Hannover Rück erwartet weitere Preiserhöhungen im kommenden Jahr
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Hannover Rück erwartet weitere Preiserhöhungen im kommenden Jahr
12.09.2022 / 07:30 CET/CEST
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Unternehmensmeldung
Hannover Rück erwartet weitere Preiserhöhungen im kommenden Jahr
* Großschadentrend, Pandemie und Anstieg der Inflationsraten bedingen
weitere Preis- und Konditionsverbesserungen
* Steigende Zinsen werden sich erst mit zeitlicher Verzögerung positiv im
Kapitalanlageergebnis niederschlagen
* Hohe Nachfrage nach Deckung durch besonders finanzstarke Rückversicherer
hält unvermindert an
* Langfristige Partnerschaften auch in unsicheren Marktlagen weiter im
Fokus
Monte Carlo, 12. September 2022: Die Hannover Rück erwartet vor dem
Hintergrund eines Trends zu teureren Großschäden weitere Preiserhöhungen und
verbesserte Konditionen in der Schaden-Rückversicherung.
Das erste Halbjahr 2022 erwies sich als anspruchsvoll für Erst- und
Rückversicherer. Neben dem sprunghaften Anstieg der Inflation trugen dazu
Großschäden und eine Häufung mittelschwerer Schäden in der
Schaden-Rückversicherung genauso bei wie pandemiebedingte Kosten in der
Personen-Rückversicherung. Bei der Neu- und Wiederanlage werden sich die
gestiegenen Zinsen dagegen erst mit zeitlicher Verzögerung positiv bemerkbar
machen.
Der Krieg in der Ukraine und das damit verbundene Leid stellen jedoch all
diese Herausforderungen in den Schatten. Inwieweit daraus Belastungen für
die Versicherungsbranche resultieren, ist derzeit noch nicht vernünftig
abzuschätzen.
"Die Inflationsraten sind in vielen Regionen so hoch wie seit Jahrzehnten
nicht mehr. Zusammen mit dem Krieg in der Ukraine und der nach wie vor nicht
besiegten Pandemie befeuert dies den langjährigen Trend zu immer höheren
Belastungen für Erst- und Rückversicherer", sagte Jean-Jacques Henchoz, der
Vorstandsvorsitzende der Hannover Rück. "In der Schaden-Rückversicherung
sind weitere risikoadjustierte Ratenerhöhungen deshalb unvermeidbar. Nur so
können wir als Rückversicherer unseren Kunden auch weiterhin zuverlässigen
Risikoschutz in einem zunehmend herausfordernden Umfeld bieten. Dabei ist
eine qualitätsorientierte Zeichnungspolitik wichtiger denn je, um die
Profitabilität unseres Geschäfts zu wahren."
Die Hannover Rück passt ihre Inflationsannahmen kontinuierlich an und
berücksichtig diese in ihren risikoadjustierten Preisen. Da das inflationäre
Umfeld insbesondere aufgrund des Krieges in der Ukraine länger anhält als
ursprünglich erwartet, müssen bei künftigen Erneuerungen weitere Anpassungen
erfolgen. Während die Folgen der Inflation bereits im Vorjahr bei
Naturkatastrophenschäden zu spüren waren, ist künftig auch in anderen
Sparten mit deutlichen Auswirkungen zu rechnen. In der
Betriebsunterbrechungsversicherung beeinträchtigen zudem gestörte
Lieferketten das Angebot an Rohstoffen und Baumaterialien, was längere
Reparaturzeiten zur Folge hat.
Für die Vertragserneuerung zum 1. Januar 2023 rechnet die Hannover Rück mit
weiteren Preissteigerungen und Konditionsverbesserungen, nicht nur in
schadenbetroffenen Sparten und Regionen. Die Hannover Rück sieht einige
Gründe für einen weitere Ratensteigerungen in der Erstversicherung wie etwa
Inflation und Schadentrends, von denen die proportionale Rückversicherung
profitieren sollte. Der Nachholbedarf in der nicht-proportionalen
Rückversicherung ist deutlich höher, und es sind entsprechende
Verbesserungen der Preise und Konditionen notwendig.
Die Kapitalbedeckungsquote der Hannover Rück nach Solvency II belief sich
per 30. Juni auf 235,1 %. Die Ratingagenturen attestieren der Hannover Rück
zudem eine sehr gute Finanzkraft. Bei Standard & Poor's ist sie mit "AA-"
und bei A.M. Best mit "A+" bewertet. Beide Ratings haben einen stabilen
Ausblick.
