FRANKFURT/LONDON/MADRID (dpa-AFX) - Erfreuliche Geschäftszahlen aus dem europäischen Bankensektor haben am Donnerstag die zuletzt wieder aufgeflammte Krise bei US-Regionalbanken auf dieser Seite des Atlantik in den Hintergrund rücken lassen. Der Branchenindex Stoxx 600 Europa Banks
Hierzulande richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Deutsche Bank
Analysten äußerten sich überwiegend zuversichtlich. Experte Chris Hallam von der US-Investmentbank Goldman Sachs etwa hob hervor, die Deutsche Bank habe unerwartet hohe Erträge ausgewiesen und auch beim Kosten-Ertrags-Verhältnis positiv überrascht. Zudem lobte er die besser als erwartet ausgefallene Eigenkapitalrendite. Der Fachmann Andreas Pläsier vom Analysehaus Warburg Research ergänzte, die Kernkapitalquote sei solide und habe sich nochmals verbessert.
Die branchenweit deutlichsten Gewinne verzeichneten derweil die Anteilsscheine von Barclays
Die Großbank Barclays konnte dank der höheren Zinsen die Folgen der schwächeren Wirtschaft mehr als abfedern. Die Briten mussten zwar die Vorsorge für Kreditausfälle deutlich erhöhen. Erträge und Gewinn fielen aber dennoch etwas besser als von Analysten erwartet aus. Die Experten von Jefferies sehen nun Spielraum für höhere Markterwartungen.
Guten Nachrichten für die Branche kamen auch von der spanischen Großbank BBVA
Analystin Sofie Peterzens von der US-Bank JPMorgan schrieb, die gestiegene harte Kernkapitalquote sei das Highlight des Quartalsberichts gewesen. Allerdings dürfte es einige Fragen bezüglich der Beständigkeit geben, denn ein Teil der Entwicklung gehe auf das Geschäft in der Türkei zurück. Das Land ächzt unter einer hohen Inflation und leidet damit auch insgesamt unter einer Wirtschaftskrise.
Trotz der guten Nachrichten am Donnerstag hinkt der europäische Bankenindex dem Gesamtmarkt seit Jahresbeginn gerechnet immer noch ein Stück weit hinterher. Aktuell steht ein Plus von gut sieben Prozent zu Buche, während der umfassende Index Stoxx Europe 600
Als scharfer Einschnitt für die europäische Bankenbranche erwiesen sich die Bankenbeben in den USA und der Schweiz im März. Auslöser war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Weitere kleine Banken gerieten ins Straucheln, zuletzt die First Republic Bank
In Europa rutschte die Credit Suisse
Das Bekanntwerden erster Probleme der Silicon Valley Bank hatte am europäischen Gesamtmarkt am 10. März einen Kursrutsch ausgelöst. Doch während der Stoxx Europe 600 inzwischen seine Verluste wieder wettgemacht hat, notiert der Bankenindex immer noch im Minus. Aktuell beträgt der Abschlag neun Prozent./la/zb/mis
Quelle: dpa-AFX