EVN AG: Geschäftsverlauf im Geschäftsjahr 2019/20
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EVN AG: Geschäftsverlauf im Geschäftsjahr 2019/20
16.12.2020 / 07:30
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Highlights
* Konzernergebnis rund 200 Mio. Euro
* Punktuelle Beeinträchtigungen durch Coronakrise
* Anstieg des Anteils der erneuerbaren Stromerzeugung auf 59,5 % (Vorjahr:
41,4 %)
* Weitere Investitionen in Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung,
Fernwärme und Trinkwasserversorgung in Niederösterreich
* Baubeginn für eine überregionale 60 km lange
Trinkwasser-Versorgungsleitung von Krems nach Zwettl
* Akquisition von drei Projekten zur thermischen Klärschlammverwertung in
Deutschland
* Dividendenvorschlag: 0,49 Euro je Aktie
Kennzahlen
* Umsatz: -4,4 % auf 2.107,5 Mio. Euro
* EBITDA: -6,5 % auf 590,4 Mio. Euro
* EBIT: -32,3 % auf 273,1 Mio. Euro
* Konzernergebnis: -33,9 % auf 199,8 Mio. Euro
* Nettoverschuldung: 1.037,7 Mio. Euro (30. September 2019: 999,5 Mio.
Euro)
Energiewirtschaftliches Umfeld
Das Geschäftsjahr 2019/20 war in allen drei Kernmärkten der EVN von deutlich
wärmeren Temperaturen geprägt als das Vorjahr. Volle Erdgasspeicher und ein
- unter anderem auch durch Covid-19 bedingter - Nachfragerückgang führte zu
einer Reduktion der Spotmarktpreise für Erdgas. In den Großhandelspreisen
für Strom wirkte sich Covid-19 nur im kurzfristigen Bereich aus. Auf dem
Terminmarkt ist eine Rückkehr der Strompreise auf Vor-Corona-Niveau zu
erkennen. Der Marktpreis für CO2-Emissionszertifikate entwickelte sich im
Jahresverlauf volatil, lag im Durchschnitt aber leicht über dem
Vorjahreswert.
Auswirkungen der Coronakrise
Als Betreiber kritischer Infrastruktur war die EVN auf das Pandemieereignis
gut vorbereitet und konnte sich bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen auf
die seit 2009 bestehende Konzernanweisung "Pandemievorsorge EVN" stützen.
Dank des integrierten Geschäftsmodells und der breiten Kundendiversifikation
hat die Coronakrise das operative Ergebnis der EVN im Geschäftsjahr 2019/20
nur punktuell beeinträchtigt. Vereinzelte Verzögerungen bei Bauvorhaben bzw.
Investitionen infolge des Lockdowns im Frühjahr 2020 sollen im Geschäftsjahr
2020/21 aufgeholt werden.
Konzernergebnis durch Entfall positiver Einmaleffekte unter Vorjahresniveau
Die Umsatzerlöse der EVN lagen mit 2.107,5 Mio. Euro um 4,4 % unter dem
Vorjahresniveau. Wesentliche Treiber für diese Entwicklung waren der
deutliche Rückgang in der thermischen Erzeugung sowie Umsatzrückgänge im
Netzbereich und im Erdgashandel. Positiv entwickelten sich hingegen die
Energieerlöse in Bulgarien und der Umsatz im internationalen
Projektgeschäft.
Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger reduzierte sich im
Einklang mit den Umsatzerlösen um 17,9 % auf 888,3 Mio. Euro. Hauptfaktoren
dafür waren der durch die geringere thermische Erzeugung rückläufige
Primärenergieeinsatz, ein Rückgang der Großhandelspreise sowie niedrigere
Strombezugsmengen.