"Der Rückversicherungsschutz der Hannover Rück ist dank unseres
herausragenden Risiko- und Kapitalmanagements von verlässlich hoher Qualität
und wird von unseren Kunden gerade in unsicheren Zeiten stark nachgefragt",
sagte Sven Althoff, im Vorstand der Hannover Rück zuständig für die
Schaden-Rückversicherung. "Die Hannover Rück ist für die aktuelle Marktphase
bestens aufgestellt. Unsere Reserven zeichnet nach wie vor ein sehr robustes
Redundanzniveau aus. Damit das so bleibt, werden wir in Anbetracht der
zunehmenden Herausforderungen auch weiterhin großen Wert auf die Qualität
des von uns gezeichneten Geschäfts legen."
Im Einzelnen erwartet die Hannover Rück für die Erneuerungsrunde zum 1.
Januar 2023 folgende Entwicklungen:
Europa
Über einen Zeitraum von etwa einer Woche zog mit "Ylenia", "Zeynep" und
"Antonia" im Februar eine Reihe von kräftigen Tiefdruckgebieten über
Nordwesteuropa und das nördliche Mitteleuropa. Die versicherten Schäden
allein in Deutschland summierten sich laut Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft auf rund 1,4 Mrd. EUR, womit 2022 eines der drei
schwersten Wintersturmereignisse seit 2002 verzeichnete. Zusammen mit den
extremen Großschäden des Vorjahres, die sich in der Abwicklung durch die
anhaltende Inflation weiter verteuern, schlägt sich diese Entwicklung in der
versicherungstechnischen Rentabilität der Schaden-Rückversicherung nieder.
Damit ist das Versicherungsgeschäft in Deutschland im laufenden Jahr bereits
erheblich durch Naturkatastrophenschäden belastet. In der
Kraftfahrtversicherung hat sich die wegen der Pandemie reduzierte
Schadenfrequenz der Vorjahre wieder weitgehend normalisiert. Gleichzeitig
hat der generelle Anstieg der Teuerungsraten auch den jahrelangen Trend zu
höheren Ersatzteil- und Reparaturkosten weiter beschleunigt. Daher ist mit
einer deutlichen Eintrübung der Ergebnisse in der Kraftfahrtsparte zu
rechnen.
Bei Cyber-Deckungen führen die fortschreitende Digitalisierung und
anhaltendes Wachstum in Kombination mit vermehrten Cyber-Attacken zu einem
gestiegenen Risikobewusstsein und zu weiteren Preissteigerungen und
Konditionsverbesserungen.
Insgesamt geht die Hannover Rück in Deutschland vor dem Hintergrund der
starken Schadenbelastungen sowie der anhaltend hohen Inflation von
deutlichen Konditionsanpassungen in der Sachsparte aus, insbesondere bei
Naturkatastrophendeckungen. Auch in der volumenstarken Kfz-Sparte besteht
aufgrund der deutlich gestiegenen Schadenfrequenzen und -höhen
Anpassungsbedarf.
In Großbritannien und Irland waren im Erstversicherungsmarkt im Jahr 2022
weiterhin Ratensteigerungen zu verzeichnen. Während in einigen
Haftpflichtsparten, wie etwa der Organhaftpflicht (Directors and Officers
Insurance, D&O), das Potential für weitere Preiserhöhungen limitiert ist,
sind im Cyber-Geschäft nach wie vor deutliche Ratensteigerungen zu
beobachten. Grund ist hier unter anderem eine knappe Kapazitätssituation auf
dem Rückversicherungsmarkt, da der Risikoappetit langsamer als die Nachfrage
seitens der Erstversicherer wächst. Jenseits der Haftpflichtsparten spielt
die steigende Inflation auch bei Sachdeckungen in der Erst- und
Rückversicherung eine wichtige Rolle. In der Kraftfahrtversicherung in
Großbritannien, die die Hannover Rück im traditionellen Geschäft
ausschließlich nichtproportional rückversichert, bleibt der konservative
Preis- und Zeichnungsansatz unverändert.
