PARIS/MAILAND/LONDON (dpa-AFX) - Die Aussicht auf womöglich bald steigende Zinsen macht die Banken aktuell an den Aktienmärkten zu Anlegerfavoriten. Nach seinem Sprung tags zuvor auf ein Hoch seit Februar 2020 verteidigte der europäische Branchenindex am Mittwoch trotz leichter Abschläge das hohe Niveau. Mit einem kleinen Minus von 0,3 Prozent war der Stoxx 600 Europa Banks zur Wochenmitte der stärkste Sektor und präsentierte sich damit im schwachen Gesamtmarkt noch vergleichsweise stabil.
Angesichts der steigenden Inflation befürchten viele Investoren, dass die Notenbanken schneller als noch vor einigen Monaten gedacht ihre bisher ultralockere Geldpolitik dämpfen werden. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Fed haben bereits die Weichen für ein Auslaufen ihrer milliardenschweren Anleihekäufe gestellt. Schrittweise Zinsanhebungen könnten aus Sicht der Anleger danach folgen. Hiervon würden wiederum die Banken stark profitieren, da steigende Zinsen sich positive auf das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft auswirken.
Auch die Analysten von Barclays sehen deshalb an den Aktienmärkten die Zeit für sogenannte Value-Titel für gekommen, also für Papiere, die den Anlegern Wert bieten. Im Gegenzug dazu empfehlen die Aktienstrategen der britischen Bank, sich von den monatelang an den Börsen besonders gefragten Technologietiteln abzuwenden.
Banken wiederum profitierten jedoch von der Erholung der Wirtschaftstätigkeit, anziehender Inflation, dem Kreditwachstum und potenziell höheren Renditen. Zudem hätten die Dividenden der Häuser immer noch Spielraum, um aufgrund besserer Erträge zu steigen, schrieb das Team um Emmanuel Cau in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Gleichzeitig seien Banken aktuell der Sektor, der im Jahresvergleich am besten abschneide und an den die Markterwartungen höher seien. Dadurch bestünden gleichzeitig aber auch gewisse Risiken, räumten die Experten ein.
Unter den Einzelwerten ragten jene mit positiven Analystenkommentaren heraus. So gewannen die Papiere der HSBC in London 3,5 Prozent nach einer Empfehlung der UBS. Commerzbank-Aktien hielten sich immerhin im Plus.
Der Analyst Tobias Lukesch von Kepler Cheuvreux stellte in einer aktuellen Studie für Commerzbank-Papiere eine Verdopplung in Aussicht. Drei Säulen stützen seine optimistische Einschätzung: Restrukturierungspotenzial, Zinspotenzial und Konsolidierung.
Derweil hält Jason Napier von der UBS die HSBC-Anteile für günstig, auch wenn die Zinsen nicht stiegen. Sie seien aber dann enorm billig, wenn sie es täten, so der Experte./tav/ag/mis
Quelle: dpa-AFX