Die Abwicklung von Aufträgen im internationalen Projektgeschäft führte bei
den Fremdleistungen und dem sonstigen Materialaufwand zu einem Anstieg von
13,1 % auf 316,9 Mio. Euro. Ebenso nahm der Personalaufwand aufgrund
kollektivvertraglicher Anpassungen sowie der Aufnahme zusätzlicher
Mitarbeiter für einen Großauftrag der WTE Wassertechnik in Kuwait um 3,1 %
auf 349,3 Mio. Euro zu.
Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem
Charakter lag mit 94,1 Mio. Euro um 27,8 % unter dem Vorjahreswert und war
von gegenläufigen Entwicklungen geprägt: Negative Effekte aus
Werthaltigkeitsprüfungen, insbesondere bei der Verbund Innkraftwerke GmbH,
wurden durch die Normalisierung des Ergebnisbeitrages der EVN KG sowie
positive Einmaleffekte bei RAG und Energie Burgenland teilweise
ausgeglichen.
Auf Basis dieser Entwicklungen verbuchte die EVN für das Geschäftsjahr
2019/20 insgesamt ein EBITDA von 590,4 Mio. Euro (Vorjahr: 631,7 Mio. Euro).
Die planmäßigen Abschreibungen verzeichneten im Berichtszeitraum einen
Anstieg, hervorgerufen durch höhere Investitionen, die mit der erstmaligen
Anwendung von IFRS 16 verbundene Aktivierung von Nutzungsrechten sowie
gestiegene Buchwerte von Sachanlagen nach Wertaufholungen per 30. September
2019. Die Effekte aus Werthaltigkeitsprüfungen beliefen sich - nach einem
positiven Effekt von 41,6 Mio. Euro im Vorjahr - per 30. September 2020 auf
-20,6 Mio. Euro und betrafen vor allem das von der EVN anteilig gehaltene
Kraftwerk Walsum 10.
In Summe erzielte die EVN damit im Berichtszeitraum ein EBIT von 273,1 Mio.
Euro (Vorjahr: 403,5 Mio. Euro).
Das Finanzergebnis verbesserte sich im Berichtszeitraum um 47,3 % auf -15,8
Mio. Euro, im Wesentlichen getrieben durch die höhere Verbund-Dividende. Per
Saldo belief sich das Konzernergebnis auf 199,8 Mio. Euro und lag damit um
33,9 % unter dem durch unbare Einmaleffekte beeinflussten Vorjahreswert.
Solide Bilanzstruktur
Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute
Grundlage für die Umsetzung ihrer Investitionsschwerpunkte in
Niederösterreich in den nächsten Jahren bildet. Die Nettoverschuldung bewegt
sich auf einem Niveau von etwa 1 Mrd. Euro.
Energie. Wasser. Leben. - Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft
Energiegeschäft
Im Vergleich zur Vorperiode war das Energiegeschäft der EVN im Geschäftsjahr
2019/20 von ungünstigen Erzeugungs- und Marktpreisbedingungen geprägt. Die
Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie verzeichnete etwa einen Rückgang um
2,8 % auf 2.250 GWh. Hier konnte ein leichter Anstieg im Bereich Windkraft -
er beruhte auf zusätzlichen Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt 49 MW,
die 2019/20 erstmals ganzjährig in Betrieb standen - die geringere
Stromproduktion aus Wasserkraft nicht zur Gänze ausgleichen. Per 30.
September 2020 verfügte die EVN über eine installierte Windkraftkapazität
von 367 MW. Zwei Windkraftanlagen in Kettlasbrunn mit einer Leistung von
rund 8 MW befinden sich derzeit in Bau und sollen bis Ende 2020 in Betrieb
gehen. Insgesamt möchte die EVN ihre Windkraftkapazitäten bei entsprechenden
Rahmenbedingungen bis Ende 2023 auf rund 500 MW erhöhen.