Das Versicherungsgeschäft in Frankreich prägten im laufenden Jahr erneut
außergewöhnlich hohe Schäden aus Naturereignissen. Von Ende Mai bis Anfang
Juli verursachten kräftige Gewitter in weiten Teilen Frankreichs
Hagelschäden an Fahrzeugen und insbesondere Wohngebäuden. Laut dem
französischen Verband der Versicherungswirtschaft FFA könnten sich die
versicherten Schäden auf 3,9 Mrd. EUR belaufen. Die hohe Inflationsrate in
Frankreich dürfte zu einer weiteren Verteuerung führen. In Summe dürfte sich
dies negativ in der versicherungstechnischen Rentabilität der
Schaden-Rückversicherung niederschlagen und es ist von einer deutlichen
Verbesserung der Rückversicherungspreise und -konditionen auszugehen.
In den Märkten Zentral- und Osteuropas wirkt sich der Ukraine-Krieg wegen
der räumlichen Nähe spürbar auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region
aus. Als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine steht die Hannover Rück
ihren ukrainischen Kunden auch in diesen schweren Zeiten zur Seite und hält
ihre Deckungszusagen aufrecht. Bislang liegen nur wenige Schadenmeldungen
aus der Ukraine vor. Die Erneuerung von Verträgen mit Kunden in der
Russischen Föderation und Belarus ist dagegen bis auf Weiteres eingestellt.
Die Hannover Rück rechnet für die Region Zentral- und Osteuropa aufgrund des
schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds mit weiteren Preiserhöhungen und
Wachstumsmöglichkeiten.
Nordamerika
Im Gegensatz zu Europa blieb Nordamerika im ersten Halbjahr weitgehend von
außerordentlichen Großschäden verschont und weist eine hohe
versicherungstechnische Rentabilität auf. Gleichzeitig ist von einer
anhaltend hohen Inflation mit entsprechenden konjunkturellen
Herausforderungen auszugehen. Zusammen mit einer gesteigerten Frequenz
mittelgroßer Schäden steht die künftige Profitabilität der Sach- und
Haftpflichtsparten damit durchaus unter Druck.
Die Industrieversicherung wird im laufenden Jahr weiterhin stark durch
unterbrochene Lieferketten beeinflusst, was auf den Krieg in der Ukraine und
coronabedingte Einschränkungen zurückzuführen ist. Es bestehen erhebliche
Risiken, und die tatsächlichen Belastungen sind noch nicht abzusehen, was
verstärkt für Profitabilitätsdruck in dieser Sparte sorgt.
Entsprechend haben sich die Preissteigerungen in den USA aus früheren
Erneuerungen fortgesetzt. Dabei wurden auch verlustfreie
Rückversicherungsverträge mit deutlichen Erhöhungen erneuert.
Vor diesem Hintergrund sind in Nordamerika die meisten Marktsegmente aus
Rückversicherungssicht weiterhin attraktiv. Entsprechend hat die Hannover
Rück ihr Geschäft sowohl in der Sach- als auch in der
Haftpflichtversicherung weiter profitabel ausgebaut. Die deutlichsten
Preissteigerungen waren in den Erneuerungen im Jahresverlauf bei Cyber- und
Naturkatastrophendeckungen zu erzielen.
Die herausfordernde Marktlage macht aus Sicht der Hannover Rück weitere
Ratensteigerungen und Limitierungen im Deckungsumfang unabdingbar. Die
Kapitalausstattung der Rückversicherer bleibt dabei weiter im Fokus, sodass
die Position der Hannover Rück in diesem Markt nochmals gestärkt wird.
Lateinamerika
Lateinamerika erholt sich langsam von der Pandemie und profitiert von einem
starken Wirtschaftswachstum, das im Einklang mit anderen Ländern steht, die
ein Vor-Covid-Niveau erreicht haben. Die Pandemie hat jedoch gezeigt, wie
anfällig ein Wirtschaftssystem sein kann, in dem viele Menschen in der
informellen Wirtschaft arbeiten und nur wenige soziale
Unterstützungsprogramme existieren. Hier können Versicherungen einen Beitrag
zur Verbesserung der Lebensbedingungen leisten. Ein Beispiel hierfür ist die
Bewältigung der Dürrekatastrophe im Süden Brasiliens und Paraguays, wo die
Hannover Rück betroffene Landwirte entschädigt und so ihren Teil für
wirtschaftliche und soziale Stabilität beiträgt.
Die Folgen des Klimawandels zeigen sich auch in schweren Regenfällen und
Überschwemmungen in der gesamten Region. Die Hannover Rück erwartet daher
eine steigende Nachfrage nach Katastrophendeckungen.
