BERLIN (dpa-AFX) - Mit den Einnahmen aus seinem Börsengang Anfang Februar will der rasant gewachsene Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1
DAS IST LOS BEI AUTO1:
Nur vier Monate nach seinem Börsendebüt hat es Auto1 in den Index der mittelgroßen Werte geschafft. Für die Online-Autoplattform musste der Wafer-Hersteller Siltronic
Unter anderem lag das daran, dass sich einige Altaktionäre recht flink von ihren Anteilen getrennt haben. Anfang Juni versilberten mehrere Beteiligungsgesellschaften ihre Anteile. Einem Bloomberg-Bericht unter Berufung auf unterrichtete Kreise zufolge wurden insgesamt rund 9,7 Millionen Aktien platziert. Die Anteilseigner dürften damit insgesamt rund 400 Millionen Euro erlöst haben.
Dabei sah der Start von Auto1 an der Börse äußerst verheißungsvoll aus: Erst erreichte der Händler die obere Preisspanne und platzierte seine Aktien für 38 Euro je Stück. Damit lag der Bruttoemissionserlös für das Unternehmen bei einer Milliarde Euro. Einen Plan für das Geld hat das Management um Vorstandschef Christian Bertermann bereits: Nach einem rasanten Wachstum seit der Gründung 2012 will das Unternehmen noch größer werden. Früheren Angaben zufolge will Bertermann 750 Millionen Euro für weiteres Wachstum investieren. Der Rest solle dazu genutzt werden, um Schulden abzutragen.
Operativ lief es zuletzt besser für Auto1. Im ersten Quartal profitierte das auf den Großhandel spezialisierte Unternehmen von steigenden Preisen und verkaufte zudem mehr Autos als in den drei Monaten zuvor. Der Umsatz kletterte von 779 Millionen Euro in den letzten drei Monaten des Vorjahres auf knapp 900 Millionen Euro im ersten Quartal.
Branchenweit berichten Autohersteller und Händler derzeit von anziehenden Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen. Zum einen ist die Nachfrage hoch, zum anderen ist die Autoproduktion wegen der Pandemie teils noch eingeschränkt, die Lieferzeiten für Neuwagen etwa wegen Engpässen bei Materialien nehmen zu. Das kann auch Auto1 bestätigen: Im Schnitt erlöste das Unternehmen je verkauftem Auto 6891 Euro, rund 250 Euro mehr als im Schlussquartal 2020.
Doch weil der Aufbau der Privatkundenmarke Autohero viel Geld kostet und der Börsengang im Februar mit Sonderkosten belastete, fiel der Verlust im ersten Quartal unter dem Strich deutlich höher aus als im Vorquartal. Zuletzt sanken bei den Privatkunden auch die Preise und der Bruttoverdienst je Auto. Weil Auto1 in dem Segment Marktanteile hinzugewinnen will, nimmt das Unternehmen offenbar zunächst günstigere Preise in Kauf.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Die Mehrheit der vier seit Mai im dpa-AFX-Analyzer erfassten Experten ist sich einig: Auto1-Aktien gehören gekauft. Nur einer von ihnen zeigt sich verhaltener. Zwar habe der Online-Marktplatz für Gebrauchtwagen im ersten Quartal mehr Fahrzeuge gehandelt als erwartet, schrieb Andrew Ross von der britischen Investmentbank Barclays. Doch es fehle an weiteren Belegen für den geschäftlichen Erfolg. Ross blieb bei einem Kursziel von 47,50 Euro.
Das sehen drei andere Häuser anders. Deutsche-Bank-Analystin Nizla Naizer etwa hob hervor, dass Auto1 die Erwartungen im ersten Quartal durch die Bank klar getoppt habe. Mit 58 Euro ist sie die vorsichtigste Expertin bei ihrer Kaufempfehlung. Analystin Lisa Yang von der US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet mit anhaltend starkem Wachstum für Autohero. Sie hob zuletzt das Ziel moderat um 40 Cent auf 59,40 Euro an und rät weiter zum Kauf.
Mit einem Kursziel von 70 Euro - fast das Doppelte des derzeitigen Aktienkurses - zeigt sich die kanadische Bank RBC am optimistischsten. Der bereinigte operative Verlust (Ebitda) des Gebrauchtwagenhändlers sei im ersten Quartal geringer gewesen als erwartet, schrieb Analystin Sherri Malek. Zudem betonte sie, das Unternehmen sei gut ins Jahr gestartet. Beim Ausblick bestehe Aufwärtspotenzial. Vom durchschnittlichen Kursziel von 58,73 Euro ist die Auto1-Aktie indes aber noch ein deutliches Stück entfernt.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Noch vor dem Börsengang sah alles so rosig aus: Der Online-Gebrauchtwagenhändler schaffte es, seine neuen Aktien am oberen Ende der Preisspanne zu verkaufen. Die Aktien wurden für 38 Euro pro Stück platziert. Doch nach dem Börsengang Anfang Februar hielt die Freude über einen Sprung nach oben nur wenige Tage an.
So legte der Kurs am ersten Tag auf bis zu 56,76 Euro zu. Seither gibt es einen Abwärtstrend, den der Kurs trotz mehrfacher Erholungsversuche noch nicht verlassen konnte. Zuletzt lag der Kurs bei gut 36 Euro und damit rund fünf Prozent unter dem Ausgabepreis. Verglichen mit dem Rekordwert von 56,76 Euro ist es sogar ein Abschlag von mehr als einem Drittel. Derzeit bringt der Konzern eine Marktkapitalisierung von 7,65 Milliarden Euro auf die Waage.
Analyst Tom Diedrich vom Bankhaus Metzler sieht den Grund für die Kursverluste weiter vor allem im früheren Auslaufen der Haltefrist für Altaktionäre, die eigentlich bis August hätte andauern sollen. Anfang Juni warf vor allem die japanische Softbank
Quelle: dpa-AFX