HAMBURG (dpa-AFX) - Arbeitnehmervertreter in der Windindustrie sehen laut einer Umfrage wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft der Branche. Insgesamt gab mehr als ein Drittel der Teilnehmer an der Befragung der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung im Auftrag der IG Metall eine positive Einschätzung für den Markt in Deutschland ab, wie die Gewerkschaft am Montag mitteilte. Für den Bereich Offshore seien es mehr als 45 Prozent gewesen. Noch besser bewerteten die Betriebsräte die internationalen Märkte - insbesondere Asien und das restliche Europa. An diesem Dienstag beginnt die Messe Windenergy Hamburg. Sie findet wegen der Corona-Pandemie erstmal in rein digitaler Form statt. An der Umfrage beteiligten sich laut IG Metall 30 Betriebe, die zusammen 21 893 Beschäftigte repräsentieren.
"Wir haben in den vergangenen Jahren erheblich an Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in der Windindustrie in Deutschland verloren. Darüber dürfen diese aktuellen Zahlen nicht hinwegtäuschen", erklärte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Auch in diesem Jahr habe sich der Kahlschlag in einigen Unternehmen - etwa bei Enercon in Aurich und Magdeburg - fortgesetzt.
Den Betriebsräten zufolge stabilisiert sich inzwischen die Beschäftigungsentwicklung langsam. So sei nur noch in acht Prozent der Betriebe (2019: 24 Prozent, 2018: 39 Prozent) ein Personalabbau geplant. In 16 Prozent der Unternehmen werde trotz Corona-Pandemie sogar mit Neueinstellungen etwa im Bereich Service und Wartung gerechnet. Schlechter sieht es bei den Auszubildenden aus. Dort wollten 36 Prozent der Betriebe Stellen streichen, nur zwölf Prozent der Firmen wollten die Zahl der Ausbildungsplätze erhöhen - obwohl die Hälfte der Firmen Probleme bei der Stellenbesetzung habe.
Weiter unzufrieden sind die Betriebsräte laut Umfrage mit der Bundesregierung. Fast 85 Prozent sehen in der aktuellen Politik keine Unterstützung für die Windindustrie. Positiv bewerten sie dagegen die Erhöhung der Ausbauziele für Windenergie auf See sowie der Green Deal der EU-Kommission (jeweils 73,1 Prozent).
"Der Ausbau der Windenergie muss mit sozialen Standards wie der Einhaltung von Tarifverträgen und regionaler Wertschöpfung verbunden werden", forderte Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Das gelte für die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Deutschland wie für die Offshore-Windstrategie der EU./klm/DP/eas
Quelle: dpa-AFX