LONDON/BERLIN (dpa-AFX) - Im Kampf gegen eine "Epidemie" von Ladendiebstählen in Großbritannien wollen große Einzelhandelskonzerne die Polizeiarbeit finanzieren. Die Supermarktketten Sainsbury's
Ladendiebstähle haben sich in Großbritannien nach Schätzungen des Handelsverbands BRC in den vergangenen sechs Jahren auf acht Millionen im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Der jährliche Schaden betrage rund eine Milliarde Pfund. Als Gründe werden die deutlich gestiegenen Lebenskosten sowie Nachahmer über virale Videos bei Tiktok genannt. Täter sind oft junge Leute.
Die Unternehmen werfen der Polizei vor, Ladendiebstahl nicht ernst genug zu nehmen. Von 339 206 Fällen, die zwischen April 2022 und März 2023 angezeigt wurden, kam es in weniger als 50 000 zu Anklagen. In gut der Hälfte der Fälle wurden die Ermittlungen eingestellt, ohne dass Täter identifiziert wurden. Premierminister Rishi Sunak nannte die Entwicklung inakzeptabel.
Auch in Deutschland hat Ladendiebstahl zuletzt deutlich zugenommen. Das liege aber vermutlich an den beendeten Corona-Regeln, teilte der Handelsverband Deutschland (HDE) mit. Während der Lockdowns und in Zeiten von weniger Kundenfrequenz hätten es Ladendiebe deutlich schwerer gehabt. "Für den manchmal vermuteten Zusammenhang zwischen aufgrund der Inflation steigenden Preisen und einem Anstieg bei den Ladendiebstählen gibt es dagegen keine Anhaltspunkte." Auch in Deutschland würden viele Delikte aber erst gar nicht angezeigt, weil es für Ladendiebe oft keine größeren Konsequenzen bedeute.
Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Alexander Poitz, sagte, angesichts einer Aufklärungsquote von 89 Prozent könne nicht von einer "Epidemie der Ladendiebstähle" in Deutschland gesprochen werden. "Dennoch sollte dieser Entwicklung insbesondere mit präventiven Maßnahmen, beispielsweise elektronischer Sicherungstechnik durch Ladenbesitzer entgegengewirkt werden."/bvi/DP/zb
Quelle: dpa-AFX