Die Stromerzeugung der EVN aus Wärmekraftwerken reduzierte sich im
Geschäftsjahr 2019/20 um 53,2 % auf 1.535 GWh. Im Vergleichszeitraum war
hier noch die Stromproduktion des Kraftwerks Dürnrohr enthalten gewesen, die
mit Anfang August 2019 vorzeitig beendet wurde. Das Gaskraftwerk Theiß wurde
im Berichtszeitraum in geringerem Maß zur Netzstabilisierung abgerufen als
im Jahr zuvor. Im Berichtszeitraum standen aus den thermischen
Kraftwerkskapazitäten 430 MW als Reservekapazität für den österreichischen
Übertragungsnetzbetreiber unter Vertrag. Für den Energiestandort Dürnrohr
befinden sich derzeit eine thermische Klärschlammverwertungsanlage und eine
großflächige Photovoltaik-Anlage in Planung.
Umwelt- und Wassergeschäft
Im Bereich der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich konnte die EVN
trotz der Coronakrise weitere wichtige Projekte vorantreiben. Der Baubeginn
für eine neue Versorgungsleitung zwischen Krems und Zwettl mit einer Länge
von 60 km ist eine wichtige Maßnahme sowohl zur Steigerung der
Versorgungskapazität im Waldviertel als auch zum Ausbau der überregionalen
Trinkwassernetze insgesamt. Die fünfte Naturfilteranlage der EVN zur
natürlichen Reduktion der Wasserhärte wird derzeit in Petronell-Carnuntum
errichtet und soll im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen. In Summe wird die EVN
bis 2030 rund 165 Mio. Euro in die Trinkwasserversorgung in Niederösterreich
investieren.
Im internationalen Projektgeschäft waren mit Ende Juli 2020 alle
Voraussetzungen für den Start des Abwasseraufbereitungsprojekts Umm Al
Hayman in Kuwait erfüllt. Die für dieses Geschäftsfeld verantwortliche
Tochtergesellschaft WTE Wassertechnik wird hier als Generalunternehmer die
Planung und den Bau einer Kläranlage sowie - gemeinsam mit Partnern - eines
Kanalnetzes mit Pumpstation verantworten.
Zum Stichtag 30. September 2020 arbeitete die WTE Wassertechnik an der
Planung und Errichtung von insgesamt zwölf Projekten in Deutschland, Polen,
Litauen, Rumänien, Kroatien, Bahrain und Kuwait. Darin sind drei neue
Projekte im Bereich der thermischen Klärschlammverwertung in Deutschland
enthalten. Die nachhaltige Klärschlammbewirtschaftung eröffnet im
internationalen Projektgeschäft ein attraktives neues Geschäftsfeld, in dem
die langjährige Kompetenz des EVN Konzerns in der Abwasserentsorgung sowie
in der thermischen Abfallverwertung einen wichtigen strategischen Vorteil
bietet.
Ausblick für das Geschäftsjahr 2020/21
Unter der Annahme durchschnittlicher energiewirtschaftlicher
Rahmenbedingungen erwartet die EVN für das Geschäftsjahr 2020/21 ein
Konzernergebnis in einer Bandbreite von etwa 200 bis 230 Mio. Euro. Der
weitere Verlauf der Coronakrise und daraus folgende gesamtwirtschaftliche
Auswirkungen könnten einzelne Geschäftsbereiche der EVN und damit die
Ergebnisentwicklung des Konzerns jedoch negativ beeinflussen. Mit den
Investitionsschwerpunkten in den regulierten und stabilen Geschäftsfeldern
Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung und Trinkwasserversorgung sollen
die solide Geschäftsbasis gesichert und weiteres Wachstum gemäß unserer
Strategie ermöglicht werden. Die jährlichen Investitionen sollen in den
nächsten Jahren - nach Maßgabe der jeweils möglichen Projektabwicklung - im
Durchschnitt Niveaus von rund 450 Mio. Euro erreichen.
Den Ganzheitsbericht über das Geschäftsjahr 2019/20 finden Sie unter
www.investor.evn.at.
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Quelle: dpa-AFX