FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Biotech-Branche will das breite Interesse an Corona-Impfstoffen nutzen, um mehr Aufmerksamkeit und bessere Rahmenbedingungen der Politik zu erreichen. "Biotech muss als Schlüsseltechnologie in vielen Bereichen angesehen werden, nicht nur in der Pandemie", sagte Oliver Schacht, Vorstandschef des Branchenverbands Bio Deutschland, am Dienstag. Die Politik müsse die Bedingungen für Wachstumsfinanzierung verbessern.
Zwar gebe es in Deutschland Gelder für Grundlagenforschung und die Frühphasenfinanzierung von Firmen, aber es mangele an hohen Summen für die späteren klinischen Phasen der Arzneientwicklung. So dürften Investoren wie Versicherungen kaum in Biotechfirmen investieren, und Aktiengewinne in Deutschland würden hoch besteuert.
Im vergangenen Jahr erlebte die Branche mit Leuchttürmen wie den Impfstoffforschern Biontech
Zugleich erhielt die Branche den Rekordwert von gut drei Milliarden Euro von Investoren, und der Wert der börsennotierten Biotechfirmen verdoppelte sich, wie Zahlen der Prüfungsgesellschaft EY zeigen. Der Löwenanteil des Geldes kam aber wenigen Firmen zugute.
Wenn man das Momentum jetzt nicht nutze, drohe der Aufschwung zu verpuffen, sagte EY-Experte Alexander Nuyken. Die mRNA-Technologie, die beim Impfstoff von Biontech zum Einsatz kommt, berge viel Potenzial auch für Krebstherapien und gegen Autoimmunerkrankungen. Diese therapeutischen Ansätze seien bei den staatlichen Förderungen der Corona-Impfstoffe vernachlässigt worden.
Biotech-Firmen tüfteln an komplizierten Wirkstoffen und Therapien. Das ist teuer und langwierig, weshalb Biotechunternehmen auf Geld von Investoren angewiesen sind. Die Branche hierzulande wächst zwar, liegt aber beim Wagniskapital und Börsengängen weit hinter den USA zurück. Auch mangelt es in der deutschen Biotech-Branche an Gründern./als/dhu/DP/jha
Quelle: dpa-AFX