(neu: neu gefasst, Kurse aktualisiert)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Gaskrise hat den deutschen Aktienmarkt fest im Griff und zieht am Montag die Aktien von Versorgern einmal mehr teils tief nach unten. Auslöser ist der Stopp der Gaslieferungen Russlands durch die Nord-Stream-1-Pipeline. Hinzu kommt das milliardenschwere neue Entlastungspaket der Bundesregierung, das die Kurse beeinflusst.
Im Dax, der gegen Mittag noch um zweieinhalb Prozent nachgab, waren die Anteilsscheine von RWE
Die Branche wird vor allem dadurch belastet, dass Gazprom alle Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 bis auf Weiteres ruhen lässt - angeblich wegen technischer Probleme. Somit bekommt Deutschland also praktisch kein Gas mehr aus Russland. Vermutet wird, dass Kremlchef Wladimir Putin den Westen - und insbesondere Deutschland - im Konflikt um die Ukraine noch mehr unter Druck setzen will.
"Russland hat den Gashahn zugedreht, und angesichts der Sanktionen gegen Moskau dürfte sich daran vorerst wenig ändern", schrieb Analyst Christian Henke von IG Markets. Die Gasspeicher hierzulande seien zwar gut gefüllt. Doch es stelle sich die Frage, wie diese weiterhin gefüllt werden sollen und ob es ausreichende Alternative geben werde, wenn vor allem im Winter der Gasverbrauch deutlich steige.
Als Folge des Gasstopps zog der europäische Erdgaspreis an der Energiebörse in Amsterdam deutlich an, wodurch sich die Bezugspreise auf den eng vernetzten Energiemärkten weiter erhöhen. "Die Angst vor einer Lehman-artigen Krise im europäischen Energiesektor wächst", schrieb Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas zog am Montag zeitweise um mehr als 30 Prozent an, zuletzt noch um gut 27 Prozent. Er wird häufig als Richtschnur für das europäische Preisniveau verwendet.
Zudem will die Ampel-Koalition Bürgerinnen und Bürger angesichts steigender Preise mit einem dritten Unterstützungspaket in Höhe von mehr als 65 Milliarden Euro entlasten. Eine geplante Maßnahme ist, dass für einen gewissen Basisverbrauch an Strom ein vergünstigter Preis gelten soll. Für einen zusätzlichen Verbrauch darüber hinaus wäre der Preis nicht begrenzt. Finanziert werden soll die Preisbremse, indem übermäßige Gewinne am Strommarkt abgeschöpft werden sollen.
Das Paket überrasche positiv für Eon und negativ für RWE, schrieb Analyst Peter Crampton von der britischen Investmentbank Barclays. Das liege auch daran, dass die Regierung stärker auf die Besteuerung von Übergewinnen von Energiekonzernen setzen wolle als erwartet. Mit Blick auf Eon seien die Vorschläge positiv, die Menschen bei den Stromrechnungen zu entlasten. RWE ist vor allem in der Stromerzeugung aktiv, wohingegen Eon sich auf Netze und Vertrieb fokussiert.
Die Aussicht auf die Abschöpfung von Übergewinnen sorgte auch bei den Titeln von Projektentwicklern für erneuerbare Energien für deutliche Einbußen. So sackten die Anteile des Solar- und Windpark-Betreibers Encavis
Quelle: dpa-AFX