FRANKFURT (dpa-AFX) - Ungeachtet des beeindruckenden Rekordlaufs der Börsen in Europa und den USA seit Ende des vergangenen Jahres sieht die DZ Bank weiteres Potenzial für Gewinne an den Aktienmärkten. "Die Vorzeichen stehen gut", titelt Analyst Sven Streibel in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie zur Aktienstrategie und hob seine Prognosen für den Dax
Mehrere Aspekte dürften dafür sorgen, dass 2024 ein "wirklich gutes Börsenjahr" werde, - ohne dass aber "Euphorie" ins Spiel käme, erklärt er. Eine wieder in Schwung kommende Konjunktur und auch die US-Präsidentschaftswahlen im November zählt Streibel zu den wichtigsten Kurstreibern. Außerdem verweist er auf den durch Künstliche Intelligenz (KI) angetriebenen Superzyklus und hohe Ausschüttungen der Unternehmen an die Aktionäre.
Bis Ende des Jahres sieht der DZ-Bank-Experte den deutschen Leitindex daher bei 19 500 Punkten und bis Mitte 2025 sogar bei 20 000 Punkten. Für den Leitindex der Eurozone prognostiziert er ein Plus von aktuell knapp 8,5 Prozent auf 5400 Zähler bis zum Jahresende und einen weiteren Anstieg bis auf 5550 Punkten. Der S&P 500 dürfte Streibel zufolge Ende 2024 bei 5600 Punkten stehen und bis Mitte 2025 noch um 100 Punkte auf dann 5700 Zähler steigen.
"Das globale Konjunkturumfeld ist auf dem Weg der Besserung", schreibt der Experte. "Das erste Quartal 2024 sollte insbesondere für das Sorgenkind Europa und Deutschland die Talsohle bilden. Die konservativen Erwartungen für die beginnende Berichtssaison spiegeln dies wider und könnten daher leicht übertroffen werden."
Die unerwartet starken US-Inflationszahlen seien zudem ein Indiz für eine robuste US-Wirtschaft und Preissetzungsmacht der Unternehmen. Dies dürfte weiterhin deren Margen und Gewinne stützen. Außerdem gehen mit dem derzeitigen Präsidenten Joe Biden und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump zwei Kandidaten ins Rennen um das wichtigste Amt in der weltgrößten Volkswirtschaft, die für eine expansive US-Wirtschaftspolitik mit einer Stärkung des heimischen Marktes stünden.
Das wird laut Streibel vor allem Unternehmen der sogenannten "Old Economy" Auftrieb verleihen, wobei unterstützend noch hinzukomme, dass der jüngste Börsenboom vor allem von Technologieaktien getragen worden sei. Auch daher habe nun "der Rest" Nachholbedarf.
Was das Thema KI betrifft, habe diese nicht nur im Tech-Bereich der USA einen neuen Superzyklus ausgelöst, sondern auch in Europa. "Das Ertragspotenzial hat gerade erst begonnen, sich auszuzahlen. Immer mehr Unternehmen kündigen hohe Investitionen in diesem Bereich an." Davon aber profitierten nicht nur die Dickschiffe in den USA: Hierzulande etwa habe die SAP
Auch die Kurspflege und das Bestreben der Unternehmen, ihre Aktionäre durch attraktive Ausschüttungen an sich zu binden, tragen laut dem DZ-Bank-Analysten auch künftig zur Fortsetzung der Börsenrally bei. "Für die Dax40-Unternehmen werden in diesem Jahr in Summe über 54 Milliarden Euro an Dividendenausschüttungen erwartet", konstatiert Streibel. In den USA, wo Aktienrückkäufe beliebter seien, dürften nach einem Rückgang im vergangenen Jahr diese nun wieder steigen - und zwar im laufenden Jahr auf ein Rekordniveau von über einer Billion US-Dollar./ck/bek/stk
Quelle: dpa-AFX