FRANKFURT (dpa-AFX) - Hoffnungszeichen in der Virus-Krise und die Sorgen vor einer steigenden Inflation haben am Dienstag den Höhenflug der Corona-Gewinner weiter abgebremst. Frische Geschäftszahlen der Unternehmen hingegen verpufften größtenteils.
Die prozentual deutlichsten Verluste gab es im MDax, wo die Papiere des Anbieters von Fernwartungssoftware Teamviewer
Diese und andere, stark technologieorientierten Unternehmen haben sich die Digitalisierung als Geschäftsidee auf die Fahnen geschrieben und profitieren damit zwar aktuell von den Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Doch die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen könnte sinken, wenn in Zukunft verstärkt Beschränkungen gelockert werden und dann die Menschen wieder zu ihren gewohnten Konsummustern zurückkehren.
Volkswirt Martin Güth von der Landesbank Baden-Württemberg etwa sieht in puncto Virus-Krise bereits Lichtstreifen am Horizont: "In Deutschland und Europa ist eine Trendwende bei den Inzidenzen zu erkennen; die Impfungen und die Anti-Corona-Maßnahmen scheinen zu wirken." Zudem sei die Impfgeschwindigkeit in Deutschland in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen. Viele Staaten in Europa nähmen Lockerungen bereits vor beziehungsweise terminierten weitere Öffnungsschritte. "Hoffnungen auf einen Sommer in Europa ohne neuerliche Corona-Welle scheinen berechtigt", resümierte der Experte.
Vor diesem Hintergrund müssten ein weiteres Mal die Technologieaktien leiden, schrieb Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. Das Ende der Pandemie und eine drohende Rückkehr der Inflation vermiesten hier den Anlegern die Laune.
Zuletzt hatten Hoffnungen auf einen konjunkturellen Aufschwung infolge zunehmender Corona-Impfungen sowie Engpässe in den internationalen Lieferketten, die die Preise vieler Vorleistungsgüter wie Rohstoffe steigen lassen, die Inflationserwartungen anziehen lassen. Nun fürchten die Anleger von Technologieaktien, dass die Notenbanken in absehbarer Zeit mit höheren Zinsen gegensteuern könnten. In diesem Fall würden sich die Finanzierungskosten der stark wachstumsorientierten Tech-Unternehmen erhöhen.
Insofern konnten zum Beispiel die Geschäftszahlen von Hellofresh die Anleger nicht zum Zugreifen ermutigen, obwohl der Kochboxenversender im ersten Quartal stark gewachsen war. Dabei hatte Unternehmens-Chef Dominik Richter bereits Anfang März versucht, optimistisch in die Zukunft zu blicken: "Während die Pandemie im Laufe des Jahres hoffentlich abklingen wird, rechnen wir fest damit, dass Verbraucher auch weiterhin auf E-Commerce-Lösungen setzen werden, um Lebensmittel einzukaufen."
Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan jedoch blieb skeptisch. Die Frage sei, wie sich das Kundenverhalten weiter entwickele, sobald die Corona-Maßnahmen gelockert seien. Und Expertin Alvira Rao von der britischen Investmentbank Barclays stieß in dasselbe Horn und ergänzte, es sei weiterhin schwer zu prognostizieren, wie sich die Geschäfte von Hellofresh in einer wieder "normalen Welt" entwickeln dürften.
Der Softwareanbieter Teamviewer konnte in den ersten drei Monaten 2021 trotz des starken Vorjahresquartals noch einmal deutlich zulegen. Der Umsatz blieb aber Börsianern zufolge etwas hinter den Erwartungen zurück, ein starker Zuwachs bei den zahlenden Abonnenten kam hier wegen der Umstellung des Angebots auf Laufzeitverträge nicht so stark zur Geltung.
Unter dem Strich aber haben die Aktien vieler Corona-Gewinner seit der Eskalation der Krise am Aktienmarkt Ende Februar 2020 bereits ordentliche Kurspolster aufgebaut. So weisen die Papiere der Shop Apotheke in dieser zeitlichen Betrachtung immer noch ein Plus von nahezu 260 Prozent aus, womit sie im MDax die Nase vorn haben. Die Anleger von Hellofresh können sich dahinter über eine Wertsteigerung von fast 180 Prozent freuen.
Auf Platz drei folgen die Anteilsscheine des Laborausstatters Sartorius
Quelle: dpa-AFX