen dieses synthetischen Geldes kommen einfach nie in der Realwirtschaft
an. Diese Gelder stabilisieren aber das gesamte Finanzsystem und führen zu
einer Inflation bei "Gütern", die im Warenkorb der Ökonomen gar nicht oder
nur geringfügig berücksichtigt werden. Die sogenannte Asset-Inflation
hinterlässt Ihre positiven Spuren in der Preisentwicklung zahlreicher
Finanzinstrumente und Sachwerte wie beispielsweise dem Immobilienmarkt.

Es muss erwähnt werden, dass die hierdurch entstehenden Gewinne natürlich
überproportional bei den Gruppen anfallen, in deren Besitz sich die Assets
befinden. Wer schon vorher nichts hat, der partizipiert später auch nicht an
Preisbewegungen. Aber die sozialen Folgen dieser Entwicklung sind eine
Aufgabenstellung für die kommenden Wahlen und künftige
Politikergenerationen.

Die Strukturbrüche in der Konjunkturerholung in Richtung mancher
zukunftsorientiert aufgestellter Branchen, vor allem mit digitalisierten
Geschäftsmodellen, versus dem fortschreitenden "Siechtum" von
Business-Konzepten, die ohnehin schon immer zweifelhaft waren oder stark von
den Pandemiefolgen getroffen wurden, haben auch positive Effekte. Denn hier
zeigt sich sehr stark der bereits vor dem Ausbruch der Pandemie vielfach
verwendete Begriff der Disruption. Diese destruktiven Effekte, so
schicksalshaft sie auch im Einzelfall sein mögen, setzen aber auch neue und
kreative Energien frei und befördern die wirtschaftliche Entwicklung.

So taucht in der volkswirtschaftlichen Kommentierung zunehmend der Begriff
"Zombies" auf. Lebende Tote! Ursprünglich gemeint waren Unternehmen, deren
Geschäftsmodelle ohnehin nicht tragfähig waren und die sich nur durch die
extrem niedrigen Zinsen finanzieren konnten. Die ersten dieser Zombies haben
uns bereits verlassen. Insgesamt vermuten Volkswirte, dass 2 % der
Unternehmen diesen Zombies zuzuordnen sind.

Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht in Deutschland bis Ende September
2020 und deren diskutierte Verlängerung bis März 2021 sind richtige
Entscheidungen. Doch werden so auch die Zombies weiter mit durchgefüttert.
Für das Jahresende 2019 schätzt Creditreform, dass es rund 330.000
sogenannter Zombieunternehmen gegeben hat. Bis zum 30.09. belaufen sich die
Schätzungen auf 550.000 Unternehmen. Würde es zu der geplanten Verlängerung
bis zum 31. März 2021 kommen, geht man von fast 800.000 verdeckt
überschuldeten Unternehmen aus. Wer glaubt daran, dass im Frühjahr des
Bundestagswahljahres. mitten während des Wahlkampfes diese Aussetzung
abgeschafft wird?

Auch auf manche zerrütteten Staatsfinanzen lässt sich der Zombiebegriff
guten Gewissens anwenden. Doch werden diese letztlich direkt oder indirekt
von den Zentralbanken am Leben gehalten.

Dass es in einem derartigen Umfeld zu einer Zinsumkehr kommt, kann
ausgeschlossen werden. Auch wenn manche Zentralbank mit Hinblick auf 2021
darüber nachdenken wird, die Geldmengenausweitung etwas in den Griff zu
bekommen, so ist eine inflationäre Entwicklung extrem unwahrscheinlich. Denn
die absolute Geldmengenzahl lässt schon seit Ewigkeiten keine Rückschlüsse
mehr auf die Preissteigerungsraten zu. Vielmehr geht es um die
Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und diese ist seit Jahren niedrig, da das
Wirtschaftswachstum weit unter der Geldmenge liegt.

Es sind die berühmten "Pferde, die nicht genügend saufen". Und hier gibt es
in der Realität eine Spreizung zwischen den gut positionierten
Geschäftsmodellen und den Zombies. Und diese reflektiert sich in der
Verwässerung der globalen volkswirtschaftlichen Datenkränze nicht. Was
bedeutet dies nun für den Anleger? Diese sollten sich nicht ins Bockshorn
jagen lassen. Die Kunst des "Pickings", der selektiven Auswahl der richtigen
Emittenten bei Aktien- wie auch Bondinvestments ist seit langem der
Schlüssel zur Outperformance. Solange aber die Asset-Inflation die breiten
Indices treibt, verdienen viele mit. Wer besser fahren und schlafen will,
für den gilt "Trau-Schau-Wem" mehr denn je. Lassen Sie sich nicht ins
Bockshorn jagen. Und keine Papiere von Zombies andrehen. Denn totgesagte
leben länger aber eben nicht ewig.

Sollten die Zinsen trotzdem ein wenig ansteigen, dann wird das keine
dramatischen Auswirkungen auf die richtigen Aktien haben. Auf die falschen
Anleihen aber sicher. Denn wer heute Benchmark-Papiere mit Minus-, Null-,
oder Minizinsen kauft der liegt dann ganz schnell schief. Die Performance
einer guten Unternehmensanleihe mit einer immer noch angemessenen Rendite
hängt da viel weniger an den Referenzzinsen sondern an der Tragfähigkeit des
Geschäftsmodelles und der Fähigkeit die Kapitaldienste zu leisten. Zombies
können das dauerhaft nicht.

Zu mwb:

Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister
mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.

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mwb Wertpapierhandelsbank AG
Kai Jordan
Kleine Johannisstrasse 4
D-20457 Hamburg
Tel: +49 40-360995-20
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Quelle: dpa-AFX

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