Asiatisch-pazifischer Raum
Die Region Asien-Pazifik ist unverändert der größte Wachstumsmarkt weltweit
und eröffnet damit signifikante Geschäftschancen. Dies gilt aufgrund der
nach wie vor vergleichsweise geringen Versicherungsdichte in vielen Märkten
insbesondere auch für Erst- und Rückversicherer. Entsprechend baut die
Hannover Rück ihr Geschäft vor Ort weiter profitabel aus.
In den vergangenen Monaten war die Region von zahlreichen Herausforderungen
geprägt. Neben den pandemiebedingten Problemen bei den weltweiten
Lieferketten waren dies vor allem verheerende Naturkatastrophen wie
Überschwemmungen in Australien, Erdbeben in Japan oder Taifune. Insbesondere
die Zerstörungen historischen Ausmaßes in Australien in Verbindung mit dem
wachsenden Inflationstrend verstärken die Notwendigkeit für weitere,
spartenübergreifende Preissteigerungen.
Für die anstehenden Erneuerungsrunden zum 1. Januar 2023 und 1. April 2023
in der Region Asien-Pazifik erwartet die Hannover Rück, dass sich der
globale Trend hin zu einer Marktverhärtung auch auf den chinesischen Markt
ausweiten wird.
Naturkatastrophengeschäft
Der Trend zu häufigeren und schadenträchtigeren Naturkatastrophen hielt auch
2021 an. Hurrikan "Ida" war das schadenreichste Ereignis, mehr als die
Hälfte der weltweiten Schäden resultierten jedoch aus häufiger auftretenden
sekundären Gefahren wie schweren konvektiven Stürmen, Waldbränden und
extremen Winterwetter. Es ist davon auszugehen, dass angesichts wachsenden
Wohlstands, der zunehmenden Verstädterung und des fortschreitenden
Klimawandels die Schäden aus Naturkatastrophen weiterhin
überdurchschnittlich stark zunehmen werden.
Als Reaktion auf die erhöhte Schadenerfahrung sind die Preise für
Naturkatastrophendeckungen in den vergangenen Jahren sukzessive gestiegen.
Dieser Aufwärtstrend dürfte sich fortsetzen.
Unter der Annahme, dass bis zum Jahresende keine weiteren marktverändernden
Ereignisse eintreten, erwartet die Hannover Rück für das Jahr 2023 folgende
Entwicklungen in den wichtigsten Märkten für Naturkatastrophenrisiken:
Nordamerika: Tornados sowie Hagel, Winde und Niederschläge aus konvektiven
Unwettern und schweren Gewitterausbrüchen sind zu einem der wichtigsten
Faktoren für die Schadenexponierung der Versicherungs- und
Rückversicherungsbranche in den Vereinigten Staaten geworden. Speziell der
Markt in Florida steht vor besonderen Herausforderungen. Hier wird die
Kombination aus Schäden, verringerter Rückversicherungskapazität und aus
Sicht der Hannover Rück historisch untertarifiertem Geschäft die
Tragfähigkeit des Geschäfts in den kommenden Monaten auf die Probe stellen.
Der Risikoappetit der Hannover Rück für Risiken in Florida bleibt
untergewichtet.
Die Inflation wird bei den Erneuerungen im Jahr 2023 eine wichtige Rolle
spielen. Dies gilt nicht nur für die Kosten der zu regulierenden Schäden.
Die erwartete anhaltende Teuerung wird auch eine Ausweitung der
Haftungslimite erfordern. Dies geschieht zu einer Zeit, in der einige
Anbieter ihre Rückversicherungskapazität limitieren, insbesondere für
Katastrophendeckungen. Die Hannover Rück geht daher von einem robusten
Anbietermarkt aus und erwartet, dass die Raten im Jahr 2023 zweistellig
steigen werden.
Europa: Nachdem in Europa viele Jahre lang größere Katastrophenereignisse
ausgeblieben sind, hat sich die Lage in den vergangenen Jahren geändert.
Verluste und potenzielle Verluste für Programme im Zusammenhang mit Covid-19
wurden nur geringfügig eingepreist, da das Ausmaß der Verluste und Fragen
der Deckung unter den Rückversicherungsverträgen noch unklar waren. Auch die
erheblichen Schäden durch die Zunahme von Naturkatastrophen, die 2021 zum
teuersten Naturgefahrenjahr in Deutschland gemacht haben, werden die Preise
für das europäische Katastrophengeschäft im laufenden Jahr weiter nach oben
treiben. Im Februar 2022 wurden Teile Europas erneut von schweren
Winterstürmen heimgesucht, und die jüngsten Hagelereignisse in Frankreich
haben die Schadenbelastung weiter erhöht. In Verbindung mit der allgemeinen
Inflationseinschätzung erwartet die Hannover Rück, dass die Gesamtkosten für
die Rückversicherung durch eine Kombination aus Ratenerhöhungen und größeren
Limitkäufen steigen werden.
Japan: Nach einer relativ stabilen Erneuerung im Jahr 2022 ist davon
auszugehen, dass Zedenten im Jahr 2023 bestimmte Programme umstrukturieren
werden, um ihre Gesamtausgaben für Rückversicherung nach Jahren allmählicher
Ratenerhöhungen zu stabilisieren. Während die Inflation weniger Druck auf
bestimmte Programme ausüben dürfte, haben viele Anbieter ihre
Risikoeinschätzung nach der jüngsten Taifun-Serie angepasst. Die Hannover
Rück erwartet daher einen fortgesetzten Aufwärtsdruck auf die Raten , wobei
sie an ihrem langfristigen und partnerschaftlichen Ansatz festhält.
Australien/Neuseeland: In Australien war der Markt durch die verheerenden
Überschwemmungen historischen Ausmaßes geprägt. Die Überschwemmungen im
Frühjahr im Südosten von Queensland und an der Küste von New South Wales
waren die teuersten in der Geschichte des Landes. Diesen Ereignissen war
bereits in den Vorjahren eine Serie signifikanter Großschäden
vorausgegangen. Entsprechend sind weitere materielle Preissteigerungen
notwendig, zumal sich Erst- und Rückversicherer der Tatsache bewusst sind,
dass die Region Australien und Neuseeland besonders anfällig ist für
Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel begünstigt werden, also Hagel,
Überschwemmungen, Dürren oder Buschbrände.
Spezialgeschäft
Im Luftfahrtgeschäft hat die Rücknahme vieler Maßnahmen zur Bekämpfung der
Pandemie zu einer ersten Erholung des Passagieraufkommens beigetragen, was
sich positiv auf das Prämienvolumen ausgewirkt hat. Die Wiederaufnahme des
Betriebs stellte den Sektor vor logistische Herausforderungen, die jedoch
nicht in einer steigenden Schadenlast resultierten. Dagegen sind durch den
Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen Leasingverträge
mit russischen Fluggesellschaften betroffen, was zu neuen Deckungsfragen
zwischen Versicherern und Versicherungsnehmern führt. Es gilt hierbei, den
Verlauf dieser Gespräche genau zu beobachten und in engem Austausch mit den
Kunden zu bleiben.
Ebenso ist auch im Transportgeschäft eine Normalisierung der Abläufe im
Welthandel zu beobachten. Jedoch kommt es auch hier noch zu Verzögerungen
unter anderem im Be- und Entladen von Schiffen aufgrund Personalmangels.
Eine signifikante Belastung der Hannover Rück ist dadurch allerdings nicht
zu erwarten. Dagegen könnte auch der Transportmarkt durch den Krieg in der
Ukraine betroffen sein. Schadenpotential ergibt sich beispielsweise aus
teilweise immer noch festgesetzten Handelsschiffen. Zudem haben auch die
möglichen Schäden aus Deckungen von Politischen Risiken (Political
Violence), welche im Transportmarkt teilweise rückgedeckt werden, das
Potential, das Ergebnis des überwiegend nichtproportional gezeichneten
Rückversicherungsbuches der Hannover Rück auf der Transportseite negativ zu
beeinflussen.
Sowohl bei den Luftfahrt- als auch bei den Transporterneuerungen hat die
Hannover Rück seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine weitgehende
Ausschlüsse in ihren Verträgen vereinbart. Wichtig war dabei unter anderem,
das Buch perspektivisch vor einer Ausweitung des Krieges zu schützen, auch
wenn dies zur Folge hatte, dass Geschäft abgegeben werden musste.
Für die Vertragserneuerungsrunden im Jahr 2023 ist sowohl bei Luftfahrt als
auch Transport mit steigenden Preisen sowie teilweise Restrukturierungen von
Rückversicherungsprogrammen zu rechnen.
In der Kredit- und Kautionsversicherung sowie im Bereich der Politischen
Risiken sind die Schadenquoten im Vergleich zu den Vorjahren stabil
geblieben und bewegen sich weiterhin unterhalb des mehrjährigen
Durchschnitts. In Folge des Krieges in der Ukraine, andauernder
Lieferengpässe sowie wegen des Anstiegs der Energiepreise, Inflationsraten
und Zinsen ist in den kommenden Monaten mit einer zunehmenden Schadenlast zu
rechnen. Angesichts dessen sollten die Preise in der Erst- und
Rückversicherung weitgehend das Niveau halten.
In der landwirtschaftlichen Versicherung ist weiterhin mit einer steigenden
Nachfrage nach Erst- und Rückversicherungslösungen zu rechnen. Die Hannover
Rück bietet hier sowohl klassische Rückversicherung als auch innovative
Versicherungsinstrumente wie parametrische Deckungen an. Allerdings haben im
vergangenen Jahr die enormen Dürreschäden im Süden Brasiliens die
Konsequenzen des Klimawandels nochmals deutlich aufgezeigt. Eine nachhaltige
Marktentwicklung im Agrarsegment setzt eine Verbesserung der Profitabilität
auf Seiten der Erst- und Rückversicherer voraus. Entsprechend müssen sich
die steigenden Exponierungen auch in der Entwicklung der Raten deutlich
widerspiegeln.
Im Bereich Insurance-Linked Securities (ILS) hat die Hannover Rück 2021 ein
Rekordjahr verzeichnet. Für ihre Kunden konnte die Hannover Rück
Katastrophenanleihen im Wert von mehr als 2,7 Mrd. USD, verteilt auf 11
Emissionen, an den Kapitalmarkt transferieren und damit ein Rekordvolumen
erzielen. Platziert wurden Deckungen gegen Schäden aus Naturkatastrophen wie
Überschwemmungen, Stürmen, Erdbeben und Waldbränden. Das Geschäft der
besicherten Rückversicherung (Collateralised Reinsurance), dem unverändert
größten Geschäftssegment im ILS-Bereich, konnte ebenfalls im Vergleich zum
Vorjahr gesteigert werden.
Das ILS-Marktvolumen erscheint im Jahr 2022 insgesamt stabil, wobei es
sowohl Zu- als auch Abflüsse gibt. Die Hannover Rück wird das Geschäft der
besicherten Rückversicherung weiter ausbauen können. Sehr erfreulich ist
zudem die weitere Einbindung des Kapitalmarktes in Finanzierungsgeschäfte im
Lebensversicherungsbereich in der Erst- und Rückversicherung.
Das Geschäft mit Strukturierter Rückversicherung erfährt eine anhaltend hohe
Nachfrage, wovon die Hannover Rück mit ihrer marktführenden Stellung
profitiert. In der von vielen Herausforderungen geprägten aktuellen
Marktlage sind die innovativen und maßgeschneiderten
Rückversicherungslösungen der Hannover Rück mit Fokus auf Kapitalmanagement
besonders gefragt. Neben Erstversicherern als traditionellen Kunden stößt
die Strukturierte Rückversicherung zunehmend auf Nachfrage bei Großkonzernen
und deren hauseigenen Versicherungsgesellschaften (Captives). Mittlerweile
beläuft sich das Prämienvolumen der Hannover Rück auf rund 4 Mrd. EUR.
Allerdings sind die Transaktionen in der Regel großvolumig, und das Geschäft
kann vergleichsweise starke Schwankungen aufweisen. Die etwas niedrigeren
Margen werden dabei durch deutlich geringere Kapitalerfordernisse
kompensiert, weshalb die Strukturierte Rückversicherung auch weiterhin
signifikantes profitables Wachstum offeriert.
Die Hannover Rück ist mit einem Bruttoprämienvolumen von mehr als 27 Mrd.
EUR der drittgrößte Rückversicherer der Welt. Sie betreibt alle Sparten der
Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf allen Kontinenten vertreten. Gegründet
1966, umfasst der Hannover Rück-Konzern heute mehr als 170
Tochtergesellschaften, Niederlassungen und Repräsentanzen weltweit. Das
Deutschland-Geschäft wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben.
Die für die Versicherungswirtschaft wichtigen Ratingagenturen haben sowohl
Hannover Rück als auch E+S Rück sehr gute Finanzkraft-Bewertungen zuerkannt:
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Quelle: dpa-AFX