FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper
Durch die Verknappung russischer Gaslieferungen gerät der stark von diesen Lieferungen abhängige MDax
Gegen Mittag gab das Papier etwas mehr als 16 Prozent auf 13,85 Euro ab, nachdem es am Morgen um bis zu 23 Prozent abgesackt war. Auch die Aktie der Versorger Eon
"Die Situation bei Uniper und auch den deutschen Versorgern zeigt, wie gefährlich die allgemeine Lage derzeit für den gesamten europäischen Energiesektor ist. Durch Verknüpfungen untereinander und teilweise überlappende Geschäftsbereiche können sich nur die wenigsten Energieunternehmen den Risiken entziehen", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Dabei fühlt er sich schon fast erinnert an die Finanz- und Bankenkrise 2007/2008. "Damals war die Situation zu Beginn ebenfalls kaum überschaubar und die Folgen teilweise verheerend." Im Energiebereich hänge vorerst alles von weiteren Lieferungen durch Russland ab und den schnellen Einsatz von Alternativen.
Zu Uniper direkt sagte ein Händler, dass das Unternehmen jetzt um eine Rettung durch den deutschen Steuerzahler bitten müsse. Die Warnung verdeutliche, wie kritisch, wenn nicht gar gefährlich die gegenwärtige Situation sei, sollte die Feststellung und Bekanntgabe der Gasmangellage durch die Bundesnetzagentur nicht bald erfolgen. Denn die Bundesregierung hat die Preisanpassungsklausel der Gas-Alarmstufe 2 noch nicht aktiviert.
Und RBC- Analyst John Musk erläuterte: Den Düsseldorfern müsse im Rahmen des Gas-Notfallplans durch die Bundesnetzagentur erlaubt werden, höhere Kosten an Kunden weiterzugeben. Dabei rechnete er vor, dass die gedrosselte Gas-Lieferung aus Russland den Konzern aktuell etwa 30 Millionen Euro pro Tag koste.
JPMorgan-Analyst Vincent Ayral schätzt die Uniper entstehenden Kosten durch den Gasengpass auf 20 Millionen Euro täglich. Dabei werde es nur einige Monate dauern, bis der Konzern den bereits gewährten KfW-Kredit in Höhe von zwei Milliarden Euro in Anspruch nehmen könnte.
Warnend fügte Ayral noch hinzu, dass viele "Kommunale Energieversorger" über weniger solide Bilanzen verfügten und womöglich nicht so viel Zeit wie Uniper hätten. Er geht daher davon aus, dass die Bundesregierung derzeit "hart an den Details arbeitet", wie die Energieunternehmen die hohen Kosten weitergeben könnten und dass dies der Grund ist, warum die "Gasmangellage" noch nicht ausgerufen wurde. Dies sei auch von daher heikel, weil dies erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben dürfte. Ayral rechnet aber damit, dass eine Entscheidung eher eine Frage von Tagen oder Wochen ist und nicht von Monaten./ck/nas/stk
Quelle: dpa-AFX