LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Wie die gesamte Branche hat auch BASF
DAS IST LOS BEI BASF:
Ein Absatzeinbruch traf BASF zum Jahresstart deutlich. Im ersten Quartal sackten Umsatz und Gewinn im Tagesgeschäft kräftig nach unten. Mit knapp 20 Milliarden Euro lag der Erlös auf Basis vorläufiger Zahlen über 13 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, als der russische Einmarsch in die Ukraine erst mitten im Quartal die Weltmärkte erschüttert hatte. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) sackte um fast ein Drittel auf gut 1,9 Milliarden Euro nach unten.
Unter dem Strich steigerte BASF den Gewinn zwar um rund 28 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro, das lag jedoch an einem Sondereffekt im Vorjahreszeitraum. BASF hatte im ersten Quartal 2022 eine milliardenschwere Abschreibung auf seine Mehrheitsbeteiligung an Wintershall Dea vorgenommen, was das Ergebnis nach unten gezogen hatte.
Wegen verschlechterter Geschäfte und schwierigerer Rahmenbedingungen in Europa vor allem wegen stark gestiegener Gaspreise kündigte die BASF-Führung bereits im vergangenen Jahr ein Sparprogramm an, mit dem sie die jährlichen Kosten um über 500 Millionen Euro senken will. Mehr als die Hälfte der Einsparungen will der Vorstand am Stammsitz Ludwigshafen realisieren.
Unter dem Strich will das Unternehmen 2600 Stellen streichen, auf Ludwigshafen entfallen davon 1800. Dort beschäftigte BASF zuletzt rund 39 000 der weltweit mehr als 111 000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Betroffen davon sind Einheiten außerhalb der Produktion, also in Unternehmens- und Service-Bereichen, in Forschung und Entwicklung sowie in der Konzernzentrale. Darüber hinaus schließt BASF wegen der hohen Gaspreise mehrere energieintensive Anlagen, etwa für Ammoniak und das Kunststoffvorprodukt TDI. Das Sparprogramm soll im laufenden und kommenden Jahr umgesetzt werden.
Brutto fällt der geplante Jobabbau mit 4200 zu streichenden Stellen noch größer aus. Doch andernorts will BASF auch Stellen aufbauen, etwa in Service-Zentren in Berlin und Madrid. Einen Teil des Jobbobbaus soll über natürliche Fluktuation abgefedert werden: So rechnet BASF ab 2024 mit altersbedingten Abgängen von 1000 Mitarbeitern jährlich in den kommenden zehn Jahren. Für das Sparprogramm fallen etwa 400 Millionen Euro Kosten an. Eine Standortvereinbarung für das Stammwerk schließt betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 aus.
Für das laufende Jahr peilt die BASF-Führung bislang einen Umsatz von 84 bis 87 Milliarden Euro an. Das wäre lediglich im besten Fall so viel wie im Vorjahr. Beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebit) rechnet das Management mit 4,8 bis 5,4 Milliarden Euro - und damit bis zu 30 Prozent weniger als 2022. Vor allem das erste Halbjahr dürfte nach Angaben vom Februar schwach ausfallen. Seine endgültigen Zahlen zum abgelaufenen Quartal will der Dax
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Von den 15 seit Vorlage der Jahreszahlen im Februar von dpa-AFX erfassten Experten empfehlen fünf die Aktie zum Kauf. Fünf raten zum Halten, fünf empfehlen den Verkauf. Im Schnitt liegt das Kursziel bei gut 54 Euro. Allerdings weisen die Schätzungen mit 41 bis 72 Euro eine große Spanne auf. Zum Handelsschluss am Dienstagabend kosteten die Papiere gut 50 Euro.
Nach Ansicht von Analyst Oliver Schwarz vom Analysehaus Warburg Research sind die Resultate für das erste Quartal nicht so düster ausgefallen wie befürchtet. Sie könnten am Markt für eine bessere Stimmung sorgen und für die Erwartung, dass sich die Lage des Chemiekonzerns vom zweiten Quartal an bessert. Allerdings lasse sich die Geschäftsentwicklung weiter nur schwer vorhersagen - ob das Tief erreicht sei, bleibe also offen.
Für Analyst Andrew Stott von der schweizerischen Großbank UBS hat BASF dank eines starken Agrarchemie-Geschäfts die Markterwartungen an das bereinigte Ebit deutlich übertroffen. Die Marktschätzungen könnten nun steigen, aber selbst dann läge wohl der freie Barmittelfluss immer noch unter den Barkosten für die Dividende. Bei der Vorlage der vollständigen Zahlen Ende April müsse BASF noch einige Fragen beantworten.
Nach zwei Jahren stark gestiegener Rohstoffkosten sollten nach Einschätzung von Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research diese 2023 wieder sinken. Dies sollte den Bruttomargen der europäischen Chemieunternehmen zugutekommen. Unter den Industriechemie-Firmen erwartet er neben BASF dadurch vor allem für Akzo Nobel
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Corona-Krise hat der BASF-Aktie in der ersten Phase der Pandemie vor drei Jahren ordentlich zugesetzt. Der Kurs rutschte innerhalb weniger Wochen um mehr als 40 Prozent ab. Mitte März 2020 kostete das Papier mit rund 37,35 Euro so wenig wie seit 2009 nicht mehr. Zwischenzeitlich konnte sich der Kurs deutlich erholen - bis auf fast 73 Euro im Frühjahr 2021.
Aber vom Krieg in der Ukraine, den Corona-Lockdowns in China und Problemen in den Lieferketten gezeichnet, trübte sich der Kurschart der BASF dann wieder deutlich ein. Mit dem Fall bis unter die 40-Euro-Marke im vergangenen Juli näherte sich der Kurs wieder dem Corona-Crash-Tief - und nach einem weiteren Auf und Ab verfehlte er diese Marke Ende September mit 37,90 Euro nur noch knapp. Seitdem geht es für das Papier mit zwischenzeitlichen Rücksetzern bergauf.
Zwar hat die Aktie seit der Jahreswende um rund neun Prozent zugelegt, doch auf Sicht von zwölf Monaten steht noch ein kleiner Kursverlust zu Buche. Auch mittelfristig haben die Aktionäre wenig Freude. Seit dem Rekordhoch bei 98,80 Euro Anfang 2018 hat sich der Aktienkurs von BASF fast halbiert. Auf Sicht von zehn Jahren haben die Papiere rund ein Viertel eingebüßt, während sich der Dax in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt hat.
Zuletzt kostete ein Papier rund 50,50 Euro. Damit beträgt der Börsenwert des Konzerns derzeit gut 45 Milliarden Euro, womit BASF im Dax-Mittelfeld liegt. Zum Amtsantritt von Konzernchef Martin Brudermüller im Mai 2018 hatte BASF mit ungefähr 80 Milliarden Euro noch auf dem sechsten Platz gelegen./mne/lew/mis
Quelle: dpa-AFX