Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan
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Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan
22.07.2020 / 10:00
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.
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Große Hafenrundfahrt
Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG
Es kommt häufiger vor, dass Unternehmen sich vor Emissionen über die Vor-
und Nachteile von Private Placement (PP) und eines Öffentlichen Angebots
(ÖA) bei ihren kapitalmarktbetreuenden Banken informieren. Private
Placements - das Angebot von Kapitalmarktprodukten an Anleger außerhalb der
Börse - hat für zukünftige Emittenten sicherlich auf den ersten Blick einen
großen Charme aufgrund von geringeren Kosten und der Geschwindigkeit, mit
der man am Kapitalmarkt ist. Ein Private Placement ergibt Sinn, wenn ein
Großteil der Investoren beim Sounding signalisiert haben, dass Sie auch bei
geringen Losgrößen mit an Bord sind.
Ein Nachteil des Private Placements ist, dass potenzielle Investoren
vermuten könnten, dass das emittierende Unternehmen über schwächere
Finanzzahlen verfügt. Warum sollte es sonst den Weg der geringeren
Transparenz wählen? Durch den fehlenden Prospekt können keine Privatkunden
in das Finanzinstrument investieren. Damit gibt es in der Regel auch
automatisch keinen liquiden Sekundärmarkt. Strengste Regelungen sind im
Hinblick auf die Kommunikation bei einem Private Placement zu beachten:
Prospektfreiheit bedeutet, dass kein öffentliches Angebot vorliegt. Während
der gesamten Emission muss der Tatbestand eines öffentlichen Angebots
vermieden werden. Deswegen dürfen Eckdaten, die die eine Kaufentscheidung
ermöglichen, nicht an die Öffentlichkeit geraten. Das erschwert die
Vermarktung der Emission sehr. Der Mangel des fehlenden Prospekts - neben
dem zu kleinen Emissionsvolumen - hindert auch viele institutionelle Anleger
zu investieren. Selbstverständlich ist es immer eine Einzelfallentscheidung,
aber meistens wiegen die Vorteile die Nachteile eines PP nicht auf.
Demgegenüber steht das Öffentliche Angebot (ÖA) - wir nennen es in
Verbindung mit weiteren Dingen wie Research oder Ratings die "Große
Hafenrundfahrt". Beim ÖA erreicht man durch komplette Klaviatur eine
maximale Transparenz. Der Prospekt und das formale öffentliche Angebot in
den Medien veröffentlicht, schaffen Vertrauen bei Investoren. Gleichzeitig
erreicht man mit Hilfe einer entsprechenden Presse- und Medienarbeit eine
potenzielle breite aus privaten und institutionellen gleichermaßen
bestehenden Anlegerschicht. Die Medienpräsenz schafft für das Unternehmen
zusätzliches Marken-Image. Durch die Retailbeteiligung im Finanzinstrument
und die Handelbarkeit an den Börsen besteht die Möglichkeit, im Rahmen der
Transaktion deutliches Momentum zu schaffen. Die Folge ist ein wesentlich
liquiderer Sekundärmarkt, der wiederum auch für institutionelle Investoren
wichtig ist. In der Regel schafft eine regelmäßige Investor-Relations- und
Medienarbeit durch höhere Transparenz ein solides Fundament für leichtere
Re- oder Anschlussfinanzierungen. Vergessen sollte man auch nicht: Mit einem
ÖA können ggfs. größere Volumina oder bessere Bewertung im Rahmen der
Transaktion erreicht werden.
Aber natürlich ist das Ticket für die "Große Hafenrundfahrt" nicht so
preiswert wie einfach mal auf die andere Seite überzusetzen. Kurz und knapp:
Es fallen wesentlich höhere Kosten an. Die Erstellung eines Prospekts kostet
nicht nur Geld, sondern auch Personal-Ressourcen im eigenen Unternehmen.
Zahlen müssen durchgehend mit den Prospektanwälten abgestimmt werden.
Es ist formale Medienarbeit zu leisten, wie die Produktion von
Ad-Hoc-Mitteilungen, aber eben auch gleichzeitig mit der Berichterstattung
über das Unternehmen und über die Emission Pflöcke in der Öffentlichkeit
einzuschlagen. Darum ist ein enges Zusammenspiel zwischen den für Marketing
und Kommunikation zuständigen Personen sowie dem begleitenden
Kapitalmarktanwalt unerlässlich, um einerseits eine zielführende Vermarktung
zu ermöglichen; andererseits die bestehenden rechtlichen Grenzen
einzuhalten.
Geringere Geschwindigkeit ist ein Nachteil gegenüber dem PP. Ein ÖA benötigt
deutlich mehr Vorlaufzeit. Transparenz erscheint vielen neuen Emittenten im
ersten Moment als zweischneidiges Schwert: Die Kunden und der Wettbewerb
erhält Einblick in das komplette Zahlenwerk und kann die Margen einsehen.
Meistens reift beim Unternehmen, nach gründlicher Beratung durch die
begleitende Bank, der Wunsch nach einem Öffentlichen Angebot, der "Großen
Hafenrundfahrt". Die vielen Vorteile überwiegen die Nachteile. Sicherlich
gibt es immer wieder Situationen, in denen sich ein kleinerer Schritt in
Richtung Kapitalmarkt lohnen kann, weil einfach nicht mehr
Investitionsvolumen benötigt wird oder die Zeit knapp ist. Aber meistens ist
es eben nicht so.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
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mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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Quelle: dpa-AFX