NEW YORK (dpa-AFX) - Nach zwei mühseligen Jahren nimmt eine Wiederbelebung des europäischen Internetsektors aus Sicht der US-Bank JPMorgan Formen an. 2024 rechnet Analyst Marcus Diebel mit einer Besserung, wie aus seinem am Mittwoch vorliegenden Branchenausblick hervorgeht.
Im laufenden Jahr habe sich der Internetsektor kaum vom Rückschlag des Vorjahres nach dem Boom während der Pandemie erholt, so der Experte. Wiederöffnungseffekte nach Corona hätten speziell im ersten Halbjahr belastet. Die Unternehmen hätten sich rigoros aufs Sparen fokussiert und auch ihre Marketingausgaben reduziert. Gleichzeitig hätten sich die Budgets der Verbraucher angesichts der hohen Inflation verringert. Obendrauf lasteten hohe Zinsen auf den wachstumsorientierten Internetwerten.
2024 dürfte sich die Lage aber aufhellen: Diebel erwartet eine Neubewertung der Aktien von niedrigem Niveau aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen hätten sich die Wachstumsaussichten strukturell und nicht nur zyklisch verbessert. Er verweist vor allem auf starke Verbesserungen bei der Profitabilität und dem Barmittelfluss. Zudem erwartet JPMorgan nach langem Aufwärtstrend wieder fallende Anleiherenditen, was für zusätzlichen Rückenwind sorgen dürfte.
Zuletzt bevorzugte der Experte Internetwerte mit hohen Margen und geringer Verschuldung. Nun achte er zunehmend auf ein starkes Momentum beim Gewinnwachstum und viel finanziellen Spielraum für Fusionen und Übernahmen. Laut Diebel dürften Übernahmeaktivitäten im kommenden Jahr neuen Schwung bekommen. Außerdem zählen jene Unternehmen zu seinen Favoriten, die sich in risikoreichen Zeiten besonders gut geschlagen hätten. Eine gesunde Bilanz sei nicht mehr ganz so entscheidend wie zuvor.
Diebels bevorzugte Werte sind Hellofresh
Online-Kleinanzeigen seien jüngst sein bevorzugter Teilsektor gewesen, maßgeblich wegen der hohen Margen. Zunehmende Bedenken angesichts harter Konkurrenz dürften zwar letztlich unbegründet sein, aber dennoch künftig auf den Kursen lasten. Bei Scout24 verwies der Analyst außerdem auf die relativ starke Kursentwicklung der Onlineportal-Betreiber in den vergangenen zwei Jahren.
Bei den Essenslieferanten sieht Diebel die Stimmung und die Aktienkurse auf beinahe schon historischen Tiefständen. Eine verbesserte Profitabilität sollte sich hier aber besonders auszahlen. Außerdem erwartet der Experte Übernahmen, die den Sektor neu ordnen dürften. Bei Just Eat Takeaway
Gemäß der Einstufung "Underweight" geht JPMorgan davon aus, dass sich die Aktie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten schlechter als der jeweilige Sektor entwickeln wird. Gemäß der Einstufung "Neutral" geht die Bank davon aus, dass sich die Aktie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten im Gleichklang mit dem jeweiligen Sektor entwickeln wird. Gemäß der Einstufung "Overweight" geht JPMorgan davon aus, dass sich die Aktie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten besser als der jeweilige Sektor entwickeln wird./niw/ajx/mis
Analysierendes Institut JPMorgan.
Veröffentlichung der Original-Studie: 05.12.2023 / 21:42 / GMT
Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 06.12.2023 / 00:15 / GMT
Quelle: dpa-AFX