FRANKFURT (dpa-AFX) - Die erst einmal zerstobenen Hoffnungen auf eine baldige erste Zinssenkung in den USA haben am Donnerstag den Immobiliensektor belastet. Der europäische Sektorindex rutschte mit minus 1,8 Prozent an das Ende des 19 Sektoren umfassenden Tableaus von Branchenindizes. Am deutschen Markt büßten Vonovia
Die Erwartung von baldigen Zinssenkungen in den Vereinigten Staaten und später auch in der Eurozone hatten den Sektor Ende vergangenen Jahres stark nach oben getrieben. Immobiliengesellschaften gelten als besonders zinssensibel. Niedrige Kapitalmarktzinsen verbilligen Akquisitionen und auch die Refinanzierung der Unternehmen. Zudem stellen in Marktphasen mit niedrigen Zinsen die Aktien von Immobiliengesellschaften wegen ihrer stabilen Erträge und meist stabilen Ausschüttungen eine Anlagealternative zu Anleihen dar.
US-Notenbankchef Jerome Powell habe am Vorabend die Erwartungen der Märkte einer Zinssenkung bereits im März gedämpft, schrieb Volkswirt Roland Metzenmacher von der BayernLB. Der Fokus richte sich vielmehr auf den Sommer. "Die Finanzmärkte reagierten erwartungsgemäß enttäuscht". "Die Fed verpasst den Zinsoptimisten einen Dämpfer", schrieb Ricardo Evangelista, Analyst beim Broker ActivTrades. Nach einer Zinssenkung bereits im März hörten sich die Aussagen der Fed nicht an. "Doch genau darauf hatten viele Marktteilnehmer gehofft".
Hohe Zinsen und eine maue Wirtschaft hätten Europas Immobilienmärkte 2023 schwer in Mitleidenschaft gezogen, schrieb Analyst Tom Leahy vom Investmenthaus MSCI. Das Wohl und Wehe der Branche im laufenden Jahr hänge daher vor allem von den Zentralbanken ab. Sollten diese die Inflation in den Griff bekommen und die Zinsen wieder senken, dann könne die Branche "durchatmen". Schulden würden dann billiger, was den Druck von Schuldnern nehmen würde./bek/zb/stk
Quelle: dpa-